Olga Kozlova schrieb einen Brief an alle Spender. Ihr schwerkranker Junge aus der Ukraine verträgt die gestartete Therapie bisher gut.

Ahrensburg. Die Chemotherapie des kleinen Timofiy aus der Ukraine hat nun begonnen. Dank zahlreicher Spenden von Abendblatt-Lesern ist die Finanzierung der Behandlung des schwerkranken Jungen gesichert. Die Summe von 122.348,56 Euro ging in den Wochen nach dem Spendenaufruf auf das Konto des Abendblatt-Vereins Kinder helfen Kindern ein.

In einem Brief bedankt Timofiys Mutter Olga Kozlova sich jetzt bei allen Spendern für die "zu Tränen rührende Unterstützung". Sie sei glücklich, dass die Behandlung nun beginnen konnte. "Danke, Deutschland, dass hier meiner Familie und meinem Kind die Chance fürs weiter leben gegeben wurde." Auch die ukrainische Botschaft schickte einen Brief an die Chefredaktion des Abendblatts, um sich für die Spendenaktion zu bedanken (siehe unten).

Timofiy kam im Dezember mit seiner Mutter zur Behandlung nach Deutschland (wir berichteten) und wohnte bei einer befreundeten Familie in Ahrensburg. Nephroblastomatose heißt die Krankheit, an der er leidet, eine Vorstufe von Nierenkrebs. Im Uni-Klinikum Köln wollen Spezialisten das 19 Monate alte Kind nun retten. In der Ukraine hatten Ärzte mehrfach Falsch-Diagnosen gestellt, sodass sich der Zustand des Jungen über Monate immer weiter verschlechterte. In Deutschland angekommen, hieß es zunächst, dass Timofiys beide Nieren bereits von Tumoren befallen seien. Um sicher zu gehen, nahmen Mediziner eine Biopsie vor. "Sehr wahrscheinlich handelt es sich um die Vorstufe Nephroblastomatose und nicht um ein Nephroblastom", sagt Privat-Dozent Dr. Matthias Fischer. Der Kinderonkologe behandelt Timofiy im Kölner Klinikum. Eine Restunsicherheit bestehe zwar weiterhin. "Auf den Start der Behandlung hat das aber keinerlei Auswirkungen. In beiden Fällen wäre dieselbe Therapie nötig."

Patienten, die wie Timofiy an der seltenen Erkrankung Nephroblastomatose leiden, entwickeln in den meisten Fällen Krebs. Um das zu verhindern, muss eine Chemotherapie angewandt werden. Wenn diese anschlägt, muss Timofiy voraussichtlich nicht mehr operiert werden. Dadurch wird die Behandlung etwas kostengünstiger als zuerst angenommen. Fischer: "Wir werden Timofiy mit Medikamenten behandeln, die letztlich Zellgifte sind. Diese werden intravenös verabreicht."

Während der ersten vier Wochen der Behandlung wird Timofiy einmal pro Woche therapiert. "Danach muss er die Medikamente nur noch alle zwei Wochen nehmen", sagt Fischer. Wenn alles nach Plan laufe, könne man dann weiter reduzieren. Der Kinderonkologe rechnet damit, dass die Chemotherapie etwa ein Jahr dauern wird. Fischer: "Die Behandlung ist relativ langwierig, dafür aber weniger intensiv als andere." So erhielten manche Patienten zum Teil drei bis sechs Chemotherapeutika, die in hohen Dosen gemeinsam verabreicht würden. Timofiy bekommt dagegen nur zwei verschiedene Chemotherapeutika. "Wir verabreichen ihm die Medikamente nur jedes zweite Mal gemeinsam. Dazwischen bekommt er immer nur eines zurzeit", erläutert Fischer. In dieser Kombination sei die Behandlung normalerweise eher nebenwirkungsarm.

"Timofiy verträgt die Behandlung bisher wie die meisten Patienten relativ gut." Zurzeit habe der Junge allerdings Fieber und liege deshalb auf der Station. "Die Chemotherapie kann eigentlich tagesklinisch erfolgen, aber es ist Standard, einen Patienten aufzunehmen, sobald Fieber oder ähnliches auftritt", sagt Fischer. Das Fieber müsse keine Nebenwirkung der Chemotherapie sein, es könne sich auch um einen normalen Infekt handeln. Der Mediziner: "Trotzdem wollen wir Timofiys Zustand kontrollieren."

Sobald es ihm besser geht, muss Timofiy nur noch einmal pro Woche auf die Station. Ansonsten kann er gemeinsam mit seiner Mutter im nahe an der Kinderonkologie gelegenen "Elternhaus" wohnen und muss nur zur Kontrolle ins Klinikum. Die Finanzierung der Unterbringung im "Elternhaus" ist ebenfalls durch die Spenden abgesichert. Der Abendblatt-Verein wird direkt an die Klinik bezahlen.

In etwa drei bis vier Wochen wird sich herausstellen, ob die Chemotherapie anschlägt. "Zurzeit ist es noch zu früh, um eine Aussage zu machen", sagt Fischer. Per Ultraschall werde dann kontrolliert, ob eine Verkleinerung stattfindet. "Nach einigen Monaten werden wir auch eine Kontrolle per Kernspintomographie durchführen." Wenn die Therapie Erfolg zeigt und Timofiy weiterhin gut auf die Medikamente reagiert, könnte der kleine Patient die Behandlung in etwa einem Jahr überstanden haben.