Vogelschützer ist erschüttert: Stormarns einziges Seeadler-Baby ist bei einem Sturz aus 17 Metern Höhe ums Leben gekommen

Ahrensburg. Hans Wirth kniet auf dem Waldboden, vor ihm sein Fund, der ihn traurig macht: die sterblichen Überreste des einzigen Jung-Seeadlers in Stormarn. Der für Stormarn zuständige Seeadlerschützer entdeckte den toten Greifvogel am Mittwoch unter dem in 17 Metern Höhe gelegenen Horst. Den genauen Standort will Wirth nicht nennen - Seeadler sollen nicht von neugierigen Beobachtern belästigt werden.

"Vermutlich ist der kleine Seeadler bei einem seiner ersten Flugversuche in die Tiefe gestürzt", meint Hans Wirth. Der Hobbyornithologe befasst sich schon seit rund 30 Jahren mit Seeadlern und beobachtet die einzige Familie in Stormarn seit sieben Jahren. Er fährt alle zwei bis drei Wochen dorthin, um nach dem Rechten zu sehen. Schon seit Mitte Juli ging er jedes Mal mit einem unguten Gefühl. "Es ist immer so still im Brutwald gewesen. Und das, obwohl Jungadler ab Anfang Juli ausfliegen. Ihre Rufe kann man dann bis zu 400 Meter weit hören."

Bei seinem Kontrollgang am vergangenen Mittwoch fand er insgesamt acht Hand- und Armschwingen des Jungtieres. "Im Umfeld des Horstes befindet sich ein Dickicht aus Brennnesseln und Brombeeren, das selbst für Menschen schwer zu durchqueren ist. Hier dürfte der Adler hineingefallen und - weil er nicht mehr herauskam - jämmerlich verhungert oder einem Fuchs zum Opfer gefallen sein."

Für Wirth war dies schon der zweite tot aufgefundene Adler in diesem Jahr. Bei der Kontrolle eines Brutplatzes im Kreis Herzogtum Lauenburg lagen die Überreste eines Weibchens im Umfeld des Horstes verstreut. Dieses Tier war vermutlich bereits im März oder April gestorben.

Nachdem der Seeadlerbestand in Schleswig-Holstein in den 80er-Jahren auf drei Brutpaare gesunken war, hat es bis heute eine kontinuierliche Zunahme auf über 60 Brutpaare gegeben. Zuständig für den Schutz der Seeadler im Land ist die Projektgruppe "Seeadlerschutz". Ihr gehören rund 40 Mitglieder an, die sich alle ehrenamtlich engagieren und für bestimmte Bereiche zuständig sind.

Die meisten der Seeadlerpärchen sind in den seenreichen Kreisen Plön und Ostholstein zu finden. Doch eines lebt auch in Stormarn und hat in den vergangenen Jahren regelmäßig gebrütet. "Vorfälle wie der Tod des Jungvogels in Stormarn kommen eher selten vor", sagt Hans Wirth. "Ich hoffe, dass das Seeadlerpärchen nächstes Jahr wieder erfolgreich brüten wird."