Mehr als 500 Gäste kamen zum Konzert der Musiker aus Sachsen in die Peter-Paul-Kirche . Und die meisten Fans waren begeistert

Bad Oldesloe. Die Peter-Paul-Kirche in Bad Oldesloe ist bis auf den letzten Platz gefüllt, als die Prinzen um 20 Uhr auf der Empore vor der Orgel erscheinen. Angestrahlt von rotem Licht beginnen die fünf Musiker aus Sachsen, einen klassischen Choral zu singen.

Anschließend geht es vor dem Altar weiter. "Ich bin gespannt, ob ihr heute noch abgeht", ruft Sebastian Krumbiegel ins Mikro und stimmt "Gabi und Klaus" an - die erste Single der Band, mit der ihr 1991 der Durchbruch gelang.

Anfangs scheinen die 520 Zuschauer noch etwas unsicher zu sein, wie sie in Anbetracht der Kulisse auf die Prinzen reagieren sollen. Der Applaus ist noch etwas zurückhaltend. "Könnt ihr eigentlich auch laut?", fragt Sebastian Krumbiegel und bricht damit das Eis. Riesenjubel ertönt im Gotteshaus, die Zuschauer johlen, klatschen und trampeln mit den Füßen.

Der Sänger grinst verschmitzt. Vor dem Konzert sagte er im Interview mit der Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblattes: "Ich sehe die Kirche als Konzertsaal mit einer hammermäßigen Akustik. Die Leute werden merken, dass sie auch in der Kirche aus sich herausgehen und Lärm machen können. Sie müssen nicht in der Ecke sitzen und beten." Er behält Recht. Bereits nach wenigen Minuten scheinen die Besucher vergessen zu haben, dass sie sich in einer Kirche befinden.

"Ihr müsst euch über die Brüstung lehnen, denn wir sehen geil aus"

Immer wieder animiert Sebastian Krumbiegel das Publikum mit Worten wie "das ist gut, aber ihr könnt das noch besser", Gesten und verrückten Tanzsoli zu noch mehr Applaus, mehr Jubel und mehr Lautstärke. Seine Sprüche wie "Ist jemand von euch hier, der wie wir aus Sachsen kommt? Dann übersetz' bitte für den Rest." und "Wenn ihr uns nicht sehen könnt, müsst ihr euch über die Brüstung lehnen, denn wir sehen geil aus", bringen die Zuschauer immer wieder zum Lachen.

Das Konzert in der Peter-Paul-Kirche in Bad Oldesloe ist Teil einer Kirchentour. Seit Mai und noch bis Ende September treten die Prinzen in 40 Kirchen in Deutschland auf. "Wir müssen immer gucken, dass wir uns neu erfinden, damit uns nicht langweilig wird", sagt Sebastian Krumbiegel. "Denn die Säle und Konzerthallen in Deutschland kennen wir alle schon. Wenn man auf die Bühne geht und zum 150 000 Mal dasselbe macht, muss man entweder aufhören oder etwas Neues machen."

Inzwischen stehen die Prinzen seit knapp 20 Jahren gemeinsam auf der Bühne, in Stormarns Kreisstadt Bad Oldesloe sind sie jedoch zum ersten Mal. "Es ist ein Privileg, Musik machen und davon leben zu können", sagt Krumbiegel. "Wir sind uns bewusst, dass das ein Traumberuf ist." Für die Prinzen ist die Kirchentour aber auch eine Rückkehr zu ihren Wurzeln. "Wir knüpfen daran an, wo wir damals angefangen haben", sagt Krumbiegel, inzwischen 44 Jahre alt. Denn ihre Gesangsausbildung machten die fünf Sachsen in kirchlichen Chören. Vier von ihnen lernten das Singen beim Thomanerchor in Leipzig, einer beim Dresdner Kreuzchor.

Damit, dass sie besonders gläubig seien, habe die Wahl des Veranstaltungsortes dagegen nichts zu tun. "Ich möchte niemanden missionieren", sagt Musiker Krumbiegel. Im Gegenteil: Er selbst sei vor 20 Jahren aus der Kirche ausgetreten. Dennoch gehe er immer noch gern in Kirchen. Sebastian Krumbiegel sagt: "In jeder Stadt, in der ich bin, gehe ich in die Kirche - aber nicht, um zu beten." Ihr Programm in der Peter-Paul-Kirche ist eine Mischung von Songs aus ihrem aktuellen Album "Frauen sind die neuen Männer" und ihren bekannten Lieder wie "Schwein sein", "Alles nur geklaut" oder "Küssen verboten".

"Es ist super. Die schaffen es einfach, die Leute mitzunehmen"

Zu Beginn und zum Abschluss ihres Konzerts singen die Prinzen jeweils ein kirchliches Lied. Außerdem haben sie einige Songs ausgewählt, die in ihren Augen "in die Kirche passen" wie zum Beispiel "Zurück ins Paradies".

Etwa zwei Stunden lang stehen die Prinzen auf der Bühne. Nach ihrem letzten Lied "Deutschland" werden sie so lange mit Standing Ovations gefeiert, bis drei Zugaben und ein weiterer klassischer Choral folgen. Die Zuschauer sind begeistert. "Es ist super. Die schaffen es, die Leute mitzunehmen", sagt Ralf Novotny, der "schon immer" Prinzen-Fan ist, und die Band noch aus DDR-Zeiten kennt. Der Bargteheider ist mit seiner Familie zum Konzert gekommen. Novotny: "Die Prinzen haben seit 20 Jahren ihren Stil. Mit ihrer Musik sind sie einzigartig, sie füllen nur mit ihrem Gesang den Raum." Auch von der Wahl der Kulisse ist Ralf Novotny begeistert: "Die Kirche passt perfekt, es ist besser als ein großes Stadion."

Für Sohn Mike ist es das erste Prinzen-Konzert. "Ich finde es gut, wie sie Chor mit Popmusik vermischen", sagt der 16-Jährige, der selbst in einem Chor singt. "Ich habe früher sehr gerne die Prinzen gehört und sie gefallen mir jetzt auch noch."

Mechtild Klein ist mit ihrem Mann Hartmut und ihren Töchtern Henrike und Paulina in die Peter-Paul-Kirche gekommen. "Es ist toll, dass Bad Oldesloe es schafft, so etwas zu organisieren, und dass es von den Menschen angenommen wird und ausverkauft ist", sagt die Oldesloerin. Der Kampf um die Karten sei hart gewesen. "Aber es hat sich gelohnt", sagt ihre Tochter Henrike, "man muss die Chance nutzen, wenn die schon mal in unsere Stadt kommen."