Neritzer Ehepaar kann nach dem Entdecken der Flammen nur noch nach draußen laufen. Kripo vermutet einen technischen Defekt

Neritz. Großfeuer am Ortseingang von Neritz: An der Bestestraße ist ein 200 Jahre altes Reetdachhaus abgebrannt. Als die Besitzer am Montag gegen 19.50 Uhr nach Hause kamen, hörten sie Knistergeräusche aus der Küche. Hinter dem Kühlschrank entdeckte der 66 Jahre alte Ehemann Flammen. Das Ehepaar lief aus dem Haus und alarmierte die Feuerwehr.

Als die Einsatzkräfte kurze Zeit später eintrafen, hatte sich der Rauch im ganzen Haus ausgebreitet. Die Flammen griffen auf das Reetdach über. Stundenlang versuchten mehr als 120 Feuerwehrleute aus Neritz, Grabau, Bad Oldesloe, Elmenhorst, Fischbek und Seefeld, das Haus zu retten - ohne Erfolg. Denn die Flammen hatten sich in den Zwischendecken festgefressen. Von außen kamen die Feuerwehrleute nicht mehr an die Brandherde heran.

Ein Abrissbagger wurde angefordert, um das Reetdach abzudecken und die brennenden Balken aus den Zwischendecken zu reißen. Anschließend wurden die einsturzgefährdeten Wände umgestoßen. Die Hausbewohner mussten geschockt beobachten, wie ihr Haus in sich zusammenfiel. Der Schaden wird auf etwa 350 000 Euro geschätzt.

Am Morgen danach ist von dem schmucken Reetdachhaus nur noch ein Haufen Trümmer übrig geblieben. Nur mit Mühe lässt sich erkennen, dass hier mal ein Haus stand. Immer wieder bleiben Fußgänger und Autofahrer stehen, blicken auf die Ruine.

Auch Christine Bruhn, die etwa 200 Meter von dem abgebrannten Haus entfernt wohnt, ist fassungslos. "Als ich die Feuerwehr gehört habe, dachte ich zuerst, das ist nur eine Übung", sagt sie, "aber dann habe ich die Fenster aufgemacht und das Feuer gerochen." Das Dach ihres Hauses ist ebenfalls mit Reet gedeckt. "Das ist schon schlimm", sagt sie, "ich bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn ich sehe, wie schnell so ein Gebäude weg ist." Bei ihr zu Hause habe es im vergangenen Jahr einen Kaminbrand gegeben - allerdings ohne dramatische Folgen.

"Die Rauchentwicklung war ganz schön stark", sagt eine andere Nachbarin, "ich habe den Geruch immer noch in der Nase." Auch sie wohnt in einem Reetdachhaus, direkt neben dem abgebrannten Gebäude. Die Neritzerin sagt: "Ein bisschen Angst um mein Haus hatte ich schon, aber es war nicht so windig und gab keine Flammen."

Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Bad Oldesloe zur Brandursache dauern an. Vermutlich hat ein technischer Defekt das Feuer ausgelöst. Ein Verdacht auf Brandstiftung besteht nach ersten Ermittlungen nicht.