Familie eines entlassenen Judotrainers fühlt sich vom Barsbütteler SV gemobbt. Jetzt wollen sich die Kommunalpolitiker in den Fall einschalten

Barsbüttel. Mit Entsetzen haben Kommunalpolitiker und Bürger im Sozial-, Sport- und Kulturausschuss (SKS) auf Vorwürfe gegen die Verantwortlichen des Barsbütteler Sportvereins (BSV) reagiert. Ivana Tadrowska berichtete in der Bürgerfragestunde, ihr Mann sei im BSV mit Naziparolen massiv gemobbt und - trotz Protesten der ihm anvertrauten Kinder und Eltern - entlassen worden.

Jan Tadrowski, Judo-Trainer und damaliger Abteilungsleiter Fitness, habe den Sohn des Vereinsvorsitzenden Bernhard Zeppenfeld zur Rede gestellt, als der damals 30-Jährige Anfang 2009 im Fitnesskeller des Vereins ein T-Shirt mit der Aufschrift "Führer" und dem Text "Es gibt so viele Arschlöcher und so wenig Kugeln" getragen habe. Im Juli 2009 sei ihr Mann vom BSV fristlos entlassen worden. Während des nachfolgenden Arbeitsgerichtsverfahrens sei sie selbst von einem BSV-Mitarbeiter bedroht worden. Nach dem Gerichtsverfahren musste der Verein die fristlose Kündigung in eine fristgerechte umwandeln und eine Abfindung zahlen.

"Wir haben seit einem Jahr Angst. Wenn uns jetzt etwas passiert und Sie dagegen nichts unternehmen, werde ich Sie verantwortlich machen", sagte sie mit zitternder Stimme. Politik und Bürgermeister reagierten sichtlich betroffen. "Ich bin schockiert. Wir werden Ihnen helfen", versprach CDU-Fraktionschef Christian Ebke. Die Politiker wollen den BSV-Vorstand um Aufklärung der Vorwürfe bitten. Suspendieren oder absetzen könne man die Verantwortlichen aber nicht, das sei Sache des Vereins und der Mitglieder.

"Wir haben die Eltern über die Entlassung im Juli informiert und nach der Sommerpause zu einer Sondersitzung der Judoabteilung eingeladen, bei der wir auch den neuen Trainer vorgestellt haben", sagte der der Vereinsvorsitzende Bernhard Zeppenfeld dieser Zeitung. Von Mobbing habe er nichts gewusst, die Kündigung sei aus sachlichen Gründen und aufgrund von Fehlverhalten Tadrowskis erfolgt. Von dem "Zoff" zwischen seinem Sohn und Tadrowski habe er erst beim Gerichtsprozess erfahren, als er das Foto von seinem Sohn mit dem T-Shirt sah. Das Bild hatte Tadrowski aufgenommen.

"Ich kann als Vorsitzender des Sportvereins nicht durchgehen lassen, dass er das T-Shirt dort getragen hat. Dafür habe ich ihn gescholten und damit war das für mich zu Ende", sagte Zeppenfeld. Das Shirt habe sein Sohn von dem jetzigen Leiter des Fitnesskellers als Dank für Hilfe beim Renovieren des Kellers geschenkt bekommen.

Die Zuhörer im Ausschuss sahen Parallelen zum Verhalten der BSV-Verantwortlichen im Fall der B-Jugendmannschaft, die im Streit zum Willinghusener SC gewechselt war. "Was ist das für ein Verein, in dem ein Jugendleiter eine Ethno-Rede per E-Mail verschickt? In anderen Gemeinden hätte das Konsequenzen", sagte Christian Hermann, Vater eines Spielers. Fußball-Jugendobmann Ulrich Münster hatte eine angebliche Rede des früheren australischen Premierministers John Howard aus dem Internet per E-Mail an Trainer und Betreuer versandt. Darin wird unter der Überschrift "Wir brauchen dringend Politiker wie ihn" gefordert, Einwanderer müssten sich anpassen. Münster hatte sich im Nachhinein für den Versand entschuldigt.

Die Eltern der B-Jugendlichen und Trainer Jürgen Busacker hatten in einem offenen Brief Mängel der Jugendarbeit im BSV kritisiert. Sie forderten Münster und Vorstand Zeppenfeld zum Rücktritt auf. Auch Jürgen Busacker, neun Jahre Jugendtrainer beim Verein, sei "weggebissen und weggemobbt" worden, berichtete Elternsprecher Arno Weisheit im SKS-Ausschuss. "Der Verein bekommt unsere Steuermittel, aber die Jungs, die hier aufgewachsen sind, können hier nicht mehr spielen, das ist unhaltbar", sagte eine Mutter.

"Die Kinder haben sich für ihre Sache engagiert und werden jetzt abgestraft, das ist nicht in Ordnung", meinte auch Elternsprecher Weisheit. Die Jugendlichen hatten vor den Sommerferien in Gesprächen und zuletzt mit Spruchbändern am Sportplatz gegen das Auseinanderreißen ihres Teams protestiert. Jugendobmann Ulrich Münster und Vorstand Bernhard Zeppenfeld hielten jedoch an der beabsichtigten Jahrgangstrennung für A- und B-Jugend in der kommenden Saison fest. "Zum Schutz der jugendlichen Spieler", sagt Münster.

Eltern und Trainer protestierten zunächst mit dem offenen Brief. Anschließende Gespräche - auch unter Moderation von Bürgervorsteher Jörg Kiencke brachten scheinbar eine Annäherung - bis die Mannschaft nach den Ferien erfuhr, dass alle jungen Kicker gesperrt wurden. Daraufhin gingen diese in der vergangenen Woche auf die Straße und demonstrierten gegen die Vereinsführung. "Ich überlege, ob ich meine drei Kinder aus dem Verein abmelde. Mein Sohn wird irgendwann auch Fußballspielen wollen. Aber das, was ich hier höre, macht mir Angst", sagte eine Mutter. Bürgermeister Thomas Schreitmüller sagte dagegen, wer austrete, überlasse den anderen das Feld. Zuhörer Wulf Jütting forderte: "Das ist schlimm. Diese Leute dürfen den Verein keinen Tag länger führen."