In unserer Serie treffen wir Menschen aus Stormarn auf ihrer Lieblingsbank. Heute ist es der Gründer der Firma Globetrotter, der mit seiner Familie in Grande lebt.

Grande. Eine Lieblingsbank auf dem neun Hektar großen Gelände von Klaus Denart in Grande zu finden, fällt schwer. "Ich habe hier so viele Lieblingsplätze" sagt der 66-Jährige, der den Begriff Globetrotter lebt, mitgeprägt und das namensgleiche Geschäft für Outdoor- und Wanderbedarf gegründet hat. An einer der Pferdekoppeln für seine 17 Vollblut-Araber setzt er sich dann aber doch auf eine einfache Bank am hölzernen Zaun. Die neunjährige Stute "Qateefa" kommt angetrabt und lauscht ihrem Besitzer, der auf bewegte Jahrzehnte zurückblicken kann.

An der Flensburger Förde geboren, in Kiel aufgewachsen, folgt eine Lehre als Kaufmann. Und immer wieder Reisen durch Skandinavien. "In Oslo arbeitete ich als Tellerwäscher und habe in der Uni-Bibliothek alles gelesen, was über Afrika da war. 1963 bin ich per Anhalter nach Äthiopien gefahren. Dort hat es mir so gut gefallen, dass ich zwei Jahre blieb." Sein Geld war natürlich bald aufgebraucht. Klaus Denart hatte aber eine Spiegelreflex-Kamera im Gepäck und dachte sich: "Damit musst du jetzt Geld verdienen." Und das machte er auch. Dazu schrieb er Artikel für den "Stern" und den "Spiegel". Klaus Denart saß als einziger Weißer in einem Vortrag von Malcolm X. Zurück in Deutschland volontierte, er bei einer Kieler Zeitung und arbeitete für den NDR. In Kiel traf er auf Rosemarie. "Er suchte 'ne Frau, die das Alles mitmacht", sagt sie heute. Sie heirateten. Und ein paar Jahre später reiste sie mit. Mittlerweile hatten die beiden zwei Töchter. Die Familie belud einen Mercedes-Unimog und reiste los. "Wir fuhren auf dem Landweg nach Afrika. Insgesamt waren wir dreieinhalb Jahre unterwegs. Erst als die Kinder in die Schule mussten, kamen wir zurück."

Mit seinem guten Freund Rüdiger Nehberg wurde er Ende der 70er Jahre in Eritrea während einer Reise gefangen genommen. Mehrere Wochen hörte seine Frau nichts von ihm. "Wir gaben uns als Ärzte aus. Rüdiger hatte mal ein Erste-Hilfe-Buch geschrieben und etwas Ahnung davon. Sie hielten uns erst für Spione. Das archaische Kulturland, die unterschiedlichen Stämme reizten uns." Klaus Denart kommt ins schwärmen. Das reizte ihn immer wieder und motivierte zu immer neuen Reisen um den Globus. Mit nach Hause brachte er zahlreiche Erlebnisse und Geschichten. Mit einem nach Vorbild eines Sargs gebautem Boot fuhr er 25 Tage und mehr als 700 Kilometer als einer der ersten Menschen über den blauen Nil in Äthiopien.

1979 eröffnete er in Wandsbek das erste Globetrotter-Geschäft mit Peter Lechhart. "Ich kannte mich gut in Afrika aus - und er in den kalten Regionen. Wir wollten optimale Ausrüstungen für Reisen bieten." Der Laden lief gut. Mittlerweile arbeiten mehr als 1000 Angestellte in mehreren Filialen in Deutschland - Klaus Denart ist mit 66 Jahren aber noch immer dabei. "Ich fahre ein paar Mal in der Woche in die Firma. Am Tagesgeschäft bin ich nicht mehr beteiligt, aber strategische Entscheidungen trage ich noch mit."

Dass das Unternehmen so groß wurde und bis heute eine Erfolgsgeschichte ist, die seinesgleichen sucht, hat auch damit zu tun, dass sich das Freizeitverhalten verändert hat. Klaus Denart fasst das folgendermaßen zusammen: "Heute brauchen viele ja schon zum Gassigehen mit dem Dackel eine Gore-Tex-Jacke."

Aber packt ihn das Fernweh noch immer regelmäßig? "Ich habe genug gesehen von der Welt und muss nicht mehr weg. Ich fühle mich wohl hier zu Hause", sagt der Grander. "Unsinn. Das ist eine angeborene Rastlosigkeit", sagt seine Frau.

Kaum ein Jahr vergeht ohne Fernreise. Und es gebe da auch noch einige Länder, die ihn reizen: "In der Mongolei war ich noch nie. Sibirien, Kasachstan - da möchte ich noch mal hin", sagt Klaus Denart und wirkt für einen Moment wie abwesend, als er in die Ferne schaut. Seine Frau kennt diesen Blick nur zu gut. Derzeit reizen ihn aber besonders die Schmetterlinge im eigenen Garten. "Ich fotografiere im Moment alles, was hier so kreucht und fleucht", sagt der Rastlose, der seit 22 Jahren überzeugter Stormarner ist. Was aber andernorts mit der Natur veranstaltet wird, verstehe er nicht immer: "Ich bin von einer christlichen Ethik geprägt. Und ich verstehe einfach nicht, wie man seine Umwelt so zerstören kann. Das geht einfach nicht in meinen Kopf."

Der Anbau von Gen-Soja in Argentinien regt ihn ebenso auf wie der Umgang mit der Tierwelt. Im Vorstand der NABU-Stiftung engagiert sich der Grander ebenfalls seit einigen Jahren. Ein simples Beispiel für das, was passieren kann, wenn "wir an den Rädchen der Natur drehen", hat er selbst bei einem afrikanischen Stamm beobachtet. Leoparden haben dort immer mal wieder die Ziegen eines Stammes gerissen. Die Mitglieder des Stammes schossen daraufhin die Leoparden ab. Dadurch vermehrten sich aber auch die Paviane in der Region viel zu stark - denn sie hatten keine natürlichen Feinde mehr. Die Paviane fielen auf ihrer Suche nach Futter über die Felder der Ziegen her und vernichten die Ernte. Jetzt hatten die Ziegen nichts mehr zu futtern. Die Rädchen der Natur waren verstellt. Letztendlich wurden wieder Leoparden ausgesetzt und akzeptiert, dass sie auch ab und zu mal ein Schaf reißen.

Das natürliche Gleichgewicht wurde auf diese Weise wieder hergestellt.

Und wo geht die nächste Reise hin, Herr Denart? "Nach Kreta, mit den Enkelkindern. Ein bisschen baden, wandern und natürlich auf der Insel herumreisen."