Viele Unternehmer finden keine Lehrlinge. Zu Beginn des Ausbildungsjahres sind noch 351 Stellen unbesetzt

Ahrensburg. Gut eine Woche vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres haben viele Unternehmer in Stormarn ein Problem: Es ist ihnen bislang nicht gelungen, Auszubildende zu finden. Einer von ihnen ist Dirk Asmus, Filialleiter der Sauberland-Reinigung in Ahrensburg. "Ich finde sogar schon seit vier Jahren keinen Lehrling, der Textilreiniger werden möchte", sagt er.

Laut einer aktuellen Statistik der Arbeitsagentur in Bad Oldesloe sind in ganz Stormarn noch 351 Ausbildungsstellen vakant. Und in der Online-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Lübeck sind noch 100 Plätze allein im Großraum Ahrensburg aufgelistet - Kontaktdaten inklusive.

Weniger Schulabgänger - für die Firmen eine neue Situation

Einen Auszubildenden zu finden, sollte also eigentlich kein Problem sein, zumal 346 Schulabgänger im Kreis Stormarn noch ohne Lehrstelle dastehen. Doch es kommt anders. Ulf Grünke, Sprecher der Handwerkskammer Lübeck, kennt den Grund: "Das Angebot an Ausbildungsplätzen ist größer geworden, die Zahl der Schulabgänger ist hingegen rückläufig." Diese Situation sei neu.

Für viele Unternehmen stelle der Lehrlingsmangel ein Problem dar, sagt Grünke. "Wenn es nicht genug Auszubildende gibt, fehlen auf lange Sicht auch die Fachkräfte, die kleinere Betriebe später übernehmen könnten." Grundsätzlich erkennt er zwar einen Trend zu einer Ausbildung im Handwerk. "Das liegt sicherlich an unserer Imagekampagne, die über handwerkliche Berufe informiert und den Schülern zeigt, welcher Bedarf besteht und welche Möglichkeiten das Handwerk in der Wirtschaft hat." Nichtsdestotrotz sei es in einigen Bereichen nicht leicht, Nachwuchs zu gewinnen.

Zum Beispiel im Bereich des Nahrungsmittelverkaufs. "Insbesondere Fachverkäufer, zum Beispiel in der Bäckerei, werden immer gesucht. Die Jugendlichen können sich aber oft nicht vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten", sagt Ulf Grünke. Dabei seien die Anforderungen für eine Lehrstelle meist gar nicht besonders hoch. Das meint auch Christian Lorenzen von der Bäckerei Allwörden: "Bewerber sollten mindestens einen Hauptschulabschluss haben. Ansonsten müssen sie einfach nur nett und gepflegt sein. Mehr Anforderungen haben wir gar nicht."

Chancen auf einen Last-Minute-Platz sind sehr gut

Trotzdem findet er keine qualifizierten Auszubildenden. "Die Bewerbungen sind oft sehr schwach", sagt Lorenzen. Diese Beobachtung macht auch Ingeborg Meinck von der Fasson Textilpflege. "Wir sind wirklich daran interessiert, Ausbildungsplätze zu vergeben. Die einzigen Bewerber, die wir hatten, waren jedoch nicht geeignet. Vielleicht liegt es daran, dass der Beruf Textilreiniger nicht sehr bekannt ist."

Und nicht nur der. Christin Hoenig von den Vereinigten Ofen- und Kaminwerkstätten Hamburg in Braak sagt: "Auch den Beruf Ofen- und Luftheizungsbauer kennen leider nicht sehr viele. Dabei ist er doch so vielfältig." Außer handwerklichem Geschick spielten auch Kreativität und ein guter Umgangston eine wichtige Rolle."

Im Gegensatz zu den Auszubildenden zeigen die Unternehmen häufig sehr viel Eigeninitiative bei der Suche nach einem Lehrling. Christin Hoenig: "Wir haben Kontakt zu mehren Schulen aufgenommen. So können Lehrer den Schülern Hinweise geben, dass sie aufgrund ihres handwerklichen Geschicks gut in unser Unternehmen passen würden. Bei diversen Suchmaschinen und anderen Institutionen sind wir auch bekannt."

Klaus Faust von der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Bad Oldesloe kann nur versuchen, die Jugendlichen zu motivieren. "Es bestehen jetzt noch gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz, aber auf jeden Fall sollten Bewerber schnell aktiv werden, um dieses Jahr noch zum Zuge zu kommen."

Christin Hoenig und all die anderen, die Lehrlinge suchen, können indes nur hoffen, dass sich in allerletzter Minute noch Bewerber melden. Anderenfalls blieben in diesem Jahr unzählige Plätze frei. Und Dirk Asmus müsste das fünfte Jahr auf jemanden warten, den er ausbilden dürfte.

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