Serie “Meine Firma“: Fliesenkleber, Fugenmörtel und Spachtelmasse stellt Lugato in Barsbüttel her. 75 Beschäftigte arbeiten am Standort.

Barsbüttel. Der weiße Turm mit dem roten Lugato-Schriftzug überragt mit seinen mehr als 30 Metern Höhe das Gewerbegebiet der Gemeinde Barsbüttel und ist von der A 1 kilometerweit zu sehen. Konrad Auch, Bereichsleiter Technik bei Lugato, blickt den Turm hinauf - zur Siloklappe. "Von dort geht es noch 12 Meter in die Höhe", sagt er. Im Inneren verbergen sich Silos für Sand, Zement und andere Rohstoffe. Daraus fertigt das mittelständische Unternehmen das, was Häuslebauer und Heimwerker brauchen: Fliesenkleber, Fugenmörtel, Fugendichtstoffe, Bodenausgleichmassen, Spachtelmassen, Strukturputze, Spezialanstriche und Bauwerksabdichtungen.

Firmengründer Paul Büchtemann startete 1919 in Hamburg mit einer chemischen Fabrik für Bautenschutz. Sein Sohn Gerhard Büchtemann ging vor 40 Jahren als erster in die Baumärkte und revolutionierte damit die Baustoffbranche, die sich bis dato nur an Profis gewandt hatte. Vor 30 Jahren stellte das Unternehmen einen Teil seiner Produktion konsequent auf den Heimwerkerbedarf um und zog nach Barsbüttel. 1982 entstanden der Siloturm und eine Halle für die Fertigung von Fliesenkleber. 1997 wurde das 20 Meter hohe, vollautomatische Hochregallager gebaut. 75 Mitarbeiter arbeiten hier täglich in zwei Schichten. In Hamburg-Wandsbek sitzen noch Verkauf und Verwaltung.

Mehr als 100 Produkte stellt Lugato mittlerweile für den Heimwerker-Bereich her. Die Fliesenkleber tragen zum Beispiel Namen wie: "Bombenfest", "Drauf + Sitzt" , "Glatte Sache" und "Neu auf Alt". Die Silikonprodukte zum Abdichten heißen "Wie Gummi". Alle sollen sie leicht zu verarbeiten sein, gebrauchsfertig und mit Profi-Qualität. Damit die Badrenovierung möglichst reibungslos klappt, findet sich auf jeder Verpackung eine ausführliche Gebrauchsanweisung, bunt und mit vielen Bildern versehen.

Die Gestaltung kommt von der eigenen Marketingabteilung in Hamburg-Wandsbek, die sich auch die eingängigen Namen für die Produkte ausdenkt. Zum Marketingkonzept gehören sogar die Regale im Baumarkt, eine große Auswahl an Broschüren sowie die "Alleskönner"-Kundenseminare in den Baumärkten. Wer trotzdem nicht mit einem Produkt klarkommt, kann werktags von 8 bis 18 Uhr die Lugato-Hotline anrufen.

Der Kunde landet dann zum Beispiel bei Ronny Rudnick. Der 46-Jährige aus Bad Schwartau arbeitet seit neun Jahren hier im technischen Service und ist mit seinen drei Kollegen die erste Anlaufstelle für Kunden, die ein Problem haben. Der ehemalige Bauleiter berät Architekten, Handwerker und Heimwerker am Telefon. "Wenn die Leute richtig lesen würden, wären wir zwei Kollegen weniger", sagt er mit der Erfahrung aus vielen Telefonaten. Gibt es aber mehrere Nachfragen zu einem Produkt, bekommt das Marketing eine Rückmeldung. Dann muss die Gebrauchsanweisung auf der Verpackung verbessert werden.

Es ist 11 Uhr, kurz nach dem Schichtwechsel. Vor dem Wareneingang am Großen Kamp hat gerade ein Lastwagen seinen enormen Tank in die Kippstellung gefahren, ein Schlauch führt vom Tank zum Befüllstutzen des Lugato-Silos. Dadurch wird die Ladung eingeblasen. Bis zu 15 solcher Fahrzeuge kommen am Tag und liefern pro Jahr tausende Tonnen Sand, Quarze oder Zement an den Betrieb. Guiseppe Trovato und sein Chef Robert Thiel sind dafür zuständig, dass alles richtig läuft. Sie sorgen zum Beispiel dafür, dass das hauseigene Labor zuerst eine Probe der angelieferten Ware zur Prüfung bekommt, bevor der Lastwagen abladen darf. Guiseppe Trovato ist der Jüngste im Unternehmen und war bis vor Kurzem noch Auszubildender.

Heute ist der 21-Jährige bei Lugato als Fachkraft für Lagerlogistik angestellt. "Wir bilden nur bei konkretem Bedarf aus, weil wir unsere Auszubildenden auch übernehmen", erklärt Konrad Auch. Der junge Hamburger machte erst ein zweiwöchiges Praktikum, danach erhielt er seinen Ausbildungsvertrag. "Es hat von Anfang an Spaß gemacht und wurde immer besser. Jetzt habe ich meine Festanstellung", sagt der Realschulabsolvent stolz.

Sein Chef Robert Thiel ist mit 33 Jahren Betriebszugehörigkeit einer der dienstältesten Mitarbeiter im Betrieb. Der Bergedorfer fing 1978 als Chemielaborant im Unternehmen an und arbeitet seit 1998 in einem Büro am Wareneingang. "Es war vom ersten Tag an hochinteressant, weil man immer nach Wegen suchen konnte, etwas zu verbessern", sagt er. Und Thiels Chef Konrad Auch erläutert: "Die Mitarbeiter kennen ihren Arbeitsplatz am besten, deshalb legen wir auf Selbstständigkeit viel Wert."

Es gefalle ihm an seinem Arbeitsplatz auch, so Thiel, dass sich die Firma gut um ihre Mitarbeiter kümmere. "Früher gab es hier jeden Tag Milch, heute gibt es frisches Obst", sagt er. Außerdem gebe es jedes Jahr einen Gesundheitstag für die Mitarbeiter, und das Unternehmen biete eine Grippeschutzimpfung im Betrieb an.

Mehrere hundert Tonnen Baumaterialien werden bei Lugato täglich hergestellt. Die Produktion läuft vollautomatisch: Dosieren, Wiegen, Mischen und Abfüllen. Mehrere Pulver-Mischer und unterschiedliche Abfüllanlagen für Eimer, Beutel und Säcke kommen dabei zum Einsatz. Gesteuert wird die Produktion von Operator Jens Brandauer. Der 41-Jährige hat Betriebsschlosser und Mechatroniker gelernt und teilt sich die Arbeit mit einem Kollegen. Computermonitore zeigen ihm im Leitstand alle Produktionsbewegungen an: von der eingehenden Siloware bis zum Start eines Mischers. Das System meldet ihm zum Beispiel auch, wo noch eine Qualitätskontrolle vom Labor aussteht. Nur freigegebene Ware darf in das Silo oder die Abfüllanlage gelangen. Hat das Labor noch nicht sein Okay gegeben, stoppt die Fertigung.

Jede Fertigungslinie hat einen eigenen Mischer, der größte fasst viereinhalb Tonnen und mixt die Inhaltsstoffe für Fugenmörtel und Fliesenkleber zusammen. Bei der Produktion verzichtet das Unternehmen auf bedenkliche Inhaltsstoffe wie etwa Lösungsmittel. Das vereinfacht nicht nur den Transport, weil kein Gefahrgut geladen wird, sondern sorgt auch für eine emissionsarme Anwendung durch den Heimwerker. Bei einem der Silikonprodukte für dichte Fugen und Wände ersetzt Silber seit 2010 die früher verwendete Antischimmel-Chemikalie. Während der Fertigung werden immer wieder Qualitätsproben entnommen. Erst wenn alles in Ordnung ist, werden die Stoffe in ihre Verpackung abgefüllt.

Dass etwa der graue Fugenmörtel "Fugenbreit" in die Papiersäcke kommt, dafür sorgt Maschinenführer Burkhard Laske. Rund 3000 Fünf-Kilo-Beutel rauschen pro Stunde durch diese Abfüllanlage. Der Mecklenburger ist seit knapp 20 Jahren bei Lugato. "Warum ich hier schon so lange bin? Weil das hier alles top ist", sagt er. Auch Hermann Buhrmester gefällt die Selbstständigkeit, die er als Mitarbeiter im Unternehmen hat. "Wir achten selbst darauf, was zu tun ist", sagt der Oststeinbeker, der jeden Tag die sechs Kilometer zur Arbeit radelt. Er kümmert sich zusammen mit fünf Kollegen und einem Teamleiter um die Dosiersteuerung der Abpackanlagen und die Haustechnik. Der 60-Jährige war als Handwerker Anfang der 80er-Jahre am Bau des Lugato-Werks beteiligt, zehn Jahre später bewarb er sich und wurde genommen. "Ich war ja schon bekannt hier", sagt er. Schichtleiter Bernd Schefe, 49, kommt täglich aus Großhansdorf und ist seit 16 Jahren im Unternehmen. Der Industriemeister überwacht alle Abfüllanlagen. Von dem Ein-Kilo-Pack für ein paar kaputte Fliesen bis zum 20-Kilo-Sack für den Handwerksbetrieb, dem sogenannten Großgebinde.

20 Tonnen pro Stunde, also mehr als 900 Säcke Fliesenkleber, schafft so eine Großgebindeabfüllanlage. Die Ein-Kilo-Säcke werden nach ihrer Befüllung per Hand in Kartons gepackt, die größeren Gebinde werden vollautomatisch auf Paletten gestapelt, zum Schutz gegen Feuchtigkeit mit Plastikfolie umwickelt und im Lager verstaut. "Das Dolle Ding" nennen die Mitarbeiter das Lugato-Lager. Computergesteuert und mit zehn Ebenen und 6500 Palettenplätzen ausgestattet sorgt es dafür, dass die Lieferung korrekt zusammengestellt an die Kunden geht. Dank eines intelligenten, funkgesteuerten "Rendezvous-Systems" treffen sich Transportwagen und Paletten am jeweils optimalen Punkt. Die Waren werden auf 77 dynamischen Plätzen bereitgestellt.

Täglich machen sich bis zu 500 Paletten auf den Weg zu den Kunden. Dafür, dass die richtige Ladung im Lastwagen verstaut wird, ist Maik Skubowius im Warenausgang zuständig. "Man arbeitet eigenständig, und die Atmosphäre unter den Kollegen ist super", sagt der 45-Jährige, der in seiner Freizeit Fußballtrainer beim SV Eichede ist. Seine Kollegen hat er schon mit seiner Fußballbegeisterung angesteckt. Seit einigen Jahren gibt es eine Firmenmannschaft.