In unserer Serie treffen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute ist es der 84-Jährige Ehrenbürger der französischen Partnerstadt Saint-Sébastien und Ehrenring-Träger des ungarischen Kaposvár.

Glinde. Am 10. Januar wird Hans Meier ein Ziel erreichen, dass ihm wichtig ist: Auf dem Neujahrsempfang der Stadt Glinde wird Anne Plaud, seine langjährige Ansprechpartnerin in der Schwesterstadt Saint-Sébastien-sur-Loire, mit der Ehrenbürgerwürde geehrt. Der Mann, der 32 Jahre lang Vorsitzender der Glinder Europa-Union war, hatte Plaud mehrfach für diese Ehrung vorgeschlagen.

Europa und die Freude am Sport - diese beiden Leidenschaften ziehen sich wie ein roter Faden durch das Leben von "Europa-Meier", wie er in Glinde genannt wird. Für sein Engagement in der Europa-Union erhielt er 1979 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Er ist Ehrenbürger von Saint-Sébastien und erhielt den Ehrenring der ungarischen Stadt Kaposvár , der zweiten Partnerstadt Glindes. Außerdem trägt er die Ehrennadel des Kreises Stormarn und die Verdienstnadel für den Sport des Landes. Durch sein Engagement bekam Glinde 2005 die Ehrenplakette des Europarates. Seit er sich vor drei Jahren aus dem Vorstand Europa-Union zurückzog, ist er dort Ehrenvorsitzender und arbeitet auch heute noch in der Verschwisterungsarbeit mit. "Obwohl dies in Glinde nicht immer so erfreulich ist", sagt er. Die jetzigen Gemeindevertreter hätten wenig Interesse am europäischen Gedanken und die Europa-Union habe Nachwuchsprobleme. Dass die ungarische Jugend die Partnerschaft jetzt neu entdeckt, freue ihn. Im März waren Lehramtsstudenten aus Kaposvár zu Gast. Auch für 2010 ist ein Besuch geplant.

Mehr als 40 Jahre lang hat Hans Meier den Jugendaustausch mit den Partnerstädten organisiert. Er leitete viele Jahre den Verschwisterungsausschuss und später das Partnerschaftskomitee der Stadt. Der gebürtige Hamburger kam im Zweiten Weltkrieg mit den Eltern nach Glinde. Bei Kriegsende geriet er in Frankreich in Gefangenschaft. Vier Jahre lebte und arbeitete er bei einem Weinbauern in Lot, in der Nähe von Cahors. Die positiven Erfahrungen und die familiäre Atmosphäre prägten ihn.

Zurück in Glinde fand er zunächst keine Arbeit. Und er wäre wieder nach Frankreich gegangen, hätte er nicht bei der Schleswag eine Chance bekommen. "Von meinem ersten Gehalt bin ich in den TSV Glinde eingetreten", erzählt der begeisterte Sportler. In der Handballabteilung engagierte er sich als Spieler, Trainer und Mannschaftsführer. Auch beruflich ging es voran. Die Schleswag beförderte ihn 1960 zum Vize-Bezirksmeister. "Ich kenne hier in der Region jede Leitung. Wir haben 40 000 Haushalte versorgt, von Witzhave bis Oststeinbek, von Braak bis Reinbek." 1967 machte er zum ersten Mal das Sportabzeichen, 2006 sein letztes.

Seit 1976 ist Hans Meier Prüfer dieser Disziplin, hat seitdem rund 5000 erfolgreichen Teilnehmern die Sportprüfung abgenommen. "In diesem Jahr gibt es einen neuen Rekord. 311 Kinder von der IGS Wiesenfeld und der Sönke-Nissen-Schule haben ihr Sportabzeichen gemacht", sagt er stolz. Durch den Sport kam er auch zur Europa-Union. Als Glinde 1964 französische Gäste erwartete, um mit Saint-Sébastien eine Verschwisterung einzugehen, bot sich der 39jährige dem Bürgermeister Herbert Rübner als Gastgeber an. Doch der lehnte ab. Aber er sollte die Organisation des Handballspiels mit den Franzosen übernehmen, da er fließend französisch sprach. Als das Turnier zu platzen drohte, weil kein Vertreter der Stadt zur Begrüßung erschien, sprang Hans Meier ein und eröffnete die Veranstaltung. Kurz darauf wurde er Mitglied der Europa-Union. In der Zeit des Kalten Krieges gefiel ihm der Grundgedanke der Europa-Union, föderale und demokratische Strukturen für die Zusammenarbeit der Staaten zu finden und die kulturelle Vielfalt und Integration zu fördern.

1968 organisierte Meier seinen ersten Jugendaustausch mit Saint-Sébastien. An Schulen warb er um Unterstützung. Am Ende wollten 28 Jungen und Mädchen mit nach Frankreich. Meier beschloss, selbst einen Ortsverband der Europa-Union zu gründen. Am 20. Juni 1968 startete der Verein mit 50 Mitgliedern aus Barsbüttel, Glinde, Oststeinbek und Reinbek, und Hans Meier wurde Stellvertreter des Vorsitzenden Arthur Christiansen. Der Kontakt nach Ungarn entstand, als 1970 die Trittauer Europa-Union anfragte, ob sich eine geeignete Veranstaltung für eine Folkloregruppe aus Kaposvár in Glinde organisieren lasse. Der Auftritt wurde ein Erfolg. In den folgenden Jahren betrieb Meier, seit 1973 Vorsitzender des Glinder Ortsverbandes, intensiv die Verschwisterung mit Ungarn. Die Europa-Union reiste 1977 mit mehr als 200 Teilnehmern nach Kaposvár und hatte 1987 ihr erfolgreichstes Jahr. Als 1988 französische Rollschuhläufer 1500 Kilometer auf Landstraßen nach Glinde fuhren, kam Hans Meier sogar ins Fernsehen, in die "Aktuelle Schaubude". Die offizielle Verschwisterung mit Kaposvár war aber erst 1990, nach der Wende, durchsetzbar. 2002 kam es zur trinationalen Partnerschaft mit beiden Schwesterstädten. Der Hobbyfotograf Hans Meier hat alles dokumentiert. 16 Bände umfasst sein stetig wachsendes Archiv. Jedes Jahr fährt er nach Frankreich und Ungarn. Im Januar hatte er eine Fotoausstellung in Kaposvár und freute sich über den Kommentar von Bürgermeister Karoly Szita: "Dadurch habe ich die Stadt erst kennen gelernt."