Eine Glosse von Cornelia Putzbach

Nun ist es also so weit: Die To-go-Mentalität hat Einzug in die heiligen Ränge der Theater gehalten. Neben dem klassischen Alt-Abonnenten-Paar sitzen neuerdings zwei Freundinnen oder eine Jungengruppe oder ein einzelner Theaterbegeisterter, die erst einmal auspacken, was das Schauspiel so richtig gemütlich macht: zur Einstimmung ein XL-Tetra-Pack mit Saft - zentral auf der Reling vor ihren Sitzen platziert. Verpackungen mit Orangendesign vor Jahrhunderte altem und schwerem Brokat im Zuschauerraum.

Wenn sich nachher der Vorhang hebt, wird die nächste Stufe eingeläutet: Prosecco im Piccoloformat, mit dem man, wenn man zu zweit ist, gern anstößt. Das klingt immer so schön.

Was bin ich doch dankbar, dass immerhin noch keine Popcorntüte, kein Chipsbeutel die Runde macht. Wir sind ja nicht im Kino.

Das Ehepaar mit dem Theaterabo schüttelt seine weißen Köpfe. Er im dunklen Zweireiher, sie im kleinen Theater-Schwarzen. Daneben dieser halbe Liter Vitamintrunk. Irgendetwas ist hier anders als früher.

Zum Glück geht gleich das Licht aus, und alles wird von der Dunkelheit verschluckt. Endlich. Bühne frei für die Kunst!