Anti-Buckel-Initiative: Kritiker sammeln in Bargteheide Unterschriften gegen die Bodenwelle. Der Bürgermeister sieht kaum Chancen.

Bargteheide. Wenn Angela Bonza aus Timmerhorn über den Bargteheider Buckel fährt, wird sie angefeuert. "Los Oma, gib Gas!", ruft ihr zehnjähriger Enkel, "dann fliegen wir wie die Autos in den amerikanischen Spielfilmen." Als Oma findet die Timmerhornerin das ganz lustig. Als Autofahrerin nicht. "Der Buckel ist total überflüssig", sagt sie und setzt ihren Namen auf die Unterschriftenliste, die ihr Eckehard Knoll hingehalten hat.

Es müsse etwas geschehen. Und zwar dringend. Das sieht die Timmerhornerin so. Das sieht Horst Loebus aus Bargteheide so, der vor ihr unterschrieben hat. Das sehen viele Menschen aus Bargteheide und dem Umland so. Und das sehen vor allem der frühere Baudirektor Eckehard Knoll aus Ahrensburg und seine Bargteheider Mitstreiter so, die sich in der Anti-Buckel-Initiative (ABI) zusammengetan haben, um die eigenartige Bodenwelle von 1,40 Meter Höhe an der Einmündung der neuen Westumgehung in die Alte Landstraße aus der Welt zu schaffen.

ABI - diese Abkürzung erinnert an etwas Positives, an einen Abschluss, der neue Wege eröffnet. Und genau das will auch die Initiative erreichen, die dafür jetzt auf die Straße geht und vor Geschäften, Bäckern, Supermärkten und auf dem Wochenmarkt Unterschriften sammelt - gegen den Buckel und für einen Kreisverkehr. Knoll: "Alle sind sich einig, dass sie den Buckel nicht wollen. Aber ich habe noch keinen gehört, der gesagt hätte, ein Kreisel wäre Mist."

800 Unterschriften haben Eckehard Knoll und Hans Georg Kappen, Thorsten Laatz, Joachim Rühmeier und Rolf Finkbeiner, die anderen vier Mitglieder des harten Initiativ-Kerns, schon gesammelt. Allein am Sonnabend auf dem Wochenmarkt kamen noch einmal 60 Unterschriften dazu. "Das ging wie Brezelbacken", sagt Knoll, der sich über die tatkräftige Unterstützung von Grünen-Chefin Ruth Kastner freut.

Und sie machen weiter, bis die 1000 voll sind. Seit dem Wochenende hat ABI Stormarn einem Internet-Auftritt. Nun stehen Resolution und Unterschriftenformulare online. Die Initiative hofft auf Unterstützung per Mausklick. Und schnell müsse es gehen.

"Wenn die Bagger erst einmal anrollen und die Westumgehung weitergebaut wird, ist es zu spät", sagt Knoll. Dann bliebe der Buckel unverrückbar an der Kreuzung L 89 und L 225. Zu hoch. Gefährlich. Hässlich. Knoll: "Hier ist Murks gemacht worden. Die Fahrbahnneigung von 5,5 Prozent entspricht nicht den anerkannten Regeln. Und dafür muss das verantwortliche Ingenieurbüro in Regress genommen werden", sagt Knoll und nennt damit eine weitere Forderung, die auf der Resolution steht und die Unterschriftenaktion begleitet. Drittens müsse ein Büro beauftragt werden, das Erfahrung mit dem Bau moderner Kreisel habe. Knoll, der selbst Bauingenieur ist, sieht in einem Kreisverkehr die einzig sichere Alternative. Die Kreuzung werde täglich von 13 000 Kraftfahrzeugen gequert. Sie dürfe nicht zum Unfallschwerpunkt werden.

Die Resolution wendet sich an die Bargteheider Stadtvertreter und Bürgermeister Henning Görtz. Sie sollen mit Nachdruck dafür sorgen, die Forderungen der Initiative bei den Landesstraßenbehörden durchzusetzen.

"Ich finde es gut, dass sich die Bürger engagieren und in dieser Frage so ticken wie die Politik. Auch von uns will keiner den Buckel", sagt Görtz. Andererseits sei die Resolution überflüssig. Görtz: "Man muss uns nicht aufwecken. Wir sind von Anfang an mit dem Landesamt im Gespräch und haben hinter den Kulissen gegen den Buckel gekämpft." Außerdem sei die Chance auf Erfolg relativ gering, sagt Görtz und verweist auf ein Schreiben der Lübecker Niederlassung des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr von Anfang Februar. "Darin wird uns bestätigt, dass alles seine Richtigkeit hat. Was sollen wir da machen?".

Dennoch gibt es Verständnis. "Ich kann nachvollziehen, dass die Bargteheider sich darüber ärgern, dass eine so gute Sache mit einem Makel versehen ist", sagt Görtz. Und fügt hinzu: "Um doch noch leichte Korrekturen zu erreichen, wäre jetzt der beste Zeitpunkt."

So soll nun geprüft werden, ob nicht wenigstens vor der Kreuzung die Geschwindigkeit von 70 auf 50 Stundenkilometer runtergesetzt werden könnte. Außerdem gebe es die Idee, untersuchen zu lassen, was der Bau eines Kreisverkehrs überhaupt kosten würde. "Eins ist jedoch klar", sagt Görtz: "weder das Landesamt noch das Ingenieurbüro kann man in Haftung nehmen." Mit anderen Worten: Welche Kosten beim Umbau auch anfallen, die Frage bleibt: Wer soll das bezahlen?

Bürgervorsteher Horst Kummereincke (CDU) bezog klare Position, als der Buckel im September vergangenen Jahres auftauchte. "Der muss weg", lautete seine Forderung. "Und dabei bleibe ich auch", sagt er. Von der Resolution hält er allerdings nichts: "Die Initiative kämpft gegen Windmühlenflügel."

Ganz anders Norbert Muras von der Wählergemeinschaft (WfB): "Wir stehen voll hinter der Initiative. Die Kreuzung ist einfach zu unfallträchtig." Das Tempolimit im Kreuzungsbereich auf 50 Stundenkilometer runterzusetzen, wäre die Minimalforderung, das eigentliche Ziel, den Buckel flacher zu machen. Muras: "Und wenn das Landesamt dann sowie Geld ausgibt, wäre es gut, wenn ein Kreisel gebaut würde." In jedem Fall möchte die WfB erreichen, dass ein Gutachter untersucht, ob und was falsch gelaufen ist. Muras: "Das wäre gut, ganz egal, wie nun weitergebaut wird."

Die Initiative will in jedem Fall weitermachen. "Vielleicht übergeben wir die Listen ja auch den Finanzminister des Landes, an Rainer Wiegard. Der wohnt schließlich in Bargteheide", sagt Eckehard Knoll.