Ahrensburgs neuer Bürgervorsteher Roland Wilde spricht über sein Amtsverständnis

Ahrensburg. Die erste Sitzung der Stadtverordneten unter seiner Leitung wird wohl als eine denkwürdige Versammlung in die Annalen der Stadt eingehen. Kaum war Roland Wilde (CDU) zum Bürgervorsteher gewählt, entwickelte sich eine hitzige Debatte über das Thema Lindenhof. Der 62-Jährige tritt kein leichtes Erbe des verstorbenen Werner Bandick an. Doch machten es ihm die Politiker auch nicht zu schwer, denn immerhin wählten sie Wilde einstimmig. Darüber sei er froh und zugleich erleichtert gewesen, gibt der Christdemokrat zu, der seit mehr als 22 Jahren Stadtverordneter ist.

Im Interview mit der Stormarn-Ausgabe spricht er über sein Leitbild, wichtige Projekte für die Stadt und den politischen Nachwuchs.

Hamburger Abendblatt:

Wie haben Sie die erste Sitzung der Stadtverordneten als Bürgervorsteher erlebt?

Roland Wilde:

Sie war sicherlich nicht leicht zu führen. Man muss in den Details drinstecken, um diese Sitzungen leiten zu können. Bürger wie Stadtpolitiker haben ein Recht auf eine vernünftig geführte Sitzung.

Wie würden Sie Ihr politisches Leitbild beschreiben?

Wilde:

Ich halte es mit dem Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry, der einmal gesagt hat: "Eine Gemeinschaft ist nicht die Summe von Interessen, sondern die Summe von Hingabe." Wir müssen alle wieder lernen zuzuhören. Die Politikverdrossenheit muss uns ein Alarmzeichen sein. Gerade den Kommunalpolitikern kommt dabei eine besondere Bedeutung bei, weil sie für die Bürger meistens der erste Kontakt sind. Wichtig ist dabei, dass sich die Ahrensburger einbringen können, etwa bei den Einwohnerversammlungen oder in den Ausschüssen. Sie geben dabei häufig wichtige Impulse.

Zuletzt schien es, als laufe es zwischen Politik und Verwaltung nicht immer reibungslos. Wie wollen sie dem als Bindeglied entgegenwirken?

Wilde:

Wir müssen Partner sein und auch so auftreten. Natürlich dürfen und müssen Partner auch mal kritisch sein. Ich bin ein Freund der klaren Worte und werde als solcher Dinge auch deutlich ansprechen. Auch gegenüber dem Bürgermeister werde ich kritisch sein. Aber das weiß und begrüßt er auch. Was ich gerne ändern möchte in Ahrensburg, ist, dass Dinge, die im nicht-öffentlichen Teil einer Sitzung besprochen werden, nicht nach außen dringen. Was intern besprochen wird, muss auch dort bleiben können.

Häufig wird kritisiert, dass Entscheidungen einfach zu lange dauern. Lassen sich einige Dinge nicht beschleunigen?

Wilde:

Wenn zu einem Thema alles gesagt ist, werde ich mich schon bemühen, die Entscheidung zu forcieren. Andererseits brauchen weit reichende Entscheidungen ihre Zeit. Wir haben in Ahrensburg nun einmal viele Fraktionen und damit auch viele Meinungen. Und das ist ja auch gut so. Zudem darf man nicht vergessen, dass unsere Kommunalpolitiker berufstätige Menschen sind, denen manchmal die Zeit fehlt, sich umgehend in die teils komplexen Themen einzuarbeiten.

Sehen Sie dann nicht die Gefahr bei all den anstehenden Projekten wie der Nord- und Südtangente oder dem Erlenhof, dass man sich verzettelt?

Wilde:

Ja, die Gefahr sehe ich durchaus. Es gibt in Ahrensburg einige Vorhaben, die durch eine lange Diskussion belastet sind. Die müssen die Politiker aber kennen, um die Befindlichkeiten zu verstehen. Gleichwohl liegen mir Themen wie das Gewerbegebiet an der Autobahn 1, die Südtangente oder auch die Entwicklung des Gewerbegebietes Beimoor am Herzen.

In Ahrensburg beteiligt sich die junge Generation über den Kinder- und Jugendbeirat an der Politik. Wie bewerten Sie diese Arbeit?

Wilde:

Das Engagement der jungen Menschen ist groß, und ich freue mich jedes Mal, wenn sie sich bei einer Ausschusssitzung einbringen. Das ist ein wichtiges Potenzial für die Zukunft, auf das wir stolz sein können.

Die erste Bürgersprechstunde von Roland Wilde findet am morgigen Donnerstag zwischen 17 und 18 Uhr in Zimmer 129 des Rathauses (Manfred-Samusch-Straße 5) statt.