Die Reinbeker beklagen verspätete Informationen bezüglich der Anmeldung. Die Awo will die Querweg-Gruppe schließen, weil es keine Neuanmeldung gibt.

Reinbek. Weil es für die Kita Querweg im Reinbeker Stadtteil Neuschönningstedt für das kommende Kindergartenjahr überhaupt keine neuen Anmeldungen gibt, plant die Arbeiterwohlfahrt (Awo) als Träger, die einzige Gruppe für Vier- bis Sechsjährige nun gänzlich zu schließen. Die Hortgruppen für die Grundschüler laufen wie gewohnt weiter. Die Eltern erfuhren erst Anfang März von den Plänen, die für sie völlig überraschend kamen. Sie sollen sich bis zum 16. April entscheiden, ob sie ihre Kinder in der Neuschönningstedter Kita Eggerskoppel anmelden wollen.

Doch für die Eltern kommt das nicht infrage. Sie wollen für den Erhalt der Einrichtung in der Mitte des Ortes kämpfen. "Das ist eine wunderbare Gruppe mit einem kleinen und geschlossenen Konzept. Und sie liegt vollkommen zentral und direkt an der Gertrud-Lege-Grundschule, die die größeren Kinder bereits durch eine Lernwerkstatt kennenlernen. Die Übergänge sind fließend, und für die Kinder gibt es keine große Umgewöhnung", sagt Stephanie Tomczak.

Verärgert sind die Eltern vor allem, weil sie erst so spät informiert wurden. "Wir sollen bis zum Ende der Osterferien entscheiden, ob wir die Kinder in die Kita Eggerskoppel am anderen Ende von Neuschönningstedt geben. Das ist viel zu kurzfristig", sagt Leif Fleckenstein. Er und die übrigen betroffenen Eltern fühlen sich von der Awo unter Druck gesetzt. Eine Stellungnahme der Awo war vor Redaktionsschluss nicht zu bekommen.

Am vergangenen Donnerstag hat die Awo nun einen Alternativvorschlag unterbreitet - einen neuen Vertrag für die Kita Querweg. "Wir können die Kinder noch ein Jahr weiter betreuen lassen", sagt Leif Fleckenstein, "aber nur, wenn wir bereit sind, doppelt so viel zu zahlen wie momentan." 160 Euro geben die Eltern derzeit für einen Betreuungsplatz von 7.30 bis 13 Uhr in der Elementargruppe aus. Das sind 37,5 Prozent der Gesamtkosten, den Rest übernimmt die Kommune.

"Das Angebot, dann eben das Doppelte zu zahlen, ist kein Angebot, sondern eine Frechheit", sagt Stephanie Tomczak. Sie hofft weiter darauf, dass es doch noch eine andere Lösung gibt.

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Nach den Sommerferien bleiben in der Elementargruppe, in der derzeit 16 Kinder betreut werden, nur noch zehn Kinder. Die anderen sechs werden im August eingeschult. Stephanie Tomczak: "Uns ist klar, dass die Kindergartengruppe dann für die Awo nicht mehr rentabel ist. Aber im nahe gelegenen Glinde stehen zum Beispiel mehrere Kinder auf der Warteliste. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, dass die Kommunen zusammenarbeiten und so die Einrichtung erhalten bleibt."

Die Reinbeker Stadtverwaltung will zunächst versuchen, Eltern in Alt-Reinbek, wo 23 Kinder auf der Warteliste stehen, die Kindergartengruppe in Neuschönningstedt nahezulegen. Zudem setzen die betroffenen Eltern nun auch Hoffnungen in die Politiker, dass sie sich für den Erhalt der Kita in der Mitte Neuschönningstedts einsetzen und die Stadt die Differenz bei den Betreuungskosten übernimmt. Gemeinsam wollen die Eltern dies auf der heutigen Sitzung des Sozial- und Schulausschusses vortragen.

Der Ausschussvorsitzende Tomas Unglaube (SPD) geht indes nicht davon aus, dass der Elternvorstoß zur Diskussion stehen wird. Er sagt: "Die Stadt müsste dann die Kosten für zehn fehlende Plätze in der für 20 Kinder ausgelegten Elementargruppe übernehmen. Das ist angesichts der ohnehin angespannten finanziellen Lage mit mehr als 20 Millionen Euro Schulden nicht möglich." Reinbek habe ein exzellentes Betreuungsangebot und eine große Vielfalt an Einrichtungen. "Kindergartenplätze werden von der Kommune ohnehin schon stark bezuschusst. Wir können keine leer stehenden Einrichtungen finanzieren, wenn es Plätze in anderen Kindergärten gibt", so Unglaube weiter. Er könne den Protest zwar gut verstehen, aber es gebe auch Eltern in anderen Stadtteilen, die ihre Kinder nicht in ihrem Wunschkindergarten unterbringen können, weil es dort keine Plätze mehr gibt.

Für Stephanie Tomczak ein schwacher Trost: "Einige würde ein Wechsel vor große Probleme stellen, weil sie dadurch weite Wege zurücklegen müssten. Manche haben drei Kinder, die schon zu unterschiedlichen Zeiten zur Schule gebracht und abgeholt werden müssen. Für sie ist die Betreuung in der Kita Eggerskoppel die schlechteste Lösung." Ob versucht werden soll, die Kindergartengruppe in der Kita Querweg zu erhalten und Kinder aus anderen Ortsteilen dort betreut werden könnten, entscheidet sich in der heutigen Sitzung des Sozialausschusses im Jürgen-Rickertsen-Haus (Schulstraße 7). Sie beginnt um 19.30 Uhr.