Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Kürzlich hatte ich auf der Autobahn dieses Gefühl. Irgendwie ging es nicht vorwärts. Und dann dieses schmatzende Geräusch. Etwa so, als ob man mit einer vor lauter weißer Wandfarbe triefenden Farbrolle über die Raufasertapete geht.

Beim Aussteigen am Zielort überkam mich die Scham. Es war mir selbst peinlich. Hatte ich doch irgendwann zwischen den minus 19 Grad Celsius im Januar und den 35 Grad im Juli vergessen, meine Winterreifen gegen Sommerreifen auszutauschen.

Die Kollegen, die solche Standards des bürgerlichen Alltags drauf haben, belächeln mich. Wie doof kann man eigentlich sein? Weiß doch jeder, dass der Benzinverbrauch mit Winterreifen steigt. Ganz zu schweigen vom Fall eines Unfalls. Da würden Winterreifen Polizei und Versicherung nicht gerade begeistern.

Das Problem ist: Ich traue mich nicht zu der Tankstelle, bei der meine Sommerreifen lagern. Die rufen doch gleich alle Mitarbeiter zusammen, um sich gemeinsam eine Runde wegzuschmeißen. Was wird das für ein Hallo, wenn ich da bei 30 Grad komme und die Winterreifen gewechselt bekommen möchte. Die Chance, mich selbst zu demütigen, war noch nie so garantiert in meinem Leben. Aber es hilft nichts. Das Schmatzen auf der Autobahn, das Nichtvorankommen halte ich auch nicht aus. Ich werde jetzt da hingehen - falls die Tankstelle meine Sommerreifen samt Felgen nicht schon weiterverkauft hat.