Ein Auftritt in der Castingbox brachte die 18-jährige Gymnasiastin aus Ammersbeke beim Stormarner MusicStorm-Wettbewerb in die zweite Runde.

Ammersbek. "Andere bekommen zum 18. Geburtstag von ihren Eltern ein Auto geschenkt, für mich gab es ein neues Klavier", sagt Lisa Seehase und lässt ihre Finger behutsam über die noch strahlend weißen Tasten des Instruments wandern. Seit ihrem Geburtstag vor zwei Wochen stand es nur selten still. "Ich singe jeden Tag, oft stundenlang", sagt die Ammersbekerin. "In der Zeit, in der andere ins Fitnessstudio gehen, sitze ich in meinem Zimmer am Klavier und spiele und singe." Ihre Eltern und ihr Bruder haben sich daran gewöhnt, dass es selten ruhig ist, wenn Lisa zu Hause ist. "Wir werden eher traurig sein, wenn sie auszieht und wir das nicht mehr zu hören bekommen", sagt Mutter Doris Seehase.

Lisa singt auch in der Big Band des Bargteheider Kopernikus-Gymnasiums

In Lisas Leben dreht sich bereits seit ihrer Kindheit fast alles um die Musik. "Das war schon immer mein Ding. Meine Eltern sagen, ich habe erst gesungen und dann laufen gelernt", sagt die 18-Jährige. Bereits als Grundschülerin nahm sie Klavierunterricht und nutzte jede Gelegenheit, um sich auf eine Bühne zu stellen und ihr Können zu zeigen. "Ich war damals immer die Einzige in der Klasse, die eine Eins in Musik hatte", erinnert sie sich. Es folgten Mitgliedschaften in diversen Kinderchören, darunter auch bei den Hamburger Alsterspatzen, dem Kinderchor an der Hamburgischen Staatsoper. Lisa: "Da habe ich eine Menge gelernt."

Seit drei Jahren nimmt die Schülerin klassischen Gesangsunterricht. Bei ihren Auftritten in der Schule, bei Hochzeiten, Stadtfesten oder in Einkaufszentren singt sie jedoch am liebsten Popsongs, meist eine Mischung aus Cover und eigenen Stücken. "Ich schreibe über alles, was mir durch den Kopf geht und mich beschäftigt, zum Beispiel über Liebesgeschichten oder Probleme", sagt Lisa. Das Schreiben erleichtere es ihr, mit den Situationen umzugehen. Wenn sie traurig sei oder Probleme habe, setze sie sich ans Klavier, spiele und singe. "Das macht einfach gute Laune", sagt die Zwölftklässlerin des Bargteheider Kopernikus-Gymnasiums, die auch gern mal während der Hausaufgaben eine kurze Pause zum Singen einlegt, um sich von der Arbeit abzulenken. Ihr Lieblingslied dafür ist zurzeit "Jar of Hearts" von Christina Perri.

+++ Finale am 18. August vor dem Ahrensburger Schloss +++

In ihrer Schule hat Lisa schon häufig auf der Bühne gestanden, entweder allein oder als Mitglied der Big Band des Gymnasiums. "Dort trete ich gern auf, weil ich alles kenne. Wenn ich an einen neuen Auftrittsort komme, bin ich immer total aufgeregt", sagt Lisa und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: "Aber ich bin weniger nervös als vor einem großen Referat. Ich mache das alles schließlich schon seit Jahren. So viel kann da nicht schiefgehen." Nur Hochzeiten seien immer eine besondere Herausforderung. "Ich stehe in der Kirche oben auf der Empore und singe, wenn die Braut hereinkommt. Dann liegt alles an mir", sagt sie. "Wenn ich das Lied versemmel, ist es auf sämtlichen Tonbändern der Hochzeitsgäste festgehalten und bleibt dem Brautpaar immer negativ in Erinnerung."

Bei MusicStorm habe sie sich beworben, um zu sehen, wo sie leistungsmäßig im Vergleich zu anderen stehe. "Mir gefällt, dass es etwas Regionales ist und es nicht wie bei anderen Wettbewerben darum geht, jemanden im Fernsehen zu blamieren", sagt die Sängerin, die nach ihrem Schulabschluss gern an der Popakademie in Berlin etwas in Richtung Musikmanagement studieren möchte. "Ein Beruf ohne Musik kommt für mich eigentlich nicht in Frage."

Neue Aufnahmen bekommen ihre Freunde zuerst zu hören

Mit einem Musikvideo zu dem Song "Money back" will sie zuvor aber erst einmal die Menschen beim Online-Voting überzeugen, und sich ein Ticket für das große MusicStorm-Finale am 18. August vor dem Ahrensburger Schloss sichern. "Es wäre eine coole Sache, wenn ich dort auftreten könnte", sagt Lisa. "Money Back" hat sie auch schon beim Ahrensburger Stadtfest in der MusicStorm-Castingbox gesungen. Der Auftritt in dem auf Hochglanz polierten amerikanischen Wohnwagen brachte sie in die zweite Runde.

Inspiriert wurde sie beim Schreiben des Songtextes von dem Roman "Death of a Superhero" von Anthony McCarten. "Er handelt von einem krebskranken Jungen, der sich von einer Brücke stürzen will", sagt die Schülerin. "Das hat mich sehr bewegt." Ein Satz aus dem Buch hatte es ihr beim Lesen besonders angetan: "I want my money back, I didn't understand a thing." Sie habe ihn sich damals fett unterstrichen und irgendwann beschlossen, darüber einen Song zu schreiben.

Meistens nimmt Lisa ihre neuen Stücke mit einem kleinen Aufnahmegerät auf und schickt sie als erstes ihren Freunden zu. "Sie freuen sich immer, etwas Neues von mir zu hören, und geben mir Verbesserungsvorschläge", sagt Lisa. Etwa 100 Aufnahmen sind auf dem Gerät bereits zu finden, fast täglich kommen neue dazu.