Meine Firma: Ahrensburger produzieren Implantate für die Chirurgie und liefern in 13 europäische Länder

Ahrensburg. Sie kostet 25 Euro, ist etwa zwei Zentimeter groß, spitz und aus Titan. "Die Herstellung einer solchen Schraube ist sehr anspruchsvoll", sagt Roman Nassutt, Geschäftsführer von Litos. Das Unternehmen stellt Implantate für die Osteosynthese her - also für die Fixierung von Knochenteilen bei Brüchen. Und eben die passenden Schrauben, damit die Titanplatten am Knochen befestigt werden können. Ganze Sets mit den Präzisionsteilen samt nötigem Werkzeug liefert Litos an Ärzte und Krankenhäuser. "Die sind wie ein Werkzeugkoffer von Bosch, aber eben für Chirurgen", erläutert Nassutt. Und ein wenig teurer. Einige Modelle kosten 6000 Euro. Im Juni ist das Hamburger Unternehmen mit Teilen der Produktion nach Ahrensburg auf ein 4000 Quadratmeter großes Grundstück im Roggenweg gezogen.

"Wir sind zwar ein kleines mittelständisches Unternehmen, produzieren aber rund 1800 Produkte. Das ist eine relativ hohe Anzahl." Die kleinen Titanplatten werden in den verschiedensten Größen und Formen hergestellt. "Wir bieten von Kopf bis Fuß für jeden Knochen die passenden Teile", sagt der Geschäftsführer. Ein Knochenjob - im übertragenden Sinne. Teilweise müssen die Implantate "maßgeschneidert" werden. Für solche Sonderanfertigungen ist Andi Pyka zuständig. Pyka ist Meister der Zerspanungstechnik und arbeitet seit sieben Jahren bei Litos.

Er ist einer von 25 Mitarbeitern am Standort Ahrensburg, kommt jeden Morgen aus Hamburg zur Arbeit. "Ich mag, dass es jeden Tag etwas Neues gibt und nicht bloße Serienfertigung." Der 46-Jährige steht an einer Werkbank. Auf ihr liegt eine fünf Zentimeter dicke Eisenplatte, die aussieht wie eine Gussform. "Ich stelle gerade Implantatplatten für den Calcaneus her", erläutert Pyka und meint damit Implantate für den Knochen an der Fußhacke. Viel genauer will er nicht werden. "Unsere Konkurrenz könnte daraus einen Vorteil ziehen." Und die Konkurrenz ist groß, besonders die US-amerikanische bestimmt den Weltmarkt. Nassutt: "Die Großen sind die Haifische im Becken." Folgen des Preiskampfes muss auch Litos schmerzhaft erfahren. "Kliniken in Deutschland ordern die Sets, bezahlen aber nur die jeweils verbrauchten Teile", klagt Nassutt.

Rund 95 Prozent der Produkte, die Litos herstellt, bestehen aus Titan. Nassutt: "Das ist ein Material mit hervorragenden biologischen Eigenschaften." Der Körper stößt das leichte Metall nicht ab. "Außerdem hat es eine hohe Festigkeit. Diese beiden Faktoren sind für die Medizintechnik entscheidend." Litos sei in einer Zukunftsbranche aktiv, sagt Nassutt. Nur indirekt über die Zulieferer habe Litos die Wirtschaftskrise gespürt. Im Gegenteil: Das Unternehmen sei auf Wachstumskurs. "Die Krise hat eher den klassischen Maschinenbau erfasst. Wir haben ein Umsatzplus von 15 bis 20 Prozent", sagt der Geschäftsführer stolz. "Mit dem Umzug nach Ahrensburg haben wir kräftig investiert und wollen hier in den kommenden Jahren noch ein weiteres Produktions- und Verwaltungsgebäude bauen." Doch solle Litos "organisch wachsen", wie Nassutt es nennt. "Wir wollen uns nicht übernehmen." Mit dem Umzug kamen ein neuer Mitarbeiter und drei Hilfskräfte neu zu Litos. "Die Zahl der Beschäftigten ist bei uns an das Wachstum gekoppelt." Vor zwei Jahren hat Nassutt die Leitung des Unternehmens übernommen. "Es ist eine schlafende Perle in einer faszinierenden Branche." Ihn reize besonders die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Ingenieuren, schwärmt er. Nur mit dem Spezialwissen aus beiden Disziplinen gelinge der Erfolg. Und Nassutt blickt zuversichtlich nach vorn: "Die Medizintechnik ist eine Zukunftsbranche durch die steigende Lebenserwartung und -qualität. Die Ansprüche an die Technik wachsen und ebenso die Nachfrage." Einen deutlichen Auftragszuwachs erlebt die Branche zudem während des Winters, wenn Fußwege verschneit oder vereist sind. "Im vergangenen Winter war das ganz extrem", betont der Geschäftsführer. "Die Ärzte sind teilweise nicht mehr aus dem OP-Raum gekommen."

Es gibt also einen großen saisonalen Effekt. In solchen Situationen müsse Litos dann schnell liefern können und Lagerbestände abtragen. Die Kontrolle über die Lagerschätze hat Bernd Ovens. Der 52-Jährige Lagerist: "Ich bin quasi die letzte Instanz, bevor die Produkte rausgehen." Ovens ist schon seit 19 Jahren bei Litos und damit einer der dienstältesten Mitarbeiter. Zu Beginn sei die Firma ein reines Entwicklungsunternehmen gewesen, erläutert Nassutt. 15 bis 20 Jahre lang sei Wachstum für Litos kein Thema gewesen. "Es sollte einfach geforscht und die entstandenen Ideen umgesetzt werden." Mittlerweile hat die Geschäftsleitung jedoch einen neuen Kurs eingeschlagen. Davon zeugt vor allem der Umzug nach Ahrensburg. Und der Geschäftsführer versichert: "Wir gehen es jetzt etwas offensiver an."