Gemeinde plant eine Gesprächsrunde zum Thema Missbrauch

Ahrensburg. Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Ahrensburg sieht sich mit weiteren Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs gegen Pastoren konfrontiert. Die Nordelbische Kirche ermittelt nach eigenen Angaben nun auch gegen einen zweiten Ruhestandsgeistlichen. Dem Kollegen des bislang allein unter Verdacht stehenden Pastors wird vorgeworfen, Anfang der 80er Jahre sexuelle Kontakte zu einer 17- und einer 18-Jährigen in der Kirchengemeinde gehabt zu haben. Die Frauen hatten sich bei der externen Rechtsbeauftragten der Nordelbischen Kirche, Gisela Friedrichs, gemeldet. Danach wurde das Kirchenamt Kiel als Dienstaufsichtsbehörde informiert.

"Das Kirchenamt führt seine disziplinarischen Ermittlungen in enger Absprache mit den staatlichen Stellen weiter", sagt Thomas Kärst, stellvertretender Pressesprecher der Nordelbischen Kirche. "Wir werden den Ruhestandsgeistlichen auffordern, sämtliche Amtshandlungen für die Dauer der Ermittlungen ruhen zu lassen."

Diese Order war auch an jenen Kollegen gegangen, der seit Mai im Fokus kirchlicher und staatsanwaltlicher Ermittlungen steht. Es gebe Hinweise auf weitere Fälle, so Kärst, in denen die Opfer bisher jedoch nicht namentlich bekannt seien oder sich nicht äußern wollten. Allen weiteren Hinweisen werde nachgegangen. Kärst: "Die Nordelbische Kirche nimmt die Vorwürfe sehr ernst. Zugleich gilt, dass eine abschließende Bewertung erst nach dem Ende der Verfahren möglich ist."

In der Kirchengemeinde der Schlossstadt löst die Nachricht, dass sich ein zweiter Geistlicher sexueller Übergriffe schuldig gemacht haben soll, erneut Entsetzen aus. Pastor Helgo Matthias Haak, Kirchenvorsitzender: "Das macht mich sprachlos. Ich hätte den Kollegen nie auf der Täterseite vermutet. Das wirft ein ganz anderes Bild auf die Vergangenheit."

Die Vorgänge aus den 70er- und 80er-Jahren will die Gemeinde nun auch bei einer öffentlichen Gesprächsrunde zum Thema machen. Am Montag, 5. Juli, lädt der Kirchenkreis Hamburg-Ost um 19.30 Uhr in die Gesamtschule am Wulfsdorfer Weg 71 ein. Unter Leitung des früheren Bargteheider Bürgermeisters Werner Mitsch beleuchtet die Kirche an diesem Abend mit Hilfe externer Experten die Problematik sexuellen Missbrauchs aus juristischer Sicht und aus Sicht von Beratungsstellen. Kirchenvertreter stellen sich außerdem den Fragen des Auditoriums. Angesichts der laufenden Ermittlungen und mit Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte der Beteiligten bitten die Veranstalter um Verständnis dafür, dass personenbezogene Details nur in sehr engen Grenzen diskutiert oder kommentiert werden können.

An der Runde nimmt auch die Hamburger Rechtsanwältin Gisela Friedrichs teil, die erstmals in der Geschichte Nordelbiens als externe Anlaufstelle Anfang Juni für Opfer und Zeugen beauftragt wurde.