17-Jährige ist jetzt Vorsitzende des Fördervereins des Kleinen Theaters Bargteheide. Sie will um Sponsoren werben

Ahrensburg/Bargteheide. Auf der Bühne ist sie zurzeit die schöne Jungfrau Elsa, die geopfert werden soll. "Aber keine Angst. Ich werde gerettet", sagt Kim-Janina Janetzke. Im wirklichen Leben hat die Ahrensburger Gesamtschülerin jetzt ebenfalls eine spannende neue Rolle übernommen: Die 17-Jährige ist frisch gewählte Vorsitzende des Fördervereins des Kleinen Theaters Bargteheide. Hier ist sie es, die zur Retterin werden soll.

"Ich werde dafür sorgen, dass wir neue Sponsoren finden", sagt die jüngste Chefin der Vereinsgeschichte selbstbewusst. Nötig ist dieser Schritt, denn die finanzielle Situation des Kleinen Theaters ist schwierig. "Es ist mehr als eng", sagt Regisseurin Kirsten Martensen, die weiß, wovon sie spricht.

1991 hatte die Theatermacherin das Haus an der Hamburger Straße übernommen. Von Anfang an haben sie Geldsorgen begleitet, bis Martensen schließlich 2005 Insolvenz anmelden musste und die Leitung des Hauses auf drei Schultern verteilt wurde. Nun laufen der Kultur-, der Kino- und der Gaststättenbetrieb in gesonderter Regie. Die finanziellen Sorgen sind damit aber nicht weggeblasen. Damit es auch in Zukunft läuft, muss etwas geschehen.

Bargteheide hat den Zuschuss gekürzt

Ein anspruchsvolles Kulturprogramm auf die Beine zu stellen, ist angesichts steigender Gagen eine Herausforderung. Über die Eintrittskarten allein sei das nicht zu finanzieren. "Selbst wenn das Haus voll ist, kriegt man die Kosten kaum noch raus", sagt Martensen. Hinzu komme, dass die Stadt den Zuschuss für das Kleine Theater gekürzt hat: von 22 500 Euro auf jetzt 20 500 Euro. Martensen: "15 000 Euro davon müssen wir gnadenlos an die Stadt zurückzahlen, für Miete und Betriebskosten. Ich sehe das ja ein. Aber wenn wir weitermachen wollen, müssen wir mehr Geld reinbekommen."

Umso glücklicher ist die Kulturchefin des Hauses über den Tatendrang und die Frische der jungen Dame an der Spitze des Fördervereins. "Kim-Janina hat so eine nette Art, mit den Leuten umzugehen, und kann die Dinge doch sachlich auf den Punkt bringen", sagt die Regisseurin über ihr "Täubchen", das sie schon seit neun Jahren unter ihren Fittichen hat. So lange ist die Ahrensburger Schülerin schon in Bargteheide dabei. Als gurrendes Täubchen flatterte sie um "Schneewittchen" herum. So fing ihre Schauspielkarriere an. Nun ist sie die bedrohte Jungfrau Elsa in der Märchenparabel "Der Drache", ein Stück über Tyrannei und Untertanengeist des russischen Autors Jewgeni Lwowitsch Schwarz. Rollentausch und Flexibilität ist beim Theater gefragt. Deswegen zögerte Kim-Janina auch nicht lange: "Ich wurde gefragt, ob ich den Vorsitz übernehmen wolle, weil ich mich hier doch schon so lange engagiere. Ich habe Ja gesagt."

2009 kamen nur 750 Euro an Spenden in die Kasse

Kim-Janina löst Helga Lütjens ab, die schon zu Beginn angekündigt hatte, dass nach zwei Jahren für sie Schluss sei. Nun folgt die 17 Jahre alte Gymnasiastin. "Ich komme in die zwölfte Klasse und möchte 2012 Abitur machen." Was danach kommt, weiß sie noch nicht genau. Zurzeit steht bei ihr Theaterpädagogik hoch im Kurs. "Das finde ich spannend", sagt die Ahrensburgerin, und zwar deswegen, weil sie auch schon beim Jugendclub im Hamburger Schauspielhaus mitgewirkt hat. Journalismus liege bei ihr ebenfalls gut im Rennen. Und da ist noch viel mehr, was die 17-Jährige interessiert. Gerade hat sie als Teamerin für den Verein "Ferienfreizeiten Stormarn" acht- bis zwölfjährige "Piraten" bei einem Zeltlager in Lütjensee begleitet. Jetzt stehen noch drei Tage Einsatz als Rettungsschwimmerin an. Und neue Ideen für den Förderverein hat sie auch schon. "Ich möchte den Eintritt für Jugendliche auf fünf Euro senken", sagt die 17-Jährige, die junge Leute an die Kultur heranführen will.

An ihrer Seite sind zwei "alte Hasen", die schon seit Jahren im Förderverein mitarbeiten: die zweite Vorsitzende Marlies Kahlert, 69, und die Kassenwartin Ute Mahnke, 75. Die sagt: "Kim-Janina ist toll. Es ist gut, dass sie frischen Wind reinbringt. Die Spenden sind doch sehr zurückgegangen. Im vergangenen Jahr war es mit 750 Euro sehr mager."

Jung und Alt arbeiten auch im Beirat zusammen, den der Verein jetzt neu eingesetzt hat, um die Arbeit mit Volldampf voranzubringen: Lisa Focke und Vanessa Nause, Klassenkameradinnen der Vorsitzenden, sind beide 17 Jahre alt. Mittendrin und ebenfalls ganz neu im Team ist die 67 Jahre alte Heidi Franck.

Damit auch die kleinen Spenden den Weg in die Vereinskasse finden, haben zwei Künstler Köpfchen bewiesen: Dietrich von Horn und Sören Clausen haben Karosseriebleche in Form geschnitten, getrieben und geschweißt. Herausgekommen sind überdimensionale Köpfe mit Schlitzen, die mit Münzen und auch gern mit Papiergeld gefüttert werden wollen. "Wir haben uns vom Cover der Band R.E.M inspirieren lassen. Die machen Crossover, so einen Mix aus Rock und Folk", sagt Kommunikationsdesigner Sören Clausen. Der kulturelle Mix im kleinen Theater kam bisher gut an. Nun hofft er, dass auch die Kommunikation mit dem Publikum klappt und die Besucher das Kleine Theater unterstützten.