Neben Spielhallen werden in Stormarn jetzt auch Hotels zum Tatort von Überfällen. Polizei konnte mehr als die Hälfte der Fälle aufklären.

Ahrensburg. Sie stürmen in die Gebäude, halten ihren Opfern Pistolen an den Kopf oder bedrohen sie auf offener Straße mit einem Messer. Die Räuber sind skrupellos. In den vergangenen Wochen sind in Ahrensburg ein Hotelmitarbeiter, in Bargteheide und Bad Oldesloe eine Spielhallenaufsicht und in Großhansdorf ein Fußgänger Opfer dieser Kriminellen geworden. Die Polizei tappt bei der Suche nach den Verbrechern bisher im Dunkeln. Statistisch gesehen wird im Kreis Stormarn jeden dritten Tag ein Raubüberfall verübt. Mehr als jede zweite Tat kann von der Polizei aufgeklärt werden.

"Ich bin seit 17 Jahren Hoteldirektor. Es war das erste Mal, dass einer meiner Mitarbeiter überfallen wurde", sagt Oliver Deutsch vom Park Hotel in Ahrensburg. Wie berichtet, ist der Nachtportier Opfer eines Überfalls geworden . Der 44 Jahre alte Mitarbeiter saß in der Nacht zu Sonntag an der Rezeption. Gegen 0.30 Uhr stürmten plötzlich zwei maskierte Männer in die Empfangshalle, hielten dem Nachtportier eine Schusswaffe an den Kopf und drängten ihn in den Tresor-Raum. Der völlig verschreckte Mitarbeiter öffnete den Safe. Nachdem die Räuber die Geldscheine in ihre Taschen gestopft hatten, nahmen sie noch fünf Handys mit, die an der Rezeption lagen und flohen.

Die Aufnahmen der Überwachungskamera haben später gezeigt, dass die Täter lediglich fünf Minuten gebraucht haben, um an ihre Beute zu kommen. "Mein Mitarbeiter hat sich genau richtig verhalten", sagte Oliver Deutsch, nachdem er die Bilder gesehen hat. Kaum waren die Verbrecher aus dem Hotel gelaufen, alarmiert der 44-Jährige die Polizei. "Die waren auch innerhalb von drei Minuten da", sagt Deutsch. Doch von den Tätern fehlte da schon jede Spur. Erste Angaben der Polizei, dass der Mann um 0.41 Uhr auf die Ahrensburger Wache gekommen war, seien laut Deutsch, der kurz nach der Tat zum Hotel fuhr, falsch. "Der Mitarbeiter hat zunächst nicht realisiert, was passiert war. Er kam sogar am nächsten Tag wie gewohnt zur Nachtschicht", sagt Deutsch. "Doch als er wieder allein an der Rezeption saß, kam die Angst. Er ist jetzt erst mal krankgeschrieben. Ich hoffe, dass es ihm bald wieder besser geht."

Auch die anderen Angestellten des Hotels sind nach dem Raubüberfall geschockt. "Wir haben darüber gesprochen", sagt Deutsch, der das Sicherheitskonzept künftig verbessern möchte. "Beispielsweise sollen die Türen früher abschlossen werden. Gäste, die nachts ins Hotel möchten, müssen dann klingeln." Beruhigend wäre es für die Angestellten, wenn die Räuber geschnappt werden. Doch die Polizei hat noch keine Hinweise auf die unbekannten Männer. Von einer Öffentlichkeitsfahndung mit den Bildern aus der Überwachungskamera sieht die Polizei ab. "Die Männer waren maskiert, ihre Gesichter sind darauf nicht zu erkennen", sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz.

Auch bei einem Raubüberfall auf eine Spielhalle in Bargteheide am selben Tag sei die Aufzeichnung aus der Überwachungskamera für eine Fahndung nicht geeignet. Ein Unbekannter klingelte an der Tür der Spielothek. Kurz nachdem die 42-Jährige Aufsicht geöffnet hatte, zog sich der Räuber eine Wollmütze über den Kopf und bedrohte die Angestellte mit einer Pistole. Der Verbrecher flüchtete anschließend mit dem Geld aus der Kasse. "Die Qualität der Bilder dieses Überfalls ist schlecht", so Kurz. Deswegen versuchen die Ermittler in diesem Fall sowie nach der Tat im Park Hotel mithilfe von Zeugenaussagen, den Räubern auf die Spur zu kommen. "Für uns sind markante Merkmale der Täter dabei von großer Bedeutung", sagt Kurz: "Beispielsweise können wir dann gucken, ob diese Straftaten mit anderen ungeklärten Fällen in einem Zusammenhang stehen." Bei den beiden Überfällen in Ahrensburg und Bargteheide gehen die Beamten aufgrund der Personenbeschreibung von unterschiedlichen Tätern aus. Auch einen Zusammenhang zu einem Raubüberfall auf eine Oldesloer Spielhalle in der Nacht zu Dienstag gebe es nicht.

Um Zeugen oder gar Spuren zu finden, suchen die Polizisten auch immer die Umgebung des Tatortes ab. "Wissen wir, in welche Richtung die Täter geflüchtet sind, und ist eine Tankstelle in der Nähe, werten wir auch dort Bilder aus Überwachungskameras aus. Zwar sind darauf nicht die Täter zu erkennen, jedoch mögliche Zeugen", so Kurz. Diese könnten beobachtet haben, in welches Auto die Täter gestiegen sind.

In den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres registrierten die Beamten 117 Raubstraftaten im Kreis. In 18 Fällen bedrohten die Täter ihre Opfer mit einer Schusswaffe. 73 Überfälle konnten von der Polizei aufgeklärt werden. Im Vorjahr lag die Zahl mit 143 Überfällen deutlich höher. 27-mal kam dabei eine Pistole zum Einsatz. In 74 Fällen konnten die Täter ermittelt werden. Im Fünf-Jahres-Vergleich war die Zahl der Raubstraftaten 2010 am höchsten. Ob die Täter immer brutaler werden, lässt sich aus der Statistik nicht ableiten. Ein Überfall auf einen 31-Jährige in Großhansdorf am 7. Januar zeigt indes, wie skrupellos die Täter vