Die letzten Jugendlichen verlassen das Förderzentrum. Sie werden in Gemeinschaftsschulen weiter unterrichtet. Schulleiter wechselt in die Behörde nach Ratzeburg

Ahrensburg. "Es war 'ne geile Zeit" spielt die Schulband Level 10 zum Abschied in der kleinen Turnhalle der Fritz-Reuter-Förderschule in Ahrensburg. Und spätestens während die 14-jährige Kimberley die ersten Strophen des Songs der deutschen Rockband Juli singt, kommt Wehmut auf bei den geladenen Gästen. Die letzten Schüler des Förderzentrums werden zukünftig in den umliegenden Gemeinschaftsschulen integrativ unterrichtet. Bevor es jedoch in die Sommerferien ging, hatten sich Kimberley und ihre Klassenkameraden auf ein kleines Abschiedsfest vorbereitet. Dabei machten sie deutlich, dass sie den Unterricht im Gebäude an der Fritz-Reuter-Straße vermissen werden.

So nahmen sie die Zuschauer mit auf eine nostalgische Zeitreise durch die Jahre 2005 bis 2020. Dazu hatten sie eine Schwarzlichttheater-Aufführung einstudiert. In einem abgedunkelten Klassenraum erinnerten sie an Szenen aus ihrem Schulalltag. So spielten sie noch einmal Fußball gegen die Lehrer, feierten in einer Disco und kochten gemeinsam. Schließlich wagten sie auch einen Blick in die Zukunft. In der Dunkelheit leuchteten Smiley-Gesichter mit hoch- wie heruntergezogenen Mundwinkeln. Sie standen für die Freude auf, aber auch die Sorge vor der schulischen Zukunft.

"Ich werde den Spaß hier an der Schule vermissen und auch den Sportunterricht", sagte Harald, Keyboarder der Schulband Level 10. Nach den Sommerferien besucht der 14-Jährige die Friedrich-Junge-Schule in Großhansdorf. Dort wird auch Gitarrist Steven zukünftig die Schulbank drücken. "Ich hoffe, dass ich dort neue Freunde kennenlerne und den Hauptschulabschluss schaffe", sagte der 13-Jährige. Sorgen mache er sich darüber, dass ihn seine neuen Klassenkameraden auslachen könnten. "Spätestens wenn sie dich Gitarre spielen hören, werden sie das nicht mehr tun", sagte Fabian und klopfte ihm auf die Schulter. Der 16 Jahre alte Drummer hat seinen Förderschulabschluss geschafft und will nun an der Wirtschaftsakademie in Ahrensburg seinen Hauptschulabschluss machen. "Dort werde ich zwei Tage pro Woche in der Schule sein und drei Tage ein Praktikum in verschiedenen Betrieben machen", sagt er. Ein Jahr werde das dauern. "Vielleicht mache ich dann noch den Realschulabschluss."

Sängerin Kimberley hoffe, dass in ihrer neuen Klasse mehr Mädchen sind. "Hier waren wir nur zu zweit", sagte sie. Vermissen werde sie dagegen die Band. Kimberley: "So etwas gibt es an meiner neuen Schule nicht. Vielleicht gehe ich deshalb in den Chor." Auch Torsten Lux werde Level 10 vermissen. "Das war mein Steckenpferd", sagt der Lehrer, der sich in den vergangenen vier Jahren einmal in der Woche mit den Schülern zur Schulband-Arbeitsgemeinschaft traf. Er unterrichtet in Zukunft ausschließlich an der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule. Lux: "Dort bin ich bereits Klassenlehrer einer integrativen achten Klasse und unterrichte Englisch, Mathematik und Deutsch."

Das Gebäude an der Fritz-Reuter-Schule wird auch weiterhin genutzt, etwa für den Unterricht von Schülern der Selma-Lagerlöf-Schule. Auch die Verwaltung bleibt. Schulleiter Hans-Heinrich Dyballa wechselt dagegen nach den Ferien in das Schulamt des Kreises Herzogtum Lauenburg. Offiziell wird er zu Beginn des neuen Schuljahres verabschiedet. Er wünschte den verbliebenen 17 Schülern alles Gute für die Zukunft und schöne Ferien. Da passte auch das letzte Lied der Schulband. "Endlich Sommerferien".