Weil Gymnasien aus der Hansestadt Stormarner Kinder abweisen wollen, fühlen sich Eltern im Stich gelassen. Jetzt sprechen die Sozialdemokraten beim Senator vor

Barsbüttel. Die Ankündigung der Hamburger Schulbehörde, rund 40 Gastschüler aus Barsbüttel auf Gymnasien im gesamten Stadtgebiet zu verteilen, sorgt weiter für Aufregung unter den Eltern. Weil die drei nächstgelegenen Hamburger Gymnasien im Stadtteil Wandsbek überlaufen sind, sollen die Stormarner im kommenden Schuljahr keinen Platz bekommen (wir berichteten). Nachdem die Eltern massiv dagegen protestierten, wollen Vertreter der Barsbütteler SPD jetzt mit Hamburgs Schulsenator Thies Rabe (SPD) über die Situation sprechen. "Das Gespräch soll in den nächsten zehn Tagen stattfinden", sagte Fraktionschef Hermann Hanser auf einer Diskussionsveranstaltung mit Eltern im Bürgerhaus.

Der Barsbütteler SPD-Landtagsabgeordnete Martin Habersaat, einst selbst Gastschüler in Hamburg, erläuterte, dass in erster Linie Sonder- und Berufsschüler aus Schleswig Holstein unzumutbar weite Wege auf sich nehmen müssten, wenn sie nicht nach Hamburg zur Schule gehen könnten. Hinzu kommen Kinder, die dort freie Schulen besuchen: "Die rund 200 Barsbütteler sind im Vergleich eher eine kleine Gruppe."

Die Barsbütteler Eltern fühlen sich von Hamburg hingehalten. "Uns wurde versprochen, wir bekommen innerhalb von zwei Wochen Bescheid, ob unser Kind einen Platz bekommt. Jetzt haben die Schulen einen Maulkorb, niemand redet mit uns, und wir bleiben bis April im Ungewissen", sagte eine Mutter. "Wenn man uns von vornherein reinen Wein eingeschenkt hätte, welche Schulen in Frage kommen, hätte man sich die wenigstens vorher ansehen können", sagte eine andere. Eine Frau meinte: "Es geht um Geld und Politik auf dem Rücken der Kinder."

Die Eltern möchten nun erreichen, dass an den Wandsbeker Gymnasien wie im Vorjahr eine zusätzliche Klasse eingerichtet wird. "Es ist doch absurd, dass die Kinder, die nach Hamburg wollen, weil die Wege hier zu weit sind, nun von Hamburg auf eine lange Reise geschickt werden", sagte Birgit Meyer, die eine Tochter auf einem der Gymnasien hat und jetzt um den Platz für das Geschwisterkind bangt. Rainer Krause, Vater von zwei Söhnen, kritisierte die Vereinbarung im Gastschulabkommen: "Barsbüttel zahlt pauschal 240 000 Euro für die Gastschüler, und Hamburg kann die Kinder wer weiß wohin schicken? Da sollte die Gemeinde das Geld lieber für den Schulbus nach Reinbek verwenden." Die Busverbindung zu den Gymnasien in Glinde und Reinbek ist den meisten Eltern zu schlecht. Vor allem die Rückwege sind für die Kinder mit mehrmaligem Umsteigen und langen Wartezeiten verbunden. Nach Hamburg-Wandsbek besteht dagegen eine regelmäßige und direkte Busanbindung.

"Es gibt keine Schule in Stormarn, die so gut angebunden ist wie die Hamburger Gymnasien an Barsbüttel", sagte der Kreistagsabgeordnete Joachim Germer aus Stemwarde. Der Kreis reagiere aber auf alle Wünsche der Gemeinden und Schulen. Die Leiter der Barsbütteler Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule, Hartmut Johann und Thorsten Schöß-Marquardt, warben für ihre Schule als Alternative zum Gymnasium. "Wir haben eine vollständige Oberstufe und viele Spitzenschüler", sagte Johann. Die ehemalige Gesamtschule, die seit 17 Jahren besteht, wird dieses Jahr ihren neunten Abiturjahrgang verabschieden.

Überzeugen konnte das nur bedingt. "Die Gymnasien in Hamburg bieten einfach die Profile, die sich viele Kinder und Eltern wünschen", sagte eine Mutter. "Ich habe bereits ein Kind auf der Gemeinschaftsschule, das ist eine gute Schule. Für meinen jüngeren Sohn haben wir uns aber für das Gymnasium entschieden", meinte eine andere. Profitieren dürfte die Kästner-Schule aber trotzdem. "Wenn es mit Hamburg nichts wird, werde ich mein Kind auf keine lange Busfahrt schicken", sagte eine Barsbüttelerin.

Der SPD-Politiker Hermann Hanser rechnet zumindest für die Geschwisterkinder mit einer Einigung. Er sagte: "Das wäre sonst eine unzumutbare soziale Härte."