Ein Stück Island vor den Toren Hamburgs: Pferdehof Vindhólar in Stapelfeld erwartet zur Hengstparade am Wochenende mehr als 3000 Zuschauer.

Stapelfeld. Die Sonne kommt langsam hinter den Wolken hervor, es ist ein frischer Frühlingsmorgen, kurz nach 7 Uhr: Maren Junge, Eigentümerin des Islandpferdehofs Vindhólar in Stapelfeld, öffnet wie jeden Morgen mehrere der insgesamt 50 Stallboxen auf dem 35 Hektar großen Hof. Die Pferde wiehern und schütteln ihre langen Mähnen im Windzug - es scheint, als würden sie sich über den Besuch freuen. Maren Junge hat zusammen mit ihrem Mann Einar Hermannsson einen Traum verwirklicht: Die beiden 45-Jährigen leiten einen der modernsten Reiterhöfe in Deutschland.

"Schon als Kind gehörte den Pferden meine Leidenschaft. Ich nutzte jede freie Minute zum Reiten", sagt Maren Junge, die neben einem Pferdehof aufwuchs. Durch diese frühe Begeisterung hatte sie einige Erfolge, wurde unter anderem 1983 Deutsche Meisterin in der isländischen Kombination. Nach ihrer Ausbildung zur Werbekauffrau ging sie für einige Zeit nach Island zu ihrem damaligen Freund Einar Hermannsson. Gemeinsam arbeiteten sie anschließend auf großen Pferdehöfen in Frankreich, der Eifel und in Süddeutschland. Sie sammelten Erfahrung in der Pflege, dem Züchten und Trainieren.

+++ Das Programm +++

"Wir lieben die Arbeit mit den Tieren. Die Naturverbundenheit und das tolle Wesen der Pferde beeindrucken uns immer wieder aufs Neue. Besonders die Islandpferde sind so nervenstark, überhaupt nicht bisswütig und reiterlich hoch anspruchsvoll - sie machen uns viel Freude", sagt Einar Hermannsson. Im Laufe der Jahre wurde der Wunsch nach einem eigenen Hof immer größer. 1990 nahm das Paar das Projekt in Angriff. Der erste Stall, der heute noch als Quarantänezone für angeschlagene Pferde dient, stand auf einem größeren Hügel, was dem Hof den Namen einbrachte: Vindhólar ist Isländisch und heißt "windiger Hügel".

Nach und nach bauten die Eigentümer ihr Anwesen aus. "Mittlerweile sind hier mehr als 100 Islandpferde untergebracht", sagt Hermannsson, "die Arbeit ist zwar anstrengend, wir haben teilweise 80-Stunden-Wochen, doch es lohnt sich." Der handwerklich begabte Hausherr erledigt viele Arbeiten eigenhändig.

Acht Mitarbeiter füttern die Tiere morgens, mittags und abends. Die Pferde werden auf unterschiedlichen Geläufen ausgeritten: Auf den großen Wiesen oder den freien Kiesflächen, in denen sich die Tiere auch gerne wälzen, da die kleinen Steine einen Massageeffekt mit sich bringen. 2010 zeichnete die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) den Stormarner Islandpferdehof als viertbesten Reiterhof Deutschlands aus. "Uns sind die Tiere sehr wichtig", sagt Maren Junge, "wir achten darauf, dass die Ställe hell und luftig sind. Die Pferde werden immer mindestens zu zweit gehalten. Es sind nun mal Herdentiere, die soziale Kontakte brauchen."

Fünf Reitlehrer sorgen in der eigenen Reitschule dafür, dass mit den Vierbeinern richtig gearbeitet wird. Islandpferde sind in ihrem Typ einzigartig: Jedes besticht durch seine Farbvielfalt genauso wie durch üppige Mähne und Schweif. Das vielseitige, muskulöse Pferd beherrscht nicht nur die Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp, sondern noch zwei weitere: Tölt und Rennpass.

Der Tölt ist eine komfortabel zu sitzende Gangart, man reitet nahezu erschütterungsfrei. "Manchmal erlauben wir uns einen Spaß und reiten in Tölt mit einem Gläschen Sekt in der Hand - verschüttet haben wir noch nie etwas", sagt Maren Junge. Der Rennpass wird als Königsdisziplin bezeichnet. Die Pferde sind auf kurzen Distanzen bis zu 50 Kilometer pro Stunde schnell.

Am kommenden Wochenende ist der Stapelfelder Hof, der an der Teichwiese liegt, Gastgeber für ein besonderes Ereignis: die Norddeutsche Hengstparade. Insgesamt wurden 200 Pferde angemeldet, die in 360 Sportprüfungen von ihren Reitern eingesetzt werden. Am Freitag findet eine Körung von rund 20 Junghengsten statt. Die jungen Tiere werden von einer Jury eingehend begutachtet. "Es findet dort quasi eine Selektion fürs Züchten statt. Kräftige, gesunde Beine, ein schönes Fundament und klare Augen gehören zu den Bewertungspunkten", sagt Maren Junge.

Am Sonnabend und Sonntag gehen die Reiter mit ihren Pferden bei speziellen Gangprüfungen an den Start. Sie können dabei Punkte für die Weltrangliste sammeln, denn es handelt sich um ein sogenanntes World-Ranking-Turnier. Einar Hermannsson geht mit seiner zwölf Jahre alten Stute Ljosbra ins Rennen. Der Gastgeber, der 2002 bei den deutschen Meisterschaften im Fünfgang siegte und die vergangenen drei Jahre bei den Norddeutschen Hengstparaden jeweils die Passprüfungen dominierte, geht auch dieses Jahr selbstbewusst ins Rennen: "Ich bin der Meinung, dass man nur mit einem gut vorbereiteten Pferd, mit dem man auch siegen kann, starten sollte. Ansonsten kannst du es auch im Stall lassen."

Insgesamt rechnen die Veranstalter von Freitag bis Sonntag mit mehr als 3000 Zuschauern. Im beheizten Festzelt gibt es nicht nur Speisen und Getränke, sondern am Sonnabend auch eine Disco. Die Hengstparade soll nicht nur ein Ereignis für Pferdeliebhaber, Züchter und Fachleute sein, sondern der ganzen Familie Spaß bereiten. Maren Junge sagt: "Wir wollen den Menschen das Gefühl geben: Der Hof Vindhólar ist ein Stückchen Island vor den Türen Hamburgs."