Die Angeklagten im Alter von 18 bis 21 Jahren erzählen freimütig von ihren Überfällen und Einbrüchen. Die Taten wurden zuvor genau geplant

Ahrensburg/Bad Oldesloe. Der Prozess gegen die Oldesloer Jugendbande, die im vergangenen Jahr mehrere Spielhallen überfallen und diverse Einbrüche begangenen haben soll (wir berichteten), ist vor dem Ahrensburger Amtsgericht fortgesetzt worden. Die jungen Männer im Alter zwischen 18 und 21 Jahren, die in Oldesloe und Umgebung leben, hatten am ersten Verhandlungstag die Taten gestanden.

Gestern standen ein Raubüberfall auf eine Lübecker Spielhalle sowie ein versuchter Überfall, ein Einbruch in ein Oldesloer Reihenhaus und ein versuchter Einbruch in einen Baumarkt in der Kreisstadt auf der Tagesordnung. Insgesamt werden den sieben Angeklagten 14 Taten angelastet. Am zweiten Verhandlungstag wurde erneut deutlich, wie gut die Männer, die die Taten in unterschiedlichen Konstellationen begingen, vorbereitet waren. Die Angeklagten, die als Motiv Spielsucht und Geldnot angeben, trafen sich oft in ihrem Stammcasino in Bad Oldesloe. Dort planten sie die Einbrüche und Überfälle. Dabei habe ihnen auch die Spielhallenaufsicht geholfen. "Der Mann hat mitbekommen, dass wir einen Überfall planen, und gab uns den Tipp, eine Spielhalle in Lübeck zu überfallen", erinnert sich Thomas M. (alle Namen geändert) und fügt hinzu: "Er habe dort selbst mal gearbeitet und hat uns alles erklärt. Wie es drinnen aussieht, wer dort arbeitet."

Mitte September überfielen vier der Angeklagten die Spielhalle in der Hansestadt. Alles lief nach Plan. Mit fast 1500 Euro flüchteten die Männer. Der Tippgeber bekam einen Teil der Beute ab. Ähnlich lief es bei einem Einbruch in eine Gaststätte in Bad Oldesloe im Mai. Von einem Bekannten, einem ehemaligen Auszubildenden des Gastronomiebetriebs, hatten die Jugendbande erfahren, wie man dort am besten einbrechen könne und wo es etwas Wertvolles zu holen gäbe. Auch ein Einbruch in das ehemalige Oldesloer Sportzentrum war gut durchdacht. Der Angeklagte Jan S. hatte dort gelernt, kannte sich aus. Gejobbt hatte S. zudem in einer Spielhalle. Dort inszenierte die Bande einen fingierten Überfall. Während S. dort arbeitete, überfielen ihn seine Freunde und erbeuteten 3000 Euro.

Auch ein Oldesloer Reihenhaus war nicht zufällig ausgewählt worden. "Als ich mal wieder in unserem Casino in Oldesloe saß, habe ich mich mit einem älteren Mann unterhalten. Er sah wohlhabend aus", erinnert sich Christian J. Der Mann erzählte dem 20-Jährigen, dass er für zwei Wochen mit seiner Frau nach Bayern fahren wolle, um Urlaub zu machen. Sofort kam ihm die Idee, in sein Haus einzubrechen. Gemeinsam mit zwei Freunden stahl J. Goldschmuck und -besteck sowie Uhren aus dem Haus. Den Schmuck verkauften die drei Männer an einen Juwelier in Ahrensburg und bekamen rund 1100 Euro dafür.

"Ich habe von dem Geld 28 Euro mehr als die anderen bekommen", sagte J., "denn ich habe bei dem Juwelier meinen Namen angegeben."

Bei diesem Kommentar mussten er selbst und die Mitangeklagten, die alle noch sehr jugendlich wirken, lachen. Auch der Staatsanwalt war sehr erstaunt darüber. "Ich verstehe nicht, warum Sie bei den Überfällen neben ihrer Maskierung auch Socken über ihre Schuhe gezogen haben, damit man diese nicht auf den Bilder der Überwachungskamera erkennt", so der Staatsanwalt und fügte hinzu: "Und dann geben sie Ihren Namen bei dem Juwelier an?" Das Goldbesteck hatte Christian J. selbst behalten. "Er brauchte gerade welches", so ein Mitangeklagter. Und erneut ging ein kurzes Lachen durch den Saal, so wie in einem Klassenzimmer. Offenbar sind die Männer sich nicht bewusst, was sie ihren Opfern angetan haben.

Neben den Überfällen und den Einbrüchen musste sich einer der Täter zusätzlich wegen einer schweren Körperverletzung in einer Oldesloer Diskothek verantworten. Das Opfer erlitt einen Kieferbruch. "Er ist gegen meinen Handballen gelaufen, ich kann nichts dafür", sagte der 19-jährige Hendrik K. Ein Freund versuchte, ihn zu schützen, bestätigte seine Aussage als Zeuge vor Gericht. Erst nachdem der Staatsanwalt ihn darauf hinwies, dass er sich mit einer Falschaussage strafbar mache und er ihm nicht glaube, widerrief der Freund seine Aussage.