Mehrfach daneben

"Ordentlich Heu machen"

Kinder-Nachricht zur Heuernte

Beim Ansehen des Bildes kräuselten sich meine Nackenhaare. Ich bin mit einem Landwirt verheiratet und weiß deshalb, dass diese es überhaupt nicht mögen, wenn Kinder auf den Heu- oder Strohrundballen herumtoben. Ausnahmen werden nur bei einem Tag der offenen Tür gemacht. Dann stellen die Landwirte eventuell zwei bis drei Rundballen zur Verfügung.

Der Autor hat sein Wissen sicherlich nicht von einem Landwirt geholt. Er schreibt: "In Ballen gewickelt, wird aus dem trockenen Heu so nach und nach Grassilage." Diese Angabe ist danebengegangen. In Ballen gewickeltes Heu bleibt Heu. Wickelt man jedoch das Gras in einem leicht feuchten Zustand zusammen und umwickelt es in einem zweiten Arbeitsgang mit einer Folie, gärt das Gras darin weiter und wird somit zur Grassilage, oder wenn es schon fast trockenes Gras war, zur Heulage. Grassilage benutzt man zum Beispiel zum Füttern von Kühen. Heulage ist sehr gut für Pferde geeignet.

Dass das letzte Heu Ende September gemäht wird, ist auch nicht korrekt. Ende September sind die Nächte schon zu kühl und zu feucht, außerdem hat die Sonne am Tag nicht mehr die Kraft, das Gras richtig zu trocknen, damit man es als Heu zusammenpressen kann. Somit wird zu der Jahreszeit in den allermeisten Fällen nur noch Grassilage gemacht.

Weiter ist zu lesen, dass man das Heu austrocknen lässt, bis es grau wird und duftet. Wenn Heu grau geworden ist, ist es kein gutes Heu und auch kein gutes Futter mehr, denn dann hat es Regen abbekommen, hat zu lange auf der Wiese gelegen und duftet nicht mehr, sondern riecht muffig. Außerdem stauben die Schimmelporen heraus. In der Wirklichkeit ist das gute Heu grün und raschelt, wenn man es anfasst.

Weiter heißt es, abends wird das Heu aufgeschichtet, damit der Tau es nicht zu nass werden lässt, und morgens wird es wieder ausgebreitet. Dieses war vor circa 40 Jahren der Fall. Auch Landwirte sind umweltbewusst. Heu und das Gras, was zur Grassilage verarbeitet werden soll, bleibt während der ganzen Trocknungszeit weit auseinandergebreitet auf der Wiese liegen. Es wird je nach Wetterlage ein- bis zweimal täglich gewendet. Es wird erst in Reihen zusammengeschwadet, wenn es für Grassilage angetrocknet genug beziehungsweise für Heu ganz trocken ist. Danach kommt sofort der Traktor mit der Presse und presst es zusammen.

Heike Vollmer, per E-Mail

Aufklärung, nicht Rache

"Ich will alles wissen"

Pastor stellt nach Rücktritt der Bischöfin den Ahrensburger Missbrauchsskandal ins Zentrum seiner Predigten

Eine kleine Vereinigung mutiger Menschen hat in Ahrensburg sehr schlimme Dinge ans Tageslicht gebracht, die, wenngleich lange zurückliegend, die Evangelisch-Lutherische Kirche schwer erschüttert haben. Dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung.

Und was passiert in Ahrensburg? Die Geistlichkeit reagiert mit Entsetzen und überbordendem Mitleid, flinken Schuldzuweisungen und unverantwortlichen Vorverurteilungen. Pröpstin Emse, die Einzige, die auf die Vorkommnisse 1999 mit der sofortigen Versetzung des betroffenen Pastors reagiert hat, wird der Vertuschung bezichtigt, weil sie jener Zeit entsprechend zum Schutz der Opfer, nicht des Pastors, diskret gehandelt hat. Menschen kommen aus Gottesdiensten und fordern Vertreibung der Täter. Wir brauchen keine Scheiterhaufen auf dem Rathausmarkt. Staatliche und kirchliche Justiz sind eingeschaltet und werden über Schuld befinden.

Vielmehr müssen wir uns fragen, warum die Opfer, ihre Familien, ihre Vertrauten nicht schon früher Anzeige erstattet haben. Die Polizei hat 24 Stunden am Tag geöffnet. Einer der Gründe ist, dass in der damaligen Gesellschaft diese Themen absolut tabu waren, man konnte über so etwas nicht sprechen. Deshalb mussten fast 30 Jahre vergehen, bis durch den schieren Umfang der Missbrauchsfälle in unserem Land das Tabu endlich gebrochen wurde.

Heute brauchen wir nüchterne Analyse, und wir brauchen die Bereitschaft zu verstehen, wenn möglich zu vergeben, zu versöhnen. Die Opfer müssen sagen, was sie von der Kirche, von der Gesellschaft erwarten. Fest steht, die Gesellschaft muss offen werden für Hilferufe. Daran arbeitet ein kleiner Verein in Ahrensburg. Auch für ihn gilt: Aufklärung ist gefordert, nicht Rache.

Manfred Kloevekorn, Ahrensburg

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