Autoschieber aus Litauen stehlen vier Autos des Typs T 5. Drei Täter wurden festgenommen. Zwei der Männer sitzen jetzt in Untersuchungshaft.

Großhansdorf. Der Polizei ist ein Schlag gegen eine Autoschieberbande aus Litauen gelungen. Drei Männer im Alter zwischen 21 und 53 Jahren wurden von den Beamten festgenommen, zwei Täter sitzen jetzt in Untersuchungshaft. Die Litauer hatten es bei ihrer Diebestour auf VW-Busse des Models T 5 abgesehen. Vermutlich besteht ein Zusammenhang zwischen den Taten. Offenbar wurde die Busse auf Bestellung gestohlen.

Bisher können die Beamten dem Trio vier Taten nachweisen. In der Nacht zum 1. März verschwanden in Elmenhorst und Großhansdorf je ein T 5. "Wir saßen am Frühstückstisch und bekamen um 8.15 Uhr einen Anruf von der Polizei in Neubrandenburg", erinnert sich eine Großhansdorferin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Beamten teilten der Familie mit, dass Polizisten ihr Auto etwa zehn Kilometer vor der polnischen gestoppt hatten. "Uns war gar nicht aufgefallen, dass unser Multivan verschwunden war", sagt die Eigentümerin. Sie hatte ihr Auto am Vorabend vor ihrer Haustür abgestellt.

Autodiebe aus Litauen geraten vor Grenze in eine Verkehrskontrolle

Den Polizisten war der graue VW-Bus auf der B 104 zwischen den Ortschaften Löcknitz und Plöwen in Mecklenburg-Vorpommern aufgefallen. Das Schloss an der Fahrertür war beschädigt. Als die Polizisten den 53 Jahre alten Fahrer aus Litauen kontrollierten, entdeckten sie, dass im Zündschloss ein Schraubendreher steckte.

Nur wenige Minuten zuvor hatten Polizisten im etwa 300 Kilometer entfernten Löcknitz einen 24 Jahre alten Litauer kontrolliert, der ebenfalls mit einem T 5 in Richtung der polnischen Grenze fuhr. Wie sich später herausstellte, war der junge Mann mit dem VW-Bus unterwegs, der nur wenige Stunden zuvor in Elmenhorst in Stormarn gestohlen worden war. Gegen beide Männer erstatteten die Beamten Anzeige wegen Diebstahls im besonders schwerem Fall und Hehlerei. Nachdem die Staatsanwaltschaft in Lübeck gegen beide Männer einen Haftantrag prüfte, wurden die Litauer wieder frei gelassen.

"Ich habe meiner Nachbarin, die ebenfalls einen T 5 fährt, gesagt, dass sie darauf aufzupassen soll", sagt die Großhansdorferin. Jedoch ohne Erfolg. In der Nacht zu Montag, 12. März, schlugen die Autodiebe erneut in der selben Straße der Waldgemeinde zu und stahlen den VW-Bus der Nachbarin. Außerdem verschwand auch in Ahrensburg ein T 5, der zuvor vom Eigentümer an der Bismarckallee abgestellt worden war.

Doch auch in diesen beiden Fällen hatten Polizisten ein gutes Gespür und zogen die Fahrer bei Verkehrskontrollen aus dem Verkehr. Den in Großhansdorf gestohlenen T 5 entdeckten Beamte kurz vor der polnischen Grenze in Bad Freienwalde an der Oder in Brandenburg. Am Steuer des VW-Busses saß derselbe 24 Jahre alte Litauer, der zuvor in Elmenhorst den Multivan gestohlen hatte. Das in Ahrensburg gestohlene Auto fiel Beamten aus Niedersachsen in Seevetal auf. Ein 21 Jahre alter Litauer war damit unterwegs. Gegen beide Männer wurde jetzt Haftbefehl erlassen. Der 24-Jährige ist zudem der Polizei in Baden-Württemberg bestens bekannt. Auch dort soll er sein Unwesen getrieben haben. Von dem 53-Jährigen fehlt indes jede Spur.

VW-Busse sind bei Schieberbanden derzeit besonders beliebt

Die Polizei und die Staatsanwaltschaft in Lübeck prüfen nun, ob weitere Autodiebstähle auf das Konto der Litauer gehen. Ferner, ob es weitere Mittäter gibt. "In ganz Norddeutschland wurden in jüngster Zeit immer wieder T 5 der Marke VW oder das Vorgängermodel T 4 gestohlen", sagt Ahrensburgs Kripo-Chef Wolfgang Böhrs. Der Polizist sagt, es gebe mehrere litauische Autoschieberbanden, die hier unterwegs seien. 2011 registrierte die Stormarner Polizei 246 Autodiebstähle. Nur rund 32 Taten wurden aufgeklärt. Insbesondere an der Grenze zu Polen werden immer wieder gestohlenen Autos sichergestellt. "Viele Fahrzeuge, die in Skandinavien gestohlen werden, werden über Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern nach Osteuropa gefahren", sagt Stefan Perschall von der Bundespolizei Bad Bramstedt, die für die Überwachung der Bundesgrenze in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zuständig ist.

Im Jahr 2011 stellten die Beamten der Bundesbehörde 150 gestohlenen Autos sicher, die ins Ausland gebracht werden sollten, im Vorjahr waren es 130 Fahrzeugen, 2009 waren es 60. "Bedenkt man jedoch, dass in ganz Deutschland pro Woche etwa 200 Fahrzeuge gestohlen werden, müssen wir von einem großen Dunkelfeld ausgehen", sagt Stefan Perschall.

Die meisten Autodiebe, die Polizisten an der Grenze stoppen, kämen aus Polen oder Litauen. "Das sind organisierte Banden, die auf Bestellung arbeiten, derzeit sind VW-Busse beliebt", sagt der Sprecher der Bundespolizei und fügt hinzu: "Wir beobachten, dass die Täter überwiegend in der Nähe einer Autobahn zuschlagen." Stormarn sei wohl deshalb auch so beliebt.