Wir alle benutzen Redewendungen, von denen jeder weiß, was gemeint ist. Was sich einmal dahinter verborgen hat, woher die Redewendungen stammen, das wissen die wenigsten. Wenn wir zum Beispiel sagen, jemand kann uns das Wasser reichen - oder eben nicht - , bedeutet dies, dass die gemeinte Person ebenso tüchtig oder schlau oder erfolgreich ist wie wir. Im wörtlichen Sinne das Wasser gereicht wurde im Mittelalter, zur großen Zeit der Ritter. Und zwar bei reichen, vornehmen Leuten. Die Menschen - auch die vornehmen - nahmen das Essen mit den Fingern zu sich. Vor und nach dem Essen wurde Wasser gereicht, damit sich die Esser die Finger abspülen konnten. Diejenigen, die die Schalen verteilten, waren ausgewählte Diener, alle anderen Untergebenen konnten Hausherr und Gästen nicht das Wasser reichen.

Wenn uns beim Essen ein Bissen im Hals stecken bleibt, ist das unangenehm und gefährlich. Im übertragenen Sinne bedeutet die Redewendung, dass wir vor Schreck nicht weiteressen können.

Vor vielen hundert Jahren mussten sich Menschen, die angeklagt waren, etwas verbrochen zu haben, schlimmen Prüfungen unterziehen. Gottesurteil nannte man das. Ein Gottesurteil bestand darin, dass dem Angeklagten ein trockener Bissen in den Mund gelegt wurde, den er schlucken musste. Blieb der Bissen im Hals stecken, galt der Mensch als schuldig.