In unserer Serie treffen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Der Mann, der Ahrensburgs Kulturszene seit fast 50 Jahren prägt.

Ahrensburg. "Ich hab' überlebt", sagt Karl-Heinz Färber und macht dazu eine Handbewegung, als wenn er sagen wollte: "Alles nicht so wild." Dabei hätte es ihn mehrmals treffen können. Kurz nach seiner Geburt, 1930, beim größten Impfunglück des 20. Jahrhunderts, bei dem viele Kinder an einem verseuchten Tuberkulose-Impfstoff starben. Oder 1943, als er mit 13 Jahren im Hauskeller kauerte, während 25 000 Brandbomben auf Lübeck niederhagelten. Er ist davongekommen - und hat sein Leben der Musik gewidmet. Am Mittwoch feierte der Ahrensburger seinen 80. Geburtstag. Morgen gibt es einen Empfang zu seinen Ehren. Familie, Freunde, Wegbegleiter kommen in den Eduard-Söring-Saal der Stormarnschule. Wo sonst, möchte man fragen. Denn dass Ahrensburg diesen Konzertsaal hat, der in Norddeutschland seinesgleichen sucht, ist wesentlich ihm zu verdanken. Auch dass Stars wie Sabine Meyer hier spielen, hat Karl-Heinz Färber geschafft. Er wehrt ab. Diese Lorbeeren will er nicht. "Die Eltern haben sich für den Saal eingesetzt", sagt er. Und der Namensgeber spielte eine Rolle: Eduard Söring, Chef des Ahrensburger BAT-Werks.

"Söring war ein leidenschaftlicher Bratscher und hat in seiner Kantine Konzerte organisiert. Justus Frantz, Christoph Eschenbach, die haben alle im Speisesaal der Zigarettenfabrik musiziert", sagt Färber über den Kunstmäzen. Von sich selbst möchte er lieber ablenken. Doch wenn von Musik in Ahrensburg die Rede ist, fällt sein Name. Seit fast 50 Jahren, mehr als die Hälfte seines Lebens, setzt sich der ehemalige Musiklehrer, der Gründer des Jugend-Sinfonie- und des Kammerorchesters, der Pianist und langjährige Vorsitzende des Vereins Theater und Musik in der Schlossstadt für die Kultur ein.

"Eigentlich wollten wir zu meinem Geburtstag wegfahren", sagt Färber. Er will keinen Rummel. Aber da muss der Träger der Waldemar-Bonsels-Medaille und der Ehrennadel des Kreises durch. 1980 wurde ihm das Bundesverdientskreuz "umgehängt", wie er sagt. Bloß nicht auftragen.

"Wenn man 80 wird, denkt man darüber nach, was alles war", sagt der Ahrensburger. Die düsteren Stunden lassen sich nicht ungeschehen machen: der Krieg, die Entbehrungen. Aber auch zwei Krebserkrankungen hat Karl-Heinz Färber getrotzt, drei Herzinfarkte überstanden. Der eine ereilte ihn während eines Konzerts, beim Mozart-Requiem. Färber dirigierte weiter. Die Klinik musste warten. Das Publikum merkte nichts.

Durchhalten, dran bleiben. Mit dieser Einstellung hat Färber seinen Lebensmotor in Gang gehalten und das Musikleben in Ahrensburg in Gang gebracht.

"Die haben sich damals gleich alle auf mich gestürzt", sagt der Jubilar. Nach Studium und Staatsexamen in Freiburg, nach der Reifeprüfung Klavier und einem Stipendiats-Aufenthalt in Bern war Färber junger Studienassessor in Uetersen - bis ihn der Leiter der Stormarnschule 1961 nach Ahrensburg holte. Und schon ging es los. Gleich ein Jahr später wurde das Kammerorchester gegründet. "Die Idee kam nicht von mir, sondern von der Volkshochschule", sagt Färber, der parallel das Schulorchester aufbaute und daraus das Jugend-Sinfonieorchester machte. "Die Initiative ging vom Kulturamt aus, von Dieter Guderjan."

Mit dem Verein Theater und Musik holte er Stars wie Uwe Friedrichsen und Hannelore Hoger auf die Bühne des Alfred-Rust-Saals. Schon bei der Gründung des Vereins 1963 war Färber dabei. Mitte der Neunzigerjahre holte er der Verband aus der Krise. "Der Verein war nicht meine Erfindung, sondern eine städtische Initiative", wehrt Färber erneut ab. Irgendwie lässt er einen da nicht ran. Noch mal anders. Die drei Kinder und neun Enkel spielen alle ein Instrument. Das kommt doch wohl vom Vater beziehungsweise vom Opa? "Oh, meine Frau ist sehr musikalisch. Ihre Mutter war Pianistin", bremst der 80-Jährige wieder und muss nun selbst schmunzeln. Morgen beim Empfang muss er das Lob wohl einfach mal annehmen.

Wichtiger ist Karl-Heinz Färber, dass der Vereinsvorsitz bei Sabine Schwarz jetzt in besten Händen ist, dass Michael Klaue die Arbeit mit dem Jugend-Sinfonieorchester und Frank Löhr die Arbeit mit dem Kammerorchester fortsetzt. Sie alle haben von einem den musikalischen Staffelstab übernommen, der vor fast 50 Jahren an den Start gegangen ist und durchgehalten hat.