Helgo Matthias Haak fühlt sich im Missbrauchsskandal von der Kirchenleitung unter Druck gesetzt

Ahrensburg. Der Ahrensburger Pastor und Vorsitzende des Kirchenvorstands, Helgo Matthias Haak, fühlt sich von seinen Vorgesetzten unter Druck gesetzt. Haak hatte in den vergangenen Wochen immer wieder eine lückenlose Aufklärung des Missbrauchskandals in seinem Heimatort gefordert und deutliche Worte gefunden. Jetzt sagt Haak: "Mein Dienstherr hat mir untersagt, mich in dieser Sache zu äußern. Ich laufe Gefahr, dienstrechtlichen Konsequenzen ausgesetzt zu sein, wenn ich dieser Weisung zuwiderhandele."

Der Geistliche hat sich mittlerweile selbst einen Anwalt genommen hat. Um wenn es um Fragen zum sexuellen Missbrauch von Kindern durch seinen Kollegen im Ruhestand Dieter K. geht, verzichtet Haak auf detaillierte Erklärungen.

Nordelbiens Sprecher betont, dass es keine Dienstanweisung gebe

Hat der Ahrensburger Pastor ein Redeverbot von der Kirchenleitung erteilt bekommen? Thomas Kärst, stellvertretender Sprecher der Nordelbischen Kirche, dementiert. Er sagt: "Nein, es gibt keine Dienstanweisung. Das wäre auch unsinnig, da die Ahrensburger Pastoren in der Vergangenheit immer richtig auf Anfragen reagiert haben." Es habe lediglich vor einigen Wochen ein Gespräch zwischen den Ahrensburger Pastoren und der Leitung des Kirchenkreises gegeben. Bei dem Treffen sei es auch um die Frage gegangen, wie die einzelnen Pastoren auf Anfragen aus der Öffentlichkeit reagieren sollten. Dieses Gespräch sei von den Pastoren der Ahrensburger Gemeinde angeregt worden. Thomas Kärst: "Es wurde klargestellt, dass Inhalte aus seelsorgerischen Gesprächen der Verschwiegenheitspflicht unterliegen und dazu auch Interna aus dem Kirchenvorstand gehören."

Die Verschwiegenheitspflicht gelte generell für Gespräche zwischen Geistlichen und Menschen, die sich an die Kirche wenden. Das sei nicht nur bei Missbrauchsopfern der Fall.

Die ersten Ermittlungsergebnisse zu den Missbrauchsfällen in der Ahrensburger Gemeinde sollen Ende kommender Woche vorliegen. Spätestens Anfang September soll das Verfahren abgeschlossen sein. "Bis dahin sollen die ermittlungsführenden Stellen der Kirche eine Bewertung abgeben", sagt Kärst. Der Pressesprecher weist allerdings darauf hin, dass es sich um einen "willkürlichen Termin" handele, der sich nach hinten verschieben könnte, wenn sich noch weitere Opfer melden. Bisher stehe die Kirche mit fünf bis sechs Opfern in Kontakt, die angeben, von Pastor Dieter K. in den 70er- und 80er-Jahren in der Kirchengemeinde am Hagen missbraucht worden zu sein. Einige von ihnen hätten ihre Aussagen bereits zu Protokoll gegeben. "Hinzu kommen noch einmal fünf bis sechs Personen, die ebenfalls namentlich Vorwürfe erhoben haben", so Kärst.

Die Pension von Dieter K. könnte gestrichen werden

Mit welchen Konsequenzen aber muss Dieter K. rechnen? Thomas Kärst kann dazu derzeit nur eine Vermutung äußern: "Am Ende könnte eine Entfernung aus dem Dienst stehen." Das bedeutet: Ruheständler Dieter K. würde keine Bezüge der Kirche mehr erhalten. Strafrechtlich seien die bisher bekannten Fälle verjährt.

Die Opfer haben sich unterdessen eine Initiative gegründet, um ihre Interessen durchzusetzen.

missbrauch-in-ahrensburg.de