Acht von zwölf Anlagen fallen beim großen Test von ADAC und Abendblatt durch. Kommunen planen Erweiterungen, Sanierungen und Neubauten.

Ahrensburg. Die neue Landesregierung will die Park-and-ride-Anlagen in Schleswig-Holstein ausbauen. So steht es im Koalitionsvertrag der drei Parteien SPD, Grüne und SSW. Der Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) sagt: "Diese Anlagen sind auch künftig mit bis zu 75 Prozent der Kosten förderfähig." Wie wichtig der Ausbau ist, zeigen die Ergebnisse eines großen Tests, den die Stormarn-Ausgabe des Abendblatts in den vergangenen Tagen veröffentlicht hat. Gemeinsam mit dem ADAC hatte sie die Stormarner P+R-Anlagen unter die Lupe genommen.

Das Fazit ist betrüblich. Die meisten Anlagen sind deutlich zu klein. Schon vormittags haben Autofahrer keine Chance auf einen freien Platz. Weitere Mängel: Hinweisschilder fehlen, die Beleuchtung ist nicht ausreichend, die Parkflächen sind zu schmal. Folge: Nur einmal konnte die Note "befriedigend" vergeben werden, nur dreimal "ausreichend". Acht von zwölf getesteten P+R-Anlagen fielen mit einem "mangelhaft" glatt durch.

"Da muss unbedingt etwas geschehen", findet Sigrid Kuhlwein (SPD), die Vorsitzende des Kreisverkehrsausschusses. Die Ergebnisse der Abendblatt-Serie decken sich mit ihren Beobachtungen. "Viele P+R-Anlagen müssen dringend erweitert werden", sagt die Ammersbekerin. "In Ahrensburg findet man nur morgens einen Platz, danach nicht mehr." Die Stadt, meint sie, sei falsch beraten gewesen, auch auf dem Parkplatz Alte Reitbahn Parkgebühren zu erheben: "Für Pendler ist dieser Parkplatz damit gestorben."

Der ADAC hält den Zustand der Pendlerparkplätze für "bescheiden". "Der Kreis Stormarn steht im Vergleich mit anderen Regionen am unteren Ende der Statistik", sagt Carsten Willms, der verkehrspolitische Sprecher des ADAC in Hamburg. Vor zwei Jahren hatte der Automobilklub 60 P+R-Anlagen in der Metropolregion Hamburg untersucht. Die Sieger erreichten bei dem Test etwa 90 von 100 möglichen Punkten, schnitten also erheblich besser ab als jetzt die besten Stormarner Anlagen.

In Bad Oldesloe ist der schlechte Zustand der P+R-Anlage mit seinen 629 Plätzen bekannt. "Das war klar" sagt Bürgermeister Tassilo von Bary zum Urteil der Tester ("ausreichend"). Beim wichtigsten Kritikpunkt, der zu geringen Anzahl von Plätzen, will die Stadt nachbessern. Von Bary: "Wir verhandeln mit der Bahn über den Ankauf eines Geländes an der Mommsenstraße. Dort sollen 140 weitere Pendlerparkplätze entstehen." Die Finanzierung ist bereits gesichert. Die Landesweite Verkehrsservicegesellschaft (LVS), die für die Organisation des ÖPNV in Schleswig-Holstein zuständig ist, bezahlt 75 Prozent der Gesamtkosten von rund 740 000 Euro. Die restlichen 25 Prozent tragen die Stadt und die Metropolregion Hamburg je zur Hälfte.

Auch Bargteheide will die Situation verbessern. An der Straße An den Stücken planen Politiker und Verwaltung einen Ausbau der P+R-Anlage. "Wir wollen in den nächsten Monaten intensiv daran arbeiten. Die Haushaltsmittel für die Planung stehen bereit", sagt Bürgermeister Henning Görtz. Mehr als 150 Parkplätze könnten dort entstehen.

"Kurzfristig wollen wir außerdem etwa 20 neue Plätze schaffen, indem wir den vorhandenen Parkraum optimieren", sagt Görtz.

In Ahrensburg gibt es schon seit längerem Pläne für eine Sanierung des Parkhauses Alter Lokschuppen am Regionalbahnhof. Gerade werden die Kosten ermittelt. Es wird teuer werden, die Stadt wird es bezahlen müssen, und mehr Parkplätze wird es dadurch nicht geben. Bürgermeister Michael Sarach sieht deshalb eine finanziell interessante Alternative zur Sanierung. "Wenn die S 4 kommt", sagt er, "brauchen wir mehr P+R-Plätze. Für den Bau müssten wir eigentlich Zuschüsse bekommen. Vielleicht ist es sinnvoll, jetzt nicht zu sanieren, sondern den Alten Lokschuppen im Zuge der S 4 abzureißen und dort ein größeres Parkhaus zu bauen."

