Stormarner Firmen sind laut Konjunkturumfrage des Südholsteiner Wirtschaftverbandes weiter im Aufwind. Suche nach Auszubildenden.

Reinbek. Der Kreis Stormarn ist für Michael Voigt, Vorsitzender des Verbands der Südholsteinischen Wirtschaft (VSW), derzeit so etwas wie die Insel der Glückseligen - zumindest, wenn er einen Blick auf die Wirtschaft im Kreis wirft. Der VSW stellte gestern im Reinbeker Schloss die aktuelle Konjunkturumfrage seiner rund 320 Mitgliedsfirmen in der Region vor. Fazit: gute Auftragslage, gute Investitions- und gute Einstellungsbereitschaft.

Trotz zunehmend schlechter Wirtschaftsnachrichten aus südeuropäischen Ländern scheint der Aufschwung in Stormarn nicht aufzuhalten zu sein. "Die Stimmung ist ungebrochen optimistisch. Die Wirtschaft ist heute im Vergleich zu vor zehn Jahren deutlich besser aufgestellt", sagt Voigt. Laut VSW-Umfrage stufen Stormarner Geschäftsführer ihre Situation als sehr zufriedenstellend ein. 81 Prozent der befragten Unternehmer bewerten derzeit ihre Auftragssituation besser oder ähnlich gut wie im Vorjahr.

Auch Michael Kullak, Niederlassungsleiter beim Textildienstleister Larosé in Ahrensburg, hat zurzeit wenig Grund zur Klage. Vor allem im Hotelleriebereich sei die Auftragslage zunehmend gut. Das Unternehmen, bei dem nicht nur Berufs- und Arbeitskleidung, sondern auch Bett-, Bad- und Tischwäsche geleast werden kann, profitiere derzeit von der guten Tourismusbranche im Norden, so Kullak. So habe die Niederlassung im ersten Halbjahr auch ihre Mitarbeiterzahl um 13 Prozent auf 145 Mitarbeiter erhöht. "Wir investieren derzeit massiv in den Standort", sagt Kullak. Erst vor Kurzem habe das Unternehmen eine neue Maschine für 600 000 Euro angeschafft.

Die Investitionsbereitschaft ist laut VSW-Umfrage bei vielen Stormarner Unternehmen derzeit hoch. "89 Prozent wollen in den kommenden sechs Monaten ihre Investitionen steigern beziehungsweise gleich halten. Das sind noch mal mehr als noch vor einem halben Jahr", zeigt sich Voigt zufrieden. Das zeige, wie relativ heil die Welt in Stormarn sei.

Ein Zeichen dafür sei aber auch, dass viele Unternehmen im Kreis entweder bereits die Zahl ihrer Mitarbeiter erhöht haben oder in den kommenden Monaten noch erhöhen wollen. Laut Umfrage stellten 34 Prozent der Befragten bereits mehr Menschen ein. "Die Tendenz setzt sich auch fort. In den nächsten sechs Monaten wollen knapp 31 Prozent der Unternehmen ihre Mitarbeiterzahl erhöhen. Nur 3,6 Prozent gehen von einer Verringerung der Mitarbeiterzahl aus", sagt Axel Stehr, Hauptgeschäftsführer des VSW.

Problematisch sei es jedoch für viele Unternehmen im Kreis, geeignete Mitarbeiter zu finden. "Etwa die Hälfte der von uns befragten Unternehmen hat erklärt, dass sie Stellen entweder nicht besetzen konnten oder aber große Schwierigkeiten dabei hatten", sagt Stehr. Gesucht würden vor allem ausgebildete Facharbeiter, aber auch Akademiker. "Und das zieht sich durch alle Branchen. Egal, ob in Maschinenbau-Unternehmen, in der pharmazeutischen oder chemischen Industrie, bei Anlagenbauern oder in der metallverarbeitenden Branche", so Stehr weiter. Der Trend der vergangenen Jahre setze sich weiter fort.

Doch nicht nur der Fachkräftemangel bereitet Stormarner Unternehmern mehr und mehr Kopfzerbrechen. "Wir suchen nicht nur länger nach guten Mitarbeitern, auch gute Azubis zu finden, ist ein Problem", sagt Martin Bentz, Geschäftsführer der Pumpen-Service-Bentz GmbH in Reinbek, die Jugendliche zu Bürokaufleuten ausbildet. Vor allem die Defizite in Mathematik und Deutsch seien alarmierend. "Viele von denen, die einen Realschulabschluss haben, bringen heute das mit, was vor 20 Jahren jemand mit einem Hauptschulabschluss konnte", sagt Bentz. Auch Achim Lindhorst, Geschäftsführer der Siegfried Jacob GmbH & Co. KG mit Sitz in Glinde, klagt über die Qualität der heutigen Schulabgänger. "Es kann nicht sein, dass Unternehmen auch noch Aufgaben der schulische Ausbildung übernehmen müssen. Da muss dringend nachgebessert werden", appelliert Lindhorst an Politik und Schulleiter.