Der Asklepios-Konzern zieht seinen Bauantrag für Ahrensburg nach Streit um Parkplätze zurück. Mediziner erwägen Schadenersatz-Klagen.

Ahrensburg. Die Pläne des Asklepios-Konzerns, ein Ärztehaus im Zentrum von Ahrensburg am AOK-Kreisel zu bauen, sind geplatzt. Wie die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn erfuhr, hat der Konzern seinen Bauantrag vom Dezember 2011 bei der Stadt zurückgezogen. Der Hauptgrund für das Scheitern der Pläne ist nach Informationen dieser Zeitung ein Konflikt um die Zahl der Parkplätze, die Asklepios hätte bauen oder mieten müssen. Die Vorstellungen der Stadtverwaltung und der Politik auf der einen und des Konzerns auf der anderen Seite lagen bis zuletzt offenbar weit auseinander.

Streit droht jetzt auch zwischen Asklepios und den Ärzten, die in das Gebäude einziehen wollten. Einige Mediziner erwägen gerichtliche Schritte gegen den Konzern. Unklar ist, was nun aus dem 770 Quadratmeter großen Grundstück an der Hamburger Straße/Ecke Woldenhorn wird.

Asklepios zieht nun einen Schlussstrich unter ein seit fast zwei Jahren andauerndes Tauziehen um das Gebiet. Im Herbst 2010 hatte Asklepios das Grundstück gekauft. Zunächst sollte dort eine Stadtklinik entstehen, als Ersatz für die im Januar 2012 geschlossene Klinik an der Manhagener Allee. Schon damals war die Parkplatzfrage für das Grundstück an der stark befahrenen AOK-Kreuzung ungeklärt. Nachdem das Land die 37 Klinikbetten aus dem schleswig-holsteinischen Krankenhausplan gestrichen hatte, plante Asklepios ein Ärztehaus mit Tagesklinik. Und schließlich nur noch das Ärztehaus, in das unter anderem der Orthopäde Martin Zellner einziehen wollte. Zellner war der letzte Betreiber der ehemaligen Ahrensburger Klinik. Weiterhin wollten Urologen, Gynäkologen und andere Fachärzte Räume in dem neuen Gebäude mieten.

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Allem Anschein nach trennen sich die Stadt und der Klinik-Konzern jetzt im Streit. "Ich habe am Dienstag davon erfahren, dass Asklepios sich zurückziehen will. Aber der Konzern hat mich nicht direkt informiert", sagt Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach. Zu den Gründen des Scheiterns sagt er: "Asklepios hatte errechnet, dass 28 Parkplätze notwendig sind. Wir kamen auf 62." Später seien die Verwaltung und der Bauausschuss bereit gewesen, auf 45 Plätze herunterzugehen. Doch zu einer Einigung kam es nicht. Peter Grunert, der in der städtischen Bauaufsicht arbeitet und zuständig war für den Kontakt mit Asklepios, sagt: "Der Konzern hatte ein Gutachten vorgelegt, dass 28 Parkplätze ausreichen. Das war aus unserer Sicht nicht schlüssig." Es sei zu befürchten gewesen, dass an der stark befahrenen Kreuzung eine "Situation entsteht, die Gefahr heraufbeschwört", so Grunert.

Jörg Hansen (Grüne), Vorsitzender des Bauausschusses, sagt: "Die Zahl der Parkplätze, die nach dem Baugesetzbuch erforderlich sind, sind in den Plänen von Asklepios nicht ansatzweise erreicht worden. Darauf haben wir auch immer wieder hingewiesen." Vertreter des Konzerns seien aber nie in den Ausschusssitzungen aufgetaucht, was die Lage zusätzlich erschwert habe.

Der Asklepios-Konzern nimmt zu diesen Details nicht offiziell Stellung. Konzernsprecher Rudi Schmidt sagt nur: "Das Vorhaben konnte nicht so umgesetzt werden, wie bei der Bauvoranfrage avisiert wurde. Aus diesem Grund sahen wir keine Möglichkeit, es zu verwirklichen."

Nach Informationen dieser Zeitung hat die Arbeit im Rathaus bei den Projektbeauftragten des Konzerns wenig Begeisterung ausgelöst. In der Bauvoranfrage aus dem September 2010 sei von sieben Parkplätzen die Rede gewesen. Die Bauverwaltung habe diese positiv beschieden, heißt es. Die Anfrage hatte noch der frühere Eigentümer des Grundstücks gestellt, das Immobilienkontor Ahrensburg. Peter Grunert bestätigt, dass diese Anfrage damals positiv beschieden wurde. Er sagt aber auch: "Da stand nichts von sieben Stellplätzen drin."

Unstrittig bei dem Konflikt ist wohl nur eine Tatsache: Dass es bei allen Verhandlungen um Geld ging. Geld, das Asklepios irgendwann nicht mehr investieren wollte. Rudi Schmidt sagt: "62 Parkplätze waren zu teuer." In seinem Unternehmen gibt es nach Informationen dieser Zeitung die Sichtweise, dass die Stadt immer wieder neue Vorgaben zu den Parkplätzen machte. Eine Bestätigung dafür gibt es seitens des Konzerns nicht.

Kosten könnten auf den Konzern, der laut Rudi Schmidt bisher keine neuen Pläne für das Grundstück hat, dennoch zukommen. Denn vonseiten der Mediziner drohen Klagen. "Ich werde mich darüber mit Kollegen beraten", sagt der Urologe Salah Wanli, der im Januar 2012 neue Praxisräume im neuen Ärztehaus beziehen wollte. Einen Mietvertrag mit Asklepios habe er schon vor eineinhalb Jahren abgeschlossen.

Andere Mediziner haben schon längst von ihren Plänen Abstand genommen, Räume von Asklepios zu mieten. Zu ihnen gehört der Urologe Tom Brüske, der seit 2010 in dem bestehenden Ärztezentrum nebenan seine Praxis hat. "Ich hätte Belegbetten in der zwischenzeitlich geplanten Tagesklinik genutzt. Seitdem die vom Tisch ist, bin ich aus der Planung raus", sagt der Arzt. Einen Vorschlag für das Grundstück hat er trotzdem: "Ein Parkhaus wäre sinnvoll. Unsere Patienten könnten eines gebrauchen."