In Reinbek hatten die Fachleute des ADAC die Parkplätze am S-Bahnhof unter die Lupe genommen. Verblüffende Feststellung: Sie waren nicht als P+R-Plätze gekennzeichnet. Dabei werden sie auf den Internetseiten des HVV als solche geführt. 176 Plätze soll es demnach dort geben. ADAC-Tester Carsten Willms zählte nur 110 Stellflächen. Weshalb dort die Realität und die HVV-Infos derart weit auseinanderklaffen, war gestern nicht festzustellen.

Festzustellen war allerdings, dass auch in Reinbek die Zahl der Parkplätze nicht ausreicht. Reinbeks Bürgermeister Axel Bärendorf hält es derzeit nicht für möglich, die Situation zu verbessern. "Es gibt dort kein geeignetes Gelände für eine Erweiterung, man könnte höchstens in die Höhe bauen. Und dafür würde ich bei Reinbeks finanzieller Situation keine Mehrheit in der Stadtvertretung bekommen."

Derzeit gibt es laut ADAC etwa 20 000 P+R-Parkplätze in der Metropolregion. "Wir fordern, bis zum Jahr 2020 mindestens 50 000 Parkplätze zu schaffen", sagt Carsten Willms vom ADAC. Die Gemeinden müssten dafür die entsprechenden Flächen bereitstellten. Willms: "Der Ausbau der P+R-Anlagen steht in Konkurrenz zum Beispiel zum Wohnungsbau."

Mehr Parkplätze für Pendler seien jedoch extrem wichtig. "Die Zahl der Beschäftigten in der Metropolregion ist stark gestiegen", sagt Willms. Die Pendelströme hätten sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Laut HVV wächst die Zahl der Pendler, die Bus und Bahn nutzen, pro Jahr um zwei bis drei Prozent.

Hoisbüttel: 60 Punkte (von 100)

Gesamtnote "befriedigend": Nur 30 Prozent der Parkplätze der weit vom Bahnhof entfernten Anlage sind belegt, Bike-and-ride ist überfüllt

Ahrensburg: 56 Punkte

Gesamtnote "ausreichend": Die Anlage ist viel zu dunkel und zu klein, verfügt aber über Videoüberwachung und ist behindertengerecht

Gartenholz: 50 Punkte

Gesamtnote "ausreichend": Es gibt viele freie Parkplätze, die Sicherheit lässt aber zu wünschen übrig. Serviceeinrichtungen fehlen

Bad Oldesloe: 46 Punkte

Gesamtnote "ausreichend": Toiletten, Geschäfte und ein Taxistand geben Pluspunkte, aber das Parkhaus ist stark verschmutzt und überfüllt

Kiekut: 44 Punkte

Gesamtnote "mangelhaft": Die kleine Anlage verfügt über freie Kapazitäten, die teilweise überdachten Fahrradstellplätze sind allerdings voll

Bargteheide: 42 Punkte

Gesamtnote "mangelhaft": Die komplett ausgelastete P+R-Anlage ist barrierefrei, aber zu dunkel. Frauenparkplätze fehlen

Schmalenbeck: 39 Punkte

Gesamtnote "mangelhaft": Der Parkplatz ist nicht ausgeschildert, dafür aber relativ sauber und die Stellplätze sind ausreichend breit

Großhansdorf: 38 Punkte

Gesamtnote "mangelhaft": Der ADAC erhält oft Beschwerden, weil die Anlage zu klein ist und viele "wild" parken. Punkte gibt es für Sauberkeit

Reinbek: 37 Punkte

Gesamtnote "mangelhaft": Der Parkplatz ist voll und nicht ausgeschildert. P+R wurde beim Bahnhofsumbau 2007 offenbar nicht mit einbezogen

Reinfeld: 32 Punkte

Gesamtnote "mangelhaft": Der Zugang zum Bahnsteig ist nicht barrierefrei, es gibt weder Videoüberwachung noch Frauenparkplätze

Ahrensburg Ost: 25 Punkte

Gesamtnote "mangelhaft": Die Parkplätze sind zu schmal, Markierungen sind verwittert, es fehlen Plätze für Frauen und Behinderte

Ahrensburg West: 15 Punkte

Gesamtnote "mangelhaft": Der Parkplatz mit den wenigsten Punkten ist voller Schlaglöcher und Müll.