Die engagierten Mitglieder des Heimat- und Bürgervereins haben vor 25 Jahren begonnen, in der historischen Wassermühle Exponate zusammenzutragen. Daraus ist ein richtiges Museum geworden

Glinde. "Unser ganzer Stolz ist der Wagenschauer II", sagt Wolf-Dieter Bode, Vorsitzender des Glinder Heimat- und Bürgervereins, und zeigt auf einen der Schuppen hinter sich. Als Wagenschauer werden die Gebäude des Museums bezeichnet, in denen sich die Ausstellungsstücke befinden.

Der 66-Jährige und seine Kollegen Klaus Utermöhlen, 82, Peter Ostrovski, 69, Hainer Haß, 62, und Otto Nennemann, 66, gehören zu den aktivsten der 150 Mitglieder. Utermöhlen zählte 1982 zu den Gründungsmitgliedern.

Bode, Utermöhlen und Ostrovski erledigen die praktischen Arbeiten. "Wir möbeln die Ausstellungsstücke selbst wieder auf", sagt Bode. Rund 1600 Exponate gibt es insgesamt zu bestaunen. Das älteste Stück, ein Holzpflug, ist mehrere Hundert Jahre alt.

Als Unterstützung stellt der Ausbildungsverbund Lauenburg den zupackenden Herren schwer vermittelbare Arbeitskräfte. Die helfen nun schon seit drei Jahren, die alten Geräte und Ausstellungsstücke wieder aufzuarbeiten. "Wir kommen gut voran", sagt Bode. "Die Arbeiter stammen oft aus Osteuropa und verfügen über ein Fachwissen, das wir hier gut gebrauchen können." Deshalb sind auch schon so gut wie alle Exponate vorzeigbar.

Viele Exponate sind auch im Internet zu sehen

Mit seiner Arbeit beteiligt sich der Verein bei einem Projekt der Universität Kiel. Es nennt sich "Digi-Kult" und erfasst bundesweit ausgestellte Exponate, die dann im Internet zu sehen sind. Für diesen Teil der Vereinsarbeit sind Hainer Haß und Otto Nennemann zuständig. "Ich habe immer eine Kamera bei mir", sagt Nennemann.

Doch nicht nur im Internet sind die alten Werkzeuge, Maschinen und Möbel zu bestaunen. Auch vor Ort bieten die aktiven Ehrenamtlichen Führungen an. Jedes Wochenende - für angemeldete Gruppen auch werktags - beginnen sie die Rundgänge im ehemaligen Mühlengebäude. Die alte Mühle wurde erstmals 1229 urkundlich erwähnt. Sie ist das älteste Gebäude in Glinde und macht Schleswig-Holstein zu einem der ältesten Mühlenstandorte. "Die Stadt Glinde wollte in den 70er Jahren ein Museum haben", sagt Wolf-Dieter Bode. "Und die Mühle verfiel mehr und mehr." Die Stadt beschloss, das Gelände vom damaligen Besitzer zu ersteigern, und machte daraus ein Museum.

"Das Wasserrad bringen wir bei Rundgängen mit Elektropumpen in Gang", berichtet der Vorsitzende. Im oberen Geschoss zeigen die Herren den Besuchern altes Geschirr, Töpfe, Mobiliar und vieles mehr aus den 50er-Jahren. Weiter geht die Führung im Wagenschauer I. Betritt der Besucher die Ausstellungsfläche, verstärkt sich das Gefühl, in der Vergangenheit zu stecken. Das fängt schon bei dem etwas muffigen Geruch an, der in die Nase steigt. Im Obergeschoss angekommen, steht der Besucher in einer den 50er-Jahren perfekt nachempfundenen Wohnung.

100 000 Besucher sind schon im Museum gewesen

"Und nun kommen wir zum Höhepunkt unserer Arbeit", sagt Bode zu einem späteren Zeitpunkt der Führung. Es geht dann um eben jenen Wagenschauer II, den die Mitglieder 2002 fertiggestellt haben. Darin steht der ganze Stolz der Museums-Macher: die alten landwirtschaftlichen Geräte.

Der Heimat- und Bürgerverein hat seit der ersten Ausstellung 1985 viele Exponate gesammelt. Immer wieder erweitern die Vereinsmitglieder das Inventar. Immer wieder kommen auch Künstler nach Glinde, die ihre Bilder im Mühlengebäude zeigen. Und plattdeutsche Lesungen gibt es dort auch von Zeit zu Zeit.

Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die Glinder Geschichte aufzuarbeiten. Und dazu gehört irgendwie auch Brot backen. Also haben die Herren einen Lehmbackofen organisiert. Bode: "Dreimal im Jahr wird hier Brot gebacken. Und viele Glinder stehen Schlange." In diesen Sommerferien durften sogar Kinder und Jugendliche, die am Glinder Ferienprogramm teilnahmen, darin ihr eigenes Brot backen.

Das Engagement der aktiven Mitglieder wird belohnt. "Vor kurzem hatten wir unsere 100 000. Besucherin", sagt Ehrenmitglied Utermöhlen. Und die rührigen Herren haben noch viel vor. Wolf-Dieter Bode: "Im nächsten Jahr wollen wir den Wagenschauer III bauen. Darin werden wir ausstellen, wie die Menschen in Glinde früher gelebt und landwirtschaftlich gearbeitet haben."