Unbekannte haben Grabsteine in Bad Oldesloe besprüht. Staatsschutz-Kommissariat der Polizei ermittelt. Tätern droht eine Gefängnisstrafe.

Bad Oldesloe. Auf dem historischen Friedhof in Bad Oldesloe, auf dem sich auch Gräber und Gedenkstätten für Kriegsgefallene befinden, sind Grabsteine mit Hakenkreuzen besprüht worden. Das Staatsschutz-Kommissariat der Lübecker Polizeidirektion ermittelt in der Sache. Gestern gab es aber noch keine Angaben zu möglichen Tätern, auf die eine Gefängnisstrafe zukommen könnte.

Mitarbeiter des städtischen Bauhofes versuchten gestern, die beschmierten Grabsteine mit Hochdruckreinigern zu säubern. Doch die zum Teil sehr alten Steine konnten nicht vollständig gereinigt werden, deshalb muss die Stadt jetzt eine Spezialfirma kommen lassen. Bürgermeister Tassilo von Bary ist "schockiert" über die Tat.

Maria Herrmann, stellvertretende Bürgermeisterin und SPD-Fraktionsvorsitzende, gehört zu den ersten Oldesloern, die auf die Schändungen aufmerksam wurde. "Zuerst waren hier Hakenkreuze auf den Rasen gesprüht", sagt Maria Herrmann und zeigt auf eine Fläche in der Nähe des Eingansbereiches. "Eine Fraktionskollegin hatte mich am Freitag darauf aufmerksam gemacht. Beim Bauhof hatten wir um die Uhrzeit niemanden mehr erreicht. Deshalb sind wir dann selbst auf den Friedhof gegangen und haben versucht, das Gras zu säubern." Die Täter reagierten offenbar auf die Aktion: "Meine Kollegin rief mich am nächsten Morgen an und erzählte, dass unsere Arbeit umsonst war. Denn in der Nacht zu Sonnabend sind auch noch historische Grabsteine und Bäume besprüht worden."

+++Unbekannte beschmieren jüdischen Friedhof mit Hakenkreuzen+++

Die Reinigung der Steine ist nach den vergeblichen Bemühungen der Bauhofmitarbeiter mit erheblichem Aufwand verbunden. "Ich muss jetzt eine Spezialfirma aus Süddeutschland bestellen, die die Sandsteine reinigt", sagt Bürgermeister Tassilo von Bary. "Und das wird teuer für die Stadt." Damit die beschmierten Steine nicht noch weiter beschädigt werden können, sollen sie jetzt erst einmal eine Schutzhülle aus Holzbrettern bekommen.

Eine Strafanzeige wird die Stadt noch erstatten, sagt Bürgermeister Tassilo von Bary. Maria Herrmann hatte schon am Sonnabend den Vorfall der Polizei gemeldet. Jetzt ermittelt das Kommissariat 5 der Lübecker Polizeidirektion, wie Polizeisprecher Torsten Baar sagt. Dieser Bereich kümmert sich um Staatsschutz und politisch motivierte Kriminalität. Über den Stand der Ermittlungen könne er keine Angaben machen, sagt Torsten Baar. Eine Sache sei jedoch klar: "Es handelt sich um die Verwendung von Symbolen verfassungsfeindlicher Organisationen. Die wird mit einer Geldstrafe oder bis zu drei Jahren Haft bestraft."

Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit den Ehrengräbern

Warum schlugen die Täter ausgerechnet an dieser Stelle zu? Maria Herrmann hält einen Zusammenhang zu den sogenannten "Ehrengräbern" für wahrscheinlich. Im östlichen Teil des Friedhofes wurden nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg viele gefallene Soldaten beerdigt. In dem Bereich steht auch eine kreisförmige Gedenkstätte an diese beiden Kriege, die sogenannte Rotunde. "Vielleicht hat dieser deutschtümelnde Ort die Täter dazu inspiriert", sagt Maria Herrmann. Vor zwei Jahren war er immerhin schon einmal Anlaufpunkt für Rechtsextreme. "Jugendliche aus der rechten Szene haben einen Kranz an der Rotunde niedergelegt. Sie kamen mit dem Zug und verschwanden danach wieder", sagt Tassilo von Bary.

Er sieht zurzeit keinen Grund dafür, von einem Erstarken der rechte Szene in Bad Oldesloe auszugehen. Denn wie vor zwei Jahren könnten auch Täter von außerhalb für die jetzige Aktion verantwortlich sein. Er sagt aber auch: "Man muss jetzt wachsam sein." Ähnlich sieht es Maria Herrmann, die aber auch konkrete Konsequenzen fordert. "Es wäre sinnvoll, wenn der Bauhof wie in Ahrensburg solche Schmierereien dokumentieren und der Politik darüber Bericht erstatten würde", sagt sie. Außerdem schlägt sie vor, dass sich die Schulen in Zukunft einmal mit den Lebensläufen von Soldaten beschäftigen, die auf dem Friedhof liegen.

Die nächtlichen Sprüher haben sich offenbar nicht bestimmte Gräber ausgesucht. Unter anderem traf es jenes von Johanna de Boor (1832 - 1848). "Sie war eine Enkelin von Franz Daniel Hagelstein. Das war ein berühmter Arzt in den 1820er-Jahren, der sich dafür einsetzte, das Oldesloe Heilbad wurde", sagt die Stadtarchivarin Sylvina Zander. Ihr Fazit: "Diese Leute wussten vermutlich nicht, was sie taten."