Verbraucherschützer warnen vor neuer Masche. Auch ein Ahrensburger sollte mit angeblichem Lottogewinn angelockt werden

Ahrensburg. Gerald Pätzold wurde schon kurz nach dem Öffnen des Briefumschlags misstrauisch. Fast 1000 Euro sollte der Ahrensburger gewonnen haben. Genau genommen ging es um eine noch offene Auszahlung vom "Lotto-Gewinn Service" in Höhe von 946,72 Euro. Der Finanzdienstleister Dr. Meier & Partner schrieb weiter, er habe die Summe für Pätzold eingefordert. "Zwar spiele ich gelegentlich Lotto, aber an einen Gewinn konnte ich mich nicht erinnern, und an Gewinnspielen hatte ich auch nicht teilgenommen", sagt Pätzold.

Für Thomas Hagen von der Verbraucherzentrale in Kiel ist offensichtlich, dass Betrüger am Werk sind. Er sagt: "Das Schreiben weist eindeutige Hinweise auf eine Kaffeefahrt auf." In den vergangenen Tagen meldeten sich viele Stormarner, die ähnliche Briefe erhalten haben, bei dem Verbraucherschützer. Hagen rät eindringlich davon ab, sich für diese Fahrten überhaupt anzumelden. Denn meist enden sie auf einer Verkaufsveranstaltung in abgelegenen Landgasthöfen. Hagen: "Es muss sich jeder im Klaren darüber sein, in welche psychologische Situation er geraten kann." Selbst Mitfahrer, die sich eigentlich vorgenommen hatten, sich nichts aufschwatzen zu lassen, würden von den Verkäufern oftmals überredet.

Es komme sogar vor, dass Mitfahrer vor allen anderen im Saal förmlich an den Pranger gestellt würden, wenn sie nichts kaufen wollen. "Die Sachen sind außerdem meist total überteuert oder einfach nicht brauchbar", sagt Thomas Hagen, "es ist doch klar, dass diejenigen, die dort Sachen kaufen, die Fahrt und das Essen der anderen mitfinanzieren." Topfsets oder Wunderpillen zum Abnehmen seien meist nur von minderer Qualität.

"Niemand hat etwas zu verschenken", sagt Hagen. "In den Schreiben wird oft gelogen, dass sich die Balken biegen, und das Wort Kaffeefahrt stets vermieden." Gewinne würden zudem häufig in Gutscheinen ausgehändigt. "Da gibt es dann Rabatt auf eine überteuerte Reise, zu der aber noch jemand mitgenommen werden muss, der den vollen Preis zahlen soll."

Adressen oder Telefonnummern sind in den Werbebriefen meist nicht angegeben. Die Betrüger gehen bundesweit immer nach ähnlichem Muster vor.

Der Ahrensburger Gerald Pätzold sollte sein Geld persönlich in der Nähe von Bad Schwartau überreicht bekommen. Busse würden die Gewinner hinbringen. Ein genauer Ort wurde nicht genannt. Verbraucherschützer Hagen: "Selbst die Busfahrer wissen vorher oft nichts. Meist bekommen sie erst kurz vor der Abfahrt per Handy die genaue Adresse durchgesagt."

Die Empfänger werden in den Briefen oft persönlich angesprochen. Gerade ältere Menschen, die vielleicht gar nicht wissen, dass solche Serienbriefe ohne Probleme mit dem Computer erstellt werden, halten das Schreiben dann für besonders glaubwürdig.

Der Brief sei "gut gemacht", meint auch Gerald Pätzold. Ein Aktenzeichen und das Firmenlogo im Briefkopf würden Seriosität suggerieren. Als er seiner Tochter den Brief zeigte, hielt sogar sie ihn für echt und freute sich zunächst über den Gewinn. Schließlich hieß es auch noch, dass er eine Zusatzprämie bekommen sollte - und zwar einen "nagelneuen Express-Kaffee-Automaten". Solche vermeintlichen Präsente sollen ein weiterer Anreiz sein, sich bis zu einem festgelegten Datum den Platz für die Bustouren zu reservieren.

Doch die Veranstalter arbeiten andererseits auch mit Drohungen. Wer sich für den Ausflug angemeldet hat, bekommt nach Angaben der Verbrauchzentrale oft mitgeteilt, dass er bei Nichterscheinen eine Strafe zahlen müsse. "Ich habe allerdings noch nie gehört, dass diese Gebühr auch wirklich mal eingefordert wurde", sagt Thomas Hagen. Der Experte rät, solche Schreiben gar nicht weiter zu beachten.

Und so handelte schließlich auch der Ahrensburger Gerald Pätzold: Er warf die Gewinnbenachrichtigung einfach ins Altpapier.

Die Telefonberatung der Verbraucherzentrale ist montags bis donnerstags von 10 bis 18 Uhr unter der kostenpflichtigen Nummer 0900/17 754 41 zu erreichen. Der Anruf kostet 1,50 Euro je Minute aus dem Festnetz.