Die Oststeinbeker Band Gedankenklang hat beim MusicStorm-Wettbewerb mit deutscher Rock- und Popmusik die zweite Runde erreicht.

Oststeinbek. Ihre Musik, das seien zu Klang gewordene Gedanken mit eingängiger Melodie, sagt Lars Christiansen. "Wir beschreiben zwischenmenschliche Beziehungen und alles, was dabei im Kopf vor sich geht. Diesen unausgesprochenen Gedanken wollen wir eine Stimme verleihen." Der 24-Jährige ist der Gitarrist der Band Gedankenklang aus Oststeinbek. Seit knapp zwei Jahren macht er mit Schlagzeuger Dennis Joest, Bassist Rasmus Hans und Sängerin Svenja Kühnemann zusammen Musik.

Kennengelernt haben sich die vier über eine Anzeige. "Dennis und Rasmus haben dort eine Band gesucht", sagt Lars. "Svenja und ich hatten zwar schon eine, aber uns fehlten ein Schlagzeuger und ein Bassist." Seitdem probt die Gruppe jeden Montag zweieinhalb Stunden lang in einem Bunker im Hamburger Stadtteil Hamm-Süd. "Da wir alle am nächsten Morgen zur Arbeit müssen, geht es nicht länger", sagt Dennis. Der Proberaum liegt im vierten Stock des Gebäudes, einen Fahrstuhl gibt es nicht. Svenja: "Es ist immer besonders hart, das Schlagzeug bei Auftritten nach unten zu tragen. Aber wir haben auch schon mal im siebten Stock geprobt, von daher ist das doch eine Verbesserung."

Ihren außergewöhnlichsten Auftritt hatte die Band in einem Gefängnis

Gedankenklang steht für deutsche Rock- und Popmusik. "In unserer Muttersprache können wir uns am besten ausdrücken", sagt Lars. "Außerdem erreichen wir die Leute auf diese Weise direkter." Denn die Menschen mit ihrer Musik zu erreichen, das ist Lars, Dennis, Rasmus und Svenja am wichtigsten. "Die Songs spiegeln alle persönliche Erfahrungen wider. Es steckt eine Menge Herz mit drin", sagt Lars. Manche Texte habe er in fünf Minuten geschrieben, andere seien eher wie ein Puzzle entstanden, und einige würden auch seit Jahren unfertig im Schrank liegen. Der 24-Jährige sagt: "Da warte ich immer noch darauf, dass mich die Muse küsst."

Wenn Gedankenklang auf der Bühne stehen, erwartet das Publikum ein abwechslungsreiches Programm. "Wir haben rockige Songs im Repertoire, die direkt auf die Zwölf gehen, und ganz nachdenkliche Lieder, die mitten ins Herz treffen", sagt Lars. Diese Mischung präsentierten Gedankenklang auch bei ihrem wohl außergewöhnlichsten Konzert vor einigen Wochen in der Justizvollzugsanstalt Hamburg-Fuhlsbüttel vor 20 Häftlingen. Der Gitarrist sagt: "Die Knast-Jungs sind richtig mitgegangen, auch bei den ruhigen Liebesliedern. Das war klasse."

Seit Anfang des Jahres ist die erste CD von Gedankenklang mit vier Liedern fertig. Besonders stolz sind die vier Musiker darauf, dass Saxofonist Hannes Köppen von den Barmbek Dream Boys, der Band von Lotto King Karl, bei einem Song mitgewirkt hat. Bei MusicStorm hat sich die Gruppe beworben, um neue Kontakte zu knüpfen und sich inspirieren zu lassen. "Wir wollen Menschen erreichen, die sich normalerweise vielleicht gar nicht für unsere Musikrichtung begeistern", sagt Rasmus, und Svenja ergänzt: "Wenn nur einer sagt: 'Die Musik ist cool, da komme ich wieder vorbei', dann freut uns das schon."

Ihr Musikvideo für den Nachwuchswettbewerb will die Band zu ihrem neuesten Song "Tanzen" drehen. Er handelt von der Suche nach Träumen und von Momenten, die man nur zusammen erleben kann. Häufig würden sie mit Bands wie Revolverheld, Juli oder Wir sind Helden verglichen, sagt Lars. "Das ist natürlich eine Ehre für uns." Generell habe sich die Gruppe aber von Anfang an nicht an anderen orientiert.

Im Unterschied zu ihren Bandkollegen, die alle einen Beruf außerhalb des Musikgeschäfts haben, will Svenja ihr Hobby zum Beruf machen. Sie studiert Gesang an der Hamburg School of Music. "Mein Ziel ist, dass ich später von der Musik leben kann", sagt sie. "Am liebsten würde ich mit der Band weiterkommen. Aber ansonsten bin ich auch für Cover-, Studio- oder Background-Gesang offen." Die Musik habe schon immer ihr Leben begleitet. "Als ich klein war, haben meine Eltern mir im Bett immer etwas vorgesungen", sagt die Oststeinbekerin. Ihr Vater war Mitglied im Chor, sie selbst ging bereits als Kind zur musikalischen Früherziehung.

Lars wurde von seinem Lehrer für die Musik begeistert. "Als ich 14 war, hat er uns auf seiner akustischen Gitarre etwas vorgespielt und die Namen aller Schüler in den Song eingebaut", erinnert er sich. "Das fand ich so klasse. Er konnte mit dem Instrument eine Horde von 20 Schülern ganz leicht begeistern." Auch Dennis hat es einer Lehrerin zu verdanken, dass er Schlagzeuger wurde. "Sie hat mich zum Schlagzeug-Unterricht geschickt", sagt der 31-Jährige und fügt grinsend hinzu: "Anfangs habe ich das nur gemacht, um Frauen zu beeindrucken."

Rasmus dagegen hatte schon immer Musik um sich herum. Sein Vater spielt Schlagzeug, einer seiner Brüder legt als DJ auf, und ein anderer rappt gern. Er sagt: "Ich bin schon durch einige Bands getingelt." Bei Gedankenklang will er jedoch noch sehr lange bleiben. "Es muss in einer Band menschlich passen", sagt Svenja. "Und wir haben uns einfach gefunden."