Die NPD will Ausländer aus den Sozialversicherungen werfen, am liebsten aber gleich ganz aus dem Land - denn zu den Zielen der Partei gehört auch die "Erhaltung der deutschen Volkssubstanz". Wohin solche Parolen führen können, wissen wir seit der Nazi-Diktatur zur Genüge: Massenmord an den Juden, Millionen Kriegstote. Dass die NSDAP-Nachfolgepartei NPD nun fünf Wochen lang mit Lautsprecherwagen durchs Land touren darf, ist schwer zu ertragen.

Aber wir werden es ertragen. Demokratie ist großzügig, Demokratie erlaubt viele Meinungen und verbietet wenige. Diese Geisteshaltung darf sich auch die NPD zunutze machen, die einer so ganz anderen Geisteshaltung nachhängt. Denn die Partei ist nicht verboten. Dass das so ist, ist gewiss ein Fehler. Die Morde der "Zwickauer Terrorzelle" und deren NPD-Kontakte führen gerade dazu, dass ein neues Verbotsverfahren für die rechtsextreme Partei wahrscheinlicher wird.

Aber noch ist sie erlaubt. Erlaubt ist auch Kreativität. Wo die Demokratie großzügig ist, darf der Bürger ruhig pingelig sein. Hält sich die NPD bei ihren Stadtrundfahrten mit aufmontierter Tröte an die Auflagen? Lasst uns auf die Uhr gucken, lasst uns auf den Abstand achten. Lasst uns die Ordnungsbehörden informieren, wenn die 200-Meter-Sperrzone oder die Mittagsruhe verletzt werden - und wenn es nur um einen Meter oder eine Minute geht. Und außerdem: War das nicht gerade volksverhetzend, was da gebrüllt wurde? Je mehr Protestanrufe bei den Behörden eingehen, desto einfacher wird es für die Hüter der Straßenverkehrsordnung, den nächsten NPD-Antrag mit weiteren Beschränkungen zu versehen.