Sieben Stormarner sieben Wochen ohne: Was Claas, 6, in der Fastenzeit erlebt

Bargteheide. Keine Nutellabrote, keine Süßigkeiten und einmal in der Woche auch kein Kuscheltier von zu Hause und keine Spielsachen. Wie hat das bisher geklappt? Wir haben im kirchlichen Kindergarten in Bargteheide nachgefragt. "Gut", sagt Claas kurz und knapp. Er bevorzuge ohnehin Käsebrote. Und das mit dem Kuscheltier? "Ich nehme sonst meinen Hund mit", sagt der Sechsjährige. Aber der Hund habe keinen Namen. Schlimm sei der Verzicht aufs Kuscheltier ohnehin nicht gewesen.

Dafür eröffnet Fasten ganz neue Perspektiven. Um der Zeitung dieses Interview zu geben, hat Claas im Büro der Kindergartenleiterin Platz nehmen dürfen, auf dem Sessel der Chefin. Irgendwo muss er ja schließlich in Ruhe telefonieren können. Und auch sonst hat sich einiges für den Sechsjährigen geändert. Da die Spielkisten tabu waren, hat er mit den anderen Tische und Stühle zusammengeschoben und Höhlen gebaut. Und weil die Tische und Stühle nun einem anderen Zweck dienten, wurde auf Decken auf dem Boden gefrühstückt: ein Indoor-Picknick.

Claas hat das gut gefallen. Und auch, was danach kam. Denn wer eine Höhle baut, hat schon ein halbes Bühnenbild zusammen. Die Kindergärtnerinnen holten noch Umhänge und alte Kleider aus den Beständen, und schon begann das Verkleiden.

"Wir haben Theater gespielt. Es ging um eine Königin und eine Prinzessin. Und ein Räuber wollte ihr das Geld stehlen. Wir haben das zweimal gespielt", sagt Claas, "ich war einmal der König und einmal nix." Mit dem Polizisten war es so ähnlich. Claas: "Er sollte den Räuber fangen. Einmal hat er das geschafft. Einmal nicht."

Süßigkeiten- und Spielzeugentzug hat Kreativität freigesetzt. So wurde auch gemalt und geknetet, über den Balancierbalken draußen ein Brett gelegt und schnell mal eine Wippe gebaut. Und in der Sandkiste entstanden mit klammen Fingern und unter anfänglichem Murren tolle Sandburgen.

Da auch die Geburtstagskinder keine Bonbons ausgeben durften, wurde stattdessen von zu Hause Obstsalat mitgebracht. Und eigentlich, so der Vorschlag der Kinder, könnte man dann auch auf Kakao verzichten.

Ein paar Wochen müssen sie das alles noch durchhalten. "Kein Problem", sagt Claas. Zumal es auch Spaß macht, den Großen mal zu sagen, was sie lassen sollen. Die Kinder bastelten nicht nur Verbotsschilder, um sie an die Spielzeugkisten zu pappen. Ein Schild zeigt einen durchgestrichenen Schuh. Das heißt: "Vorsicht, Eltern! Nur ohne Schuhe in den Gruppenraum." Und das gilt nicht nur für sieben Wochen, sondern für immer.