Pianist begeistert Zuschauer beim Festivalkonzert in Ahrensburg

Ahrensburg. Liebhaber der Musik von Chopin, Freunde virtuosen Klavierspiels, treue Marstallbesucher - sie alle waren gekommen, um beim Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals in Ahrensburg dabei zu sein. In der voll besetzten Reithalle griff Hubert Rutkowski, im Frack mit Samt-Revers, beherzt in die Tasten. Passend zum Festivalmotto "Polen im Puls" eröffnete der Pianist, der an der Hamburger Musikhochschule unterrichtet, den Abend mit der Polonaise in A-Dur seines Landsmanns Chopin. Entzückt lauschte das Publikum den wohlvertrauten Klängen.

Mit den "Vier Mazurken" opus 68 und der Fantasie-Impromptu in cis-Moll ging es mit Chopin weiter. Perlende Läufe, komplizierte Rhythmen: für Hubert Rutkowski kein Problem. Schwieriger war es, den Erwartungen des Publikums gerecht zu werden, das "seinen" Chopin hören und wiedererkennen wollte, und doch eine ganz eigene Interpretation zu bieten. Rutkowski löste das Problem mit leichter Agogik, zügigem Tempo und starker Dynamik. So war er der Musik Chopins immer ein bisschen voraus und brachte in den kräftigen Passagen die harte Seite des Steinway-Flügels zum Vorschein. Das Singen, die leisen Töne, den Mut, nur die Musik sprechen zu lassen, ohne Anspruch auf eine besondere Deutung, blieb der Pianist seinem Publikum aber nicht schuldig. Und das, was dann folgte, war eine Entdeckung.

Viele waren für Chopin gekommen, aber die Schüler des polnischen Großmeisters konnten auch komponieren. Julian Fontana zum Beispiel, von dem Hubert Rutkowski zwei wunderbare Fantasien spielte. Mit großem Einfühlungsvermögen ließ er den weitgehend Unbekannten, der mehr als Chopin-Herausgeber einen Namen hat, zu Wort kommen.

Noch inniger wurde es nach der Pause. Wieder stellte Rutkowski Meister und Schüler vor. Auf dem Programm stand Kompositionen von Leschetizky, dem bedeutendsten Pädagogen in der Geschichte des Klavierspiels, und Werke von Ignacy Jan Paderewski. Der Pianist war ganz eins mit der Musik, ganz eins mit sich und dem Instrument. Das Publikum bedankte sich mit herzlichem Applaus, der Künstler erwiderte mit zwei Zugaben und bewies noch einmal seinen Humor: Eine Fliege, die es den Abend über auf ihn abgesehen hatte, ließ sich auf seiner rechten Hand nieder. Er unterbrach, schaute auf den Störenfried, schnippte die Fliege weg und spielte erst dann mit Genuss den allerletzten Ton.