Zahl der Spender nimmt ab. Tierfreunde fordern mehr Unterstützung von Kommunen. Demonstration in Berlin

Bad Oldesloe/Reinbek. "Ich schätze, dass bundesweit 70 Prozent der Tierheime vor dem Aus stehen." Diese Warnung kommt von Heike Reher, Vorsitzende des Tierschutzvereins Bad Oldesloe. Auch in Stormarn stehe es schlecht um die Tierheime. Die Existenz des Standortes Bad Oldesloe sei ernsthaft bedroht. "In den vergangenen Jahren haben wir immer weniger Spenden erhalten. Wir haben ein Minus von 30 Prozent festgestellt", sagt Reher. "Wenn jemand 50 Euro im Jahr spendet, dann ist das für uns ein Großspender", sagt die Tierschützerin. Sie macht die schlechte wirtschaftliche Lage dafür verantwortlich, dass immer weniger Menschen mit Geldspenden helfen wollen: "Viele haben ihren Arbeitsplatz verloren und können sich das nicht mehr leisten. Eine Firma, die jeden Monat gespendet hat, hat das nun auch eingestellt, weil sie Mitarbeiter entlassen musste und ums Überleben kämpft."

"Die Arbeit der Tierpfleger ist psychisch oft sehr belastend"

Jedes Jahr brauche das Oldesloer Tierheim mindestens 150 000 Euro. Angesichts der hohen Kosten sind die Löhne der Tierpfleger, die halbtags Tiere versorgen, niedrig. Reher: "Ich kann leider nur 6,20 Euro pro Stunde bezahlen. Dabei ist die Arbeit dreckig und psychisch belastend. Oft haben wir schwer verletzte Tiere, das ist manchmal ein schrecklicher Anblick." Ohne freiwillige Helfer würde es in Bad Oldesloe nur schwer weitergehen.

"Jeden Morgen um 7 Uhr haben wir hier unbezahlte Freiwillige, die aus Sülfeld und Bargfeld-Stegen zu uns kommen. Das ist wirklich nicht selbstverständlich." Auch die müssen sich oft mit verhaltensauffälligen Tieren befassen. "Die psychische Belastung ist ähnlich der eines Krankenpflegers", sagt Reher.

Das bestätigt eine weitere Tierschützerin: "Die seelische Belastung ist groß. Man kann nicht allen Tieren helfen", sagt Karen Schönbrot. Sie weiß, wovon sie spricht. Seit 30 Jahren setzt sie sich für den Tierschutz ein. Außerdem ist sie eine der Mitbegründerinnen der Tierrechtsorganisation "Einhorn", die in diesem Jahr 15 Jahre alt wird. "Angefangen haben wir mit fünf Mark Mitgliedsbeitrag", sagt die Leiterin des Tierheims in Reinbek. "Damals haben wir alles aus eigener Tasche gezahlt." Heute hat der Tischschutzverein rund 50 Mitglieder und 150 Spender.

Der Verein finanziert sich neben den Mitgliedsbeiträgen und Spenden auch über Patenschaften. Neue Mitglieder kämen kaum hinzu, dieses Jahr seien es lediglich zehn gewesen. Karen Schönbrot: "Vor fünf Jahren hatten wir noch gut doppelt so viele Leute, die neu in unseren Verein kamen." Wenn es so weitergehe, könnte es durchaus dramatisch werden. Schönbrot: "Je weniger gespendet wird, umso weniger kann geholfen werden."

Seit drei Jahren bauen sie und ihre Kollegen ein neues Tierheim im Reinbeker Gewerbegebiet. 180 Tiere sind in den bestehenden Räumen untergebracht: Katzen, Kaninchen, Vögel, Meerschweinchen und bald auch Hunde. Die Zahl der ausgesetzten Tiere steigt immer weiter. Deshalb werden zurzeit nur in Notfällen Katzen aufgenommen. Schönbrot: "Es fehlt der Platz." Und die Kosten für die Verpflegung und ärztliche Versorgung der Tiere steigen permanent, denn viele Halter schieben ihre Tiere ab, sobald eine teure Operation ansteht.

Etwa 2000 Euro kostet es monatlich, die Tiere zu verpflegen und das Tierheim zu führen. Arztkosten kommen noch in Höhe von 1000 Euro hinzu. Die Tierheimleiterin sagt: "Wenn operiert werden muss, sind die Ausgaben natürlich noch höher."

Außer der sinkenden Zahl der aktiven Tierschützer und der rückläufigen Spendenbereitschaft gibt es noch weitere Probleme. Eines davon sind die Katzen mit freiem Ausgang, die von ihren Besitzern nicht kastriert werden. "Dadurch vermehren sich die Tiere extrem", sagt Karin Schönbrot.

Monika Ehlers vom Tierschutzverein Ahrensburg/Großhansdorf bestätigt diese Entwicklung: "Wir müssen uns derzeit um 50 Katzen kümmern. Eigentlich haben wir aber nur Kapazitäten für die Hälfte." Auch sie beobachtet, dass immer weniger gespendet wird: "Wir haben zwar unsere Spender, die sich seit Jahren engagieren, aber neue Spender gibt es nur noch etwa drei bis fünf pro Jahr", sagt Ehlers.

"Wir verschaffen uns in Berlin Gehör. So wie jetzt kann es nicht weitergehen"

Die Großhansdorfer haben deswegen die Initiative ergriffen und sind den Spendern entgegengekommen, statt auf sie zu warten. "Wir haben die Kästen für die Futterspenden überall in unserem Einzugsgebiet aufgestellt. Aber leider wurden die auch nicht mehr so gut gefüllt", sagt die Schriftführerin des Tierschutzvereins. Am 24. September will der Dachverband der Tierschützer, dem auch die Stormarner Vereine angehören, vor dem Bundesrat in Berlin demonstrieren. Heike Reher aus Bad Oldesloe: "Wir wollen uns Gehör verschaffen, denn so wie im Moment kann es nicht weitergehen." Sie sagt: "Die Kommunen haben ihre Aufgaben und Verpflichtungen an die Tierschutzvereine weitergereicht." Eigentlich sehe der Gesetzgeber aber vor, dass sich die Kommunen um ausgesetzte oder verletzte Tiere kümmern.

Die Vereine bekommen zwar für ihre Arbeit finanzielle Hilfe, aber nicht genug. "Das Geld, das wir bekommen, reicht gerade einmal, um unter größten Anstrengungen die Grundversorgung der Tiere zu sichern. Wenn die Beiträge von der Stadt und vom Amt Bad Oldesloe-Land nicht erhöht werden, sieht es schlecht aus für das Tierheim", sagt Heike Reher aus Bad Oldesloe.

Derzeit steht sie in Verhandlungen mit der Stadt. Heike Reher sagt entschlossen: "Ich fordere die Verantwortlichen auf, zu einer vernünftigen Lösung beizutragen."