Krankentage haben sich im Kreis Stormarn seit 2004 verneunfacht. Der Arbeitskreis Gesundheit bietet einen Infotag zur Vorbeugung an.

Ahrensburg. Leer, müde, kraftlos - Burn-out. Mehr und mehr Arbeitnehmer klagen über die Symptome der neuen Volkskrankheit, fühlen sich ausgebrannt. In den vergangenen Jahren hat sich die Anzahl der Krankschreibungen bundesweit stetig erhöht. Und auch im Kreis Stormarn klagen zunehmend mehr Arbeitnehmer über verschiedene Stressfaktoren und über Schwierigkeiten in der Lebensbewältigung. Den Betroffenen wächst alles über den Kopf. Die Krankheitstage in dieser Diagnosegruppe haben sich laut der Krankenkasse AOK West in Stormarn zwischen den Jahren 2004 und 2010 nahezu verneunfacht.

"Zeitdruck und Stress nehmen offenbar weiter zu. Für viele Menschen besteht die Gefahr, von zwei Seiten gleichzeitig auszubrennen, vom Beruf her und durch familiäre Belastungen", sagt AOK-Regionaldirektor Gunar Schlage. So würden heute mittlerweile die psychischen Erkrankungen mit 10,5 Prozent bereits den dritten Rang hinter Muskel- und Skeletterkrankungen (26,9 Prozent) und Verletzungen (13,1 Prozent) bei den Krankschreibungen in Stormarn ausmachen.

Der Arbeitskreis Gesundheit will nun besonders von Stress Betroffenen zeigen, wie sie langfristigen Erschöpfungszuständen frühzeitig entgegen wirken können. Wie das möglich ist, wollen sie am Informationstag zur Burn-out-Prävention "Stress lass nach" am Sonnabend, 21. April, im Haus der Volkshochschule Ahrensburg deutlich machen - mit Tipps für eine innere Zufriedenheit, gesunde und ausreichende Ernährung. "Wir wollen präventiv tätig werden und Betroffenen helfen, frühzeitig individuelle Symptome wahrzunehmen. Und wir wollen zeigen, wie Drucksituationen besser ausgeglichen werden können", sagt Astrid Rottmann vom Arbeitskreis Gesundheit der VHS Ahrensburg.

Denn gerade in der deutschen Sozialisation, in der die Arbeitswelt auf Perfektion ausgelegt sei und sich viele einfach zu viel aufhalsten, wüssten Betroffene nicht, wie sie einen Ausweg aus dem sich ständig drehenden Hamsterrad finden könnten. Eine Gefahr, die sich auf den gesamten Organismus des Menschen auswirken kann.

+++ Vorträge und Workshops gegen Stress bei der VHS +++

Vor allem auf das Herz. "Stress ist auch eine zunehmend große Ursache für Herzerkrankungen", sagt der Internist und Kardiologe Dr. Clemens Kühn, der auf der Informationsveranstaltung neben Ursachen des Burn-out-Syndroms vor allem über mögliche Vorbeugung der Erkrankung aufklären will.

Er weiß: Jahrelang sind Stress und Depressionen als Ursache von Herzerkrankungen nicht ernst genug genommen worden. "Dabei erhöht Stress genauso stark das Herzinfarktrisiko wie etwa das Rauchen." Kühn warnt jedoch auch davor, in jedem Fall einer Überbelastung gleich von einem Burn-out-Syndrom zu sprechen. "Burn-out ist mittlerweile ein inflationär benutzter Begriff. Jeder ist einmal überfordert. Schlimm wird es nur, wenn die Überforderung anhält", sagt der Kardiologe Kühn.

Und dann stürme meist alles von allen Seiten auf die Betroffenen ein, die stets das Gefühl hätten, unter Zeitdruck zu stehen, erklärt Astrid Rottmann. "Das ist ein wenig wie im Film 'Momo' mit den grauen Männern, die die Zeit stehlen wollen. Die Betroffenen haben das Gefühl, es wächst ihnen über den Kopf. Und es dauert oft lange, bis sie das überhaupt merken. Doch der Abfall dann ist dramatisch. Sie werden handlungsunfähig, spüren keinen Antrieb mehr, trauen sich kaum noch, aus dem Haus zu gehen - ganz ähnlich wie bei einer Depression", sagt sie.

Betroffen seien zumeist Leistungsträger in der Gesellschaft, die in der Mitte des Lebens stünden und es gewohnt seien, viele Aufgaben zu übernehmen. Die Physiotherapeutin Ute Lensch, die Shiatsu-Therapeutin Susanne Zeidler, die Gestaltungstherapeutin Karin Girlatschek und die Gesangslehrerin Ortrud Kuteifan wollen am 21. April in vier Workshops zeigen, wie Betroffene einer Überbelastung vorbeugen können.

Die AOK-Gesundheitskasse bietet speziell für Führungskräfte am Mittwoch, 28. März, das Seminar "Burn-out-Prävention" in Unternehmen an. Das Seminar beginnt um 10 Uhr in der AOK-Niederlassung (Hamburger Straße 24-28) in Ahrensburg und endet um 15 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldungen auf www.aok-business.de/nw im Internet oder unter Telefon 04102/801 91 43.