Die SPD will ein weitgehend autonom geführtes Zentrum einrichten. Die Stadt arbeitet zurzeit an einem Gesamtkonzept zur Jugendarbeit.

Glinde. Nachdem der Jugendtreff im Keller des Glinder Gutshauses Jugendliche über zwölf Jahren ausgeschlossen hat, weil es immer wieder massive Probleme mit Vandalismus gegeben hatte, fordert die SPD-Fraktion nun ein Jugendzentrum für Glinde. "Seit Jahren schon fehlt es an Möglichkeiten für ältere Jugendliche, sich eigenverantwortlich zu treffen", sagt Lore Günther (SPD). Zum Treffpunkt sei mittlerweile der Marktplatz geworden. Und bei schlechtem Wetter treibt es die Jugendlichen in den Vorraum des Bürgerhauses oder in den der Volksbank - meistens nicht ohne folgenden Ärger.

"Ein Jugendzentrum ist auch im Interesse der Stadt, um Konflikte mit anderen zu vermeiden. Wir wollen deshalb jetzt Nägel mit Köpfen machen. Schließlich wächst die Stadt. Die Stadt soll prüfen, wo es Möglichkeiten gibt, Räume für einen Jugendtreff bereitzustellen, und was dies kostet", sagt Günther. Auch ein Neubau oder Container seien vorstellbar.

Das Thema ist in Glinde ein heißes Eisen. Seit Jahren wird darüber immer wieder kontrovers gestritten. So heftig, dass es 2008 auf dem Neuen Markt in Glinde sogar zu Handgreiflichkeiten zwischen mehreren linken Jugendlichen und Mitgliedern der CDU kam, die dort damals zur Kommunalwahl einen Infostand aufgebaut hatten. Die CDU stellte daraufhin mehrere Anzeigen wegen Nötigung, Beleidigung, Sachbeschädigung und Diebstahls.

Etwa eineinhalb Jahre später nahm die Diskussion um ein autonomes Jugendzentrum erneut Fahrt auf. Mitglieder der Jungen Union beklagten, dass am Rande einer Demonstration für einen solchen Jugendtreff Autos beschädigt worden seien. Außerdem sei das CDU-Plakatelager abgebrannt und mit Antifa-Zeichen beschmiert worden.

Um zu vermeiden, dass jetzt wieder Öl ins Feuer gegossen wird, fordert die SPD bewusst kein vollkommen autarkes Jugendzentrum. "Es soll möglichst eigenverantwortlich von den Jugendlichen geführt werden - aber unter der Schirmherrschaft der Stadt", sagt Lore Günther. Möglichst eigenverantwortlich, weil es in Glinde bereits ein breites Angebot für Jugendliche gibt, Aktivitäten jedoch vorgegeben sind und auch betreut werden.

"Das wird dann aber von vielen wieder nicht angenommen, weil sie selbst etwas unternehmen wollen", sagt die SPD-Kommunalpolitikerin. Um sicherzustellen, dass Angebote angenommen werden, soll es einen Kompromiss geben. Jugendliche sollten mit in die Planungen für ein Jugendzentrum einbezogen werden. Die SPD-Fraktion hofft nun, Mehrheiten in der Politik für das Projekt zu bekommen.

Bürgermeister Rainhard Zug sieht das Vorhaben allerdings skeptisch. Seiner Ansicht nach ist ein auch teilweise selbst verwaltetes Jugendzentrum der falsche Weg. Ältere Jugendliche seien wegen sich häufender Probleme im Jugendkeller des Gutshauses bewusst aus dem Angebot ausgeklammert worden. "Diese Jugendlichen sollten nicht sich selbst überlassen werden. Gerade sie brauchen erzieherische Hilfe und eine Kontrolle", sagt Zug. Ein Konzept zur Entwicklung der Jugendarbeit in Glinde werde derzeit von der Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit der Sönke-Nissen-Park-Stiftung erarbeitet. Es soll im März vorgelegt werden.

Geprüft werde, ob die Angebote und Einrichtungen in der Stadt richtig aufgestellt sind. "Es muss über verschiedene Wege nachgedacht werden. Die Frage ist, ob ein Jugendzentrum gebraucht wird, wo es stehen könnte, ob es an die Spinosa angebunden werden kann. Auch Straßensozialarbeit wäre denkbar", so Zug.

Ganz neue Möglichkeiten sollen sich auch durch einen neuen Sozialpädagogen für die Stadt ergeben. Die Stelle soll im März ausgeschrieben werden. "Wenn wir eine zweite Kraft bei uns im Jugendtreff hätten, könnten wir auch wieder etwas für Jugendliche ab zwölf Jahren anbieten. Denn der Bedarf ist groß", sagt Silke Löbbers, Leiterin des Gutshauses. "Die Jugendlichen müssen aber da abgeholt werden, wo sie sich aufhalten, also draußen. Es muss eine Mischung aus Straßensozialarbeit und einer Einrichtung geben."

Über den SPD-Antrag für ein weitgehend von Jugendlichen geführtes Jugendzentrum soll heute ab 19 Uhr im Sozialausschuss im Kaposvar-Zimmer des Bürgerhauses (Markt 2) in Glinde diskutiert werden.