Bank-Geheimnisse: Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Oststeinbeks Noch-Bürgermeister Karl Heinz Mentzel

Oststeinbek. Der Oststeinbeker Bürgermeister Karl Heinz Mentzel ist ein Energiebündel. Für ihn gebe es keine Probleme, sondern nur Lösungen, sagt er. Doch bald hört er auf. Zur nächsten Wahl tritt er nicht wieder an. "Ich kann noch mit den Jungen mithalten, aber nicht mehr vorneweg laufen", sagt er. Außerdem hat er mit 68 die Pensionsgrenze schon überschritten.

Was er erreichen wollte, habe er erreicht: Die laufenden Geschäfte und die Finanzen der Gemeinde seien in Ordnung. Das einst größte Problem, nämlich der aufgrund zu geringer Einwohnerzahlen drohende Verlust der eigenen Verwaltung, ist dank der Neubaugebiete "Westend" und "Grünes Tal" vom Tisch. Zufrieden ist Mentzel auch mit dem neuen Ortsmittelpunkt, mit dem Bürgerhaus im ehemaligen Kratzmannschen Hof, mit der ausgebauten Sporthalle und mit dem neuen Hort.

Und auch innerhalb der Verwaltung sei alles bestens. "Das sind gut ausgebildete junge Leute, die ihren Job können", sagt er. Seit 25 Jahren ist Mentzel politisch aktiv in Oststeinbek, davon zwölf Jahre - zwei Amtsperioden - als Bürgermeister und zuvor zehn Jahre als dessen Stellvertreter. "Und das alles ohne viele konträre Diskussionen. Das ist doch ein tolles Geschenk." Er habe das Glück gehabt, "dass Meinung und Auftrag häufig identisch waren" in diesem Job, der Schnittstelle zwischen Politik, Verwaltung und Bürgern sei. "Es ist in der Technik genauso: Wenn eine Schnittstelle nicht funktioniert, geht nichts", sagt der Diplomingenieur für Verfahrenstechnik.

Geboren wurde Karl Heinz Mentzel in Kalisz nördlich von Breslau. Zu seiner neuen Heimat aber wurde Dithmarschen. Dorthin zog seine Mutter, als er drei war. Als "Schlüsselkind" lernte er, seine Grenzen auszutesten. Benahm er sich nicht ordentlich, während die Mutter arbeitete, drohte sie ihm mit dem Kindergarten. Für einen Jungen mit einem stark ausgeprägten Freiheitsdrang war das eine wirksame Drohung. Also wurde er früh selbstständig und lernte, Verantwortung zu übernehmen. Er organisierte in der Schule kulturelle Veranstaltungen und den Druck der Schülerzeitung. Und bei der ersten Schülerdemo in Schleswig-Holstein war er auch dabei. "Wir wollten unseren kommissarischen Schulleiter behalten.", erinnert er sich.

Nach der zwölften Klasse ging er ab, wollte aber Wirtschaftsingenieur werden. Technik und Kaufmännisches, das faszinierte ihn. Er machte zuerst eine Lehre als Schlosser und Dreher und lernte bei Praktika in einer Gießerei und einer Formerei alles über das metallverarbeitende Gewerbe von der Pike auf. "Wenn du Vorgesetzter sein willst, musst du die Arbeit kennen", war sein Motto. Nach einer Station bei Jungheinrich ging er zum Studium an die Bergedorfer Ingenieursschule. Dort engagierte er sich in der Studentenvertretung, wurde ihr Vorsitzender. Wie kam er zu dem Posten? "Keiner wollte. Da hab' ich es gemacht." Das hatte er durch die preußische Erziehung gelernt: Machen, was gemacht werden muss.

Als fertiger Ingenieur ging er in den Lebensmitteleinzelhandel und übernahm mit 28 Jahren die Verantwortung für Warenfluss und Technik bei der Coop Kassel. Er modernisierte den Fuhrpark, entwickelte ein neues Logistikkonzept und war Bauleiter. Als er das Gefühl hatte, im Beruf nicht mehr weiterzukommen, nahm er ein Angebot als Assistent für Arbeits- und Betriebwissenschaft an der Hochschule Bergedorf an, um sich weiterzuqualifizieren. Dabei arbeitete er an der Entstehung des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Harburg mit und blieb dort schließlich 26 Jahre lang.

Menzel, zwischenzeitlich längst in Hamburg-Bergedorf zu Hause, zog mit seiner Familie nach Oststeinbek. Für die Südstormarner Gemeinde sprach ein neuer Kindergarten, den die damals vierjährige Tochter Judith besuchen sollte. Seine Ehefrau Renate hatte Mentzel schon in der Sandkiste kennengelernt. In diesem Jahr sind sie seit 50 Jahren ein Paar. Ein Paar, das seit 43 Jahren verheiratet ist.

1976 kaufte Karl Heinz Mentzel ein kleines Haus am Uferhang der Glinder Au mit Blick auf Hamburg und baute es selbst zu dem weitläufigen Einfamilienhaus aus, das es heute ist. Zusätzlich zur Arbeit an der Universität lackierte er nachts Autos, um genug Geld für neuen Zement zu haben. Auch die Plateaus für den Garten am Hang - immerhin sechs Meter Höhenunterschied waren zu überwinden - legte er selbst an. Das 1000 Quadratmeter große, blühende Paradies ist heute sein größter Kraftspender.

Ausgerechnet dieses Grundstück brachte den damals 38-Jährigen in die Politik. Als 1980 inmitten der Glinder Au eine vierspurige Südumgehung geplant wurde, gründete er mit seinen Nachbarn eine Bürgerinitiative, die sich auch in den Wahlkampf einmischte. Danach bot ihm die SPD an, als wählbarer Bürger in den Bauausschuss zu gehen. "Und plötzlich war ich Ortsvorsitzender." Mentzel, der von sich sagt, er sei von Haus aus ein Liberaler, trat nach dem Scheitern der sozial-liberalen Koalition in die SPD ein. Als er 1990 Fraktionsvorsitzender und auch erster Stellvertreter des Bürgermeisters wurde, irritierte manchen Parteifreund, dass er keinen Fraktionszwang akzeptierte. Der konstruktive politische Stil, der damit im Ort einzog, zeichnet Oststeinbek bis heute aus. 1999 bewarb er sich um den Posten des Bürgermeisters und wurde mit 54 Prozent der Stimmen gewählt. Wichtig war ihm, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen auch weiterhin stimmen. Mentzel, der bei Gesprächspartnern schätzt , "wenn die Summe aller Kenntnisse auch zur Erkenntnis führt", gab den Politikern stets genügend Zeit, zu Entscheidungen zu finden, auch wenn die Sache für ihn manchmal schon klar war. 2004 wurde er mit 92 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt - es hatte keinen Gegenkandidaten gegeben.

Auch wenn die Oststeinbeker Verwaltung also eigenständig bleibt: Heute sind die Weichen, das weiß auch Karl Heinz Mentzel, auf Kooperation gestellt. In Sachen Energieversorgung etwa will die Gemeinde mit den Nachbarn gemeinsam verhandeln. Dass die Bauhofkooperation von Barsbüttel und Reinbek im ersten Anlauf gescheitert ist, überrascht ihn nicht. "Wenn man zusammenarbeiten will, braucht man weder einen Vertrag noch Beschlüsse, sondern das kann man in kleinen Schritten einfach machen - zum Kennenlernen sozusagen", meint Mentzel.

Was er nach dem 30. April kommenden Jahres mit seiner Zeit anfangen wolle, wird er jetzt schon gefragt. Den Brunnen im Garten, den wolle er nächstes Jahr fertig bauen. Und auch für die beiden Enkel wolle er mehr Zeit haben, der Privatier in spe Mentzel.