Sieben Schüler mit sieben Traumnoten - Julia Haack stellt die klugen Köpfen aus Stormarner Schulen vor

Für rund 10 000 Jugendliche in Schleswig-Holstein heißt es in diesen Tagen Abschied nehmen. Abschied von der Schule, von Lehrern und Mitschülern - sie haben das Abitur bestanden. Die Schulzeit ist vorbei. "Darüber sind die meisten von uns einfach nur glücklich", sagt Moritz Heise (19), Abiturient am Emil-von-Behring-Gymnasium in Großhansdorf. "Wir können hinaus in die Welt und selbst bestimmen, was wir jetzt machen.

Das sieht Sina Akolk genauso. Sie sagt: "Jetzt fängt ein neuer und abwechslungsreicher Lebensabschnitt an." Die 19-Jährige hat die selbe Schule besucht wie Moritz. "Die Zeit war einfach überreif - jetzt muss etwas Neues kommen", sagt auch Sven Büchel (19).

Die drei jungen Stormarner können mit ihren Zeugnissen zufrieden sein. Denn mit einem Notendurchschnitt von 1,0 bis 1,2 zählen sie zu den Besten ihres Jahrgangs. "Das ist ein Traumergebnis", sagt Adrian Schulz (19) aus Reinbek über seine Note 1,0. Er kann stolz sein auf seine Leistungen und auf die seiner Mitstreiter. "Abitur - das ist eine Reifeprüfung, die ein Jugendlicher erst mal erreichen muss. Da gebührt jedem, der es überhaupt schafft, Respekt. Egal, mit welcher Note."

Ein junger Mann mit Kapuzenpulli und Jeans, der mehr von seinem größten Hobby, der Musik, als von Büchern und Klausuren redet. Leichte Augenringe hat er. Die kommen nicht von den Prüfungen, sondern von der Abifahrt nach Prag. Die hatten einige aus seiner Stufe für das Wochenende nach den letzten Prüfungen organisiert. Als die Schulsekretärin ihm sagte, dass es auf eine 1,0 im Abi herauslaufen werde, habe er das zunächst nicht glauben können und gedacht "niemals." Doch mit der Wahl seiner Abifächer Chemie, Englisch, Mathe und Wirtschaftspolitik hatte er wohl genau richtig gelegen.

Note 6 im Physiktest? Das kann doch jedem einmal passieren

Daran, dass es bei ihm auch einmal anders gelaufen ist, erinnert sich seine Mutter. Sie hat einen Physiktest aus der achten Klasse noch heute am Kühlschrank hängen - darunter steht eine "6". Ungenügend. "Auch das kann mal passieren", sagt sie augenzwinkernd.

So einen Ausrutscher hatte André Geest aus Ahrensburg nie. Er ist erst 17 und damit zwei Jahre jünger als die meisten seiner ehemaligen Klassenkameraden. Die Note 1,1 steht auf dem Zeugnis des Stormarnschülers, der zwei Klassen übersprungen und trotzdem alles verstanden hat. Für ihn war Sport immer sehr wichtig. "Beim Leistungsschwimmen habe ich Durchhaltevermögen und Strukturen für mein Leben gelernt. Beim Sport muss man volle Power zeigen, das habe ich für die Schule übernommen." Auch Torben Sobottke (18) aus Siek hat eine Klasse ausgelassen. "Am Anfang Anschluss zu finden, war nicht leicht", sagt er über den Sprung von der fünften in die siebte Klasse. Für sein technisches Engagement an der Schule hat er vom Schulleiter einen "Ein-Tag-schulfrei-Gutschein" bekommen. Den hat er immer noch. "Ich bin einfach nicht dazu gekommen, ihn einzulösen", sagt Torben. Vielleicht liege da das Geheimnis seiner 1,1 - dass ihm die Schule einfach Spaß gemacht habe.

Ein Ende, ein Anfang - "alle sagen, jetzt beginnt das richtige Leben"

Die Zwillingsschwestern Sina und Ninja Akolk haben das Abi beide mit einem Durchschnitt von 1,2 am Emil-von-Behring-Gymnasium bestanden. "Konkurrenzkampf gab es bei uns aber überhaupt nicht. Im Gegenteil - wir haben uns gegenseitig beim Lernen unterstützt", sagt Sina. Auf die Frage, ob die kaum voneinander zu unterscheidenden jungen Frauen in einer Abiklausur auch einmal die Rollen getauscht haben, antwortet Ninja: "Bringt ja nichts, wir waren eh gleich gut."

In Schleswig-Holstein haben im vergangenen Jahr von 8173 Abiturienten 45 mit Note 1,0 bestanden. Die aktuellen Zahlen müssen die Schulen erst bis Juli an das Bildungsministerium melden. Moritz Heise (19) wird einer in dieser Liste sein. Er liegt mit 786 Punkten weit über der Grenze für einen Abiturdurchschnitt von 1,0. Da sei selbst der Schulleiter ein wenig neidisch gewesen und habe Moritz zugemurmelt: "So ein Zeugnis hätte ich auch gern gehabt." Wie er seine Zukunft sehe, wisse Moritz Heise noch nicht genau. "Erst einmal mache ich eine Reise durch China, Rucksack und Jugendherberge - einfach mal raus. Danach studiere ich vielleicht irgendetwas mit Wirtschaft."

Sein ehemaliger Klassenkamerad Sven Büchel ist sich sicher, dass er damit erfolgreich sein wird: "Wenn Moritz in die Wirtschaft geht, wird etwas Tolles dabei herauskommen." Auch Sven Büchel hat die 1,0 unter seinem Zeugnis stehen. Er sei aber erst in der Oberstufe so richtig gut geworden: "Vorher wollte ich nur versetzt werden. Ich hab schon immer gesagt: Wenn das Abi kommt, werde ich etwas für die Schule tun."

Sieben Erfolgsgeschichten von Jugendlichen, die - wie alle Abiturienten - nach dem Abschied von ihrer Schule neue Ziele suchen. "Alle sagen, jetzt beginnt das richtige Leben", berichtet Adrian Schulz. Da klingt, wie bei fast allen, ein bisschen Wehmut mit. Aber die Neugier auf den neuen Lebensabschnitt überwiegt. Denn allen ist klar: Jedes Ende ist auch ein Anfang. Und, wie schon Hermann Hesse dichtete, "jedem Anfang wohnt ein Zauber inne".