An einem Übergang in Bad Oldesloe staut sich täglich Ärger auf. Seit Monaten regeln Angestellte einer Sicherheitsfirma den Verkehr an der B 75

Bad Oldesloe. Zweimal in der Stunde verlassen die beiden Männer mit einer organge-farbenen Warnweste bekleidet ihre geparkten Autos. Einer von beiden greift direkt neben den Bahngleisen zum Telefonhörer und nimmt Anweisungen vom Fahrdienstleiter entgegen. Dann schreiten beide zur Tat, spannen eine rot-weiße Warnkette auf und riegeln so die Straße ab. Die Aufgabe der Männer: Die Sicherung des Bahnüberganges an der Lübecker Straße in Bad Oldesloe. Rund fünf Minuten später rauscht ein Zug vorbei. Dann wird erneut telefoniert, und die Männer machen sich wieder auf den Weg, die beiden Warnketten wegzunehmen und den Übergang freizugeben. Geduldig wartet Fußgängerin Majer Amalija, bis die Ketten - von den Anwohnern nur "Girlanden" genannt - wieder weggeräumt sind. "Ich gehe hier täglich lang. Mich stört das längere Warten nicht", sagt die 74-Jährige, bevor sie über die Gleise geht.

Seit Ende April hat die Deutsche Bahn den Übergang saniert und die Signalanlage ausgetauscht. "Die beauftragte Firma hat falsche Kabel geliefert, die jetzt noch ausgetauscht werden müssen", sagt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis auf Nachfrage. "Erst dann können wir die Arbeiten abnehmen lassen." Das könnten nur Fachleute der Bahn und des Bundesamtes.

Zwar mag Meyer-Lovis den Namen der verantwortlichen Baufirma, die von der Deutschen Bahn beauftragt wurde, nicht nennen. Doch sagt er: "Wir werden prüfen, ob wir der Firma die Mehrkosten durch die Verzögerungen in Rechnung stellen können." Die zusätzlichen Kosten kenne er allerdings noch nicht.

Schon seit rund zwei Monaten wird gewartet. Und Autofahrer wie Passanten müssen mindestens fünf Minuten mehr Zeit einplanen, wenn sie am Bahnübergang warten müssen. "Die Autofahrer sind mehr als sauer", sagt Günter Lulies, der direkt am Bahnübergang wohnt. "Immer wieder werden auch die Männer angepöbelt, die die Girlanden aufspannen." Während des Berufsverkehrs stauen sich die Autos und Lastwagen manchmal bis zur Polizeiinspektion an der Kreuzung Berliner Ring. Das sind rund 500 Meter.

Gegenüber Journalisten dürfen sich die Männer nicht äußern. "Ihr Job ist lebenswichtig. Sie sollen sich auf ihre Arbeit konzentrieren", begründet Bahnsprecher Meyer-Lovis. Manfred Wallner schüttelt den Kopf über die Baumaßnahme. Er wohnt auf der nördlichen Seite des Bahnübergangs.

"Das ist eine Katastrophe", klagt Wallner. "Ich wohne jetzt seit 20 Jahren hier, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt." Zwar sei ab und zu die Signalanlage ausgefallen, erinnert sich der 67-Jährige. "Dann hat die Polizei den Verkehr geregelt und nach wenigen Tagen ging es wieder."

Gesa Blohm hat sogar den Bürgermeister angesprochen. "Er sagte mir aber, dass die Deutsche Bahn verantwortlich ist und er deshalb nichts machen könne." Ein Schrankenwärter habe ihr gesagt, dass Kabel fehlen würden. "Ab März 2009 wurde hier die Straße saniert", so Blohm. Teils sei die Strecke voll gesperrt worden. Die 28-jährige Blohm war in dieser Zeit schwanger. "An meinem Stichtag im September 2009 hatte ich Panik. Ich wollte schon einen Hubschrauber bestellen." Dann sei aber doch alles gut gegangen.

Auch für die Stadt Bad Oldesloe sei der Bahnübergang ein leidiges Thema, räumt Klaus Scharnberg, Leiter des Sachbereichs Tiefbau, ein. "Mein letzter Stand war, dass die Abnahme der Bauarbeiten durch Experten der Bahn im August erfolgen sollte. Aber der ist ja nun auch schon vorbei." Eine aktuelle Verkehrszählung habe er zwar nicht, so Klaus Scharnberg. "Wir haben aber in der Stadt Probleme durch die Absperrung der einen Ausfahrt der Autobahn 1. So rollt der Verkehr verstärkt auch über die Bundesstraße 75 durch das Stadtgebiet."