Experten informieren über rechte Szene in Stormarn

Bad Oldesloe. Gibt es im Norden des Kreises Stormarn besonders auffällige rechtsextreme Strukturen? Sind in diesem Teil des Kreises Übergriffe häufiger als anderswo? Mirjam Gläser und Nils Cordruwisch, zwei Mitarbeiter des Beratungsnetzwerks gegen Rechtsextremismus Schleswig-Holstein, arbeiten derzeit an einem Bericht zu diesem Thema. Nach Angaben der Stormarner Kreisverwaltung sollte dieser Bericht schon am Montagabend im Jugendhilfeausschuss vorgestellt werden.

Wie sich herausstellte, war die Information verfrüht, der Bericht ist noch nicht fertig.

Das Thema blieb trotzdem auf der Tagesordnung, weil man "kein falsches Zeichen setzen wollte", wie Wilhelm Hegermann, Bereichsleiter für Jugend und Schule in der Kreisverwaltung, sagt. So kamen Mirjam Gläser und Nils Cordruwisch nach Bad Oldesloe und gaben den Ausschussmitgliedern einen ersten Überblick über ihre Arbeit und ihre Kenntnisse der rechten Szene.

Demnach sind die sogenannten Autonomen Nationalisten ein bestimmender Faktor in der hiesigen Szene. Es handelt sich um Jugendliche im Alter von 16 bis 25 Jahren, die sich in ihrer Kleidung und in ihren Zeichen stark an den linken Autonomen orientieren, inhaltlich aber nichts mit diesen zu tun hätten. "Es handelt sich ganz klar um Neonazis", sagte Mirjam Gläser. Das "Versteckspiel" mache es aber schwer, sie als solche zu erkennen. Die Mitglieder fänden sich in allen sozialen Schichten. In Schleswig-Holstein gebe es etwa zehn Aktionsgruppen, in Stormarn die Gruppierungen Autonome Nationalisten Stormarn und Autonome Nationale Sozialisten Stormarn. Nach Angaben der Landesregierung gibt es in diesem Bereich etwa 30 aktive Personen. Mirjam Gläser sagte allerdings: "Diese Leute fallen immer erst dann auf, wenn sie Straftaten begehen oder den Staat bedrohen." Von daher seien solche Zahlen relativ zu sehen.

Der fertige Bericht soll nun Ende März vorliegen. Im Ausschuss sorgte das Thema bereits jetzt für emotionale Reaktionen und Diskussionen. "Meiner Meinung nach ist über das Thema viel zu lange geschwiegen worden. Die rechte Gewalt ist mehr geworden, die Aktionen sind professioneller geplant", sagte der Linken-Politiker Hendrik Holtz. Auch Carola Sense (SPD) zeigte sich geschockt von der "Professionalität" der Propaganda. Thomas Bellizzi (FDP) hingegen forderte belastbarere Daten über die tatsächliche Zahl der Nazis in Stormarn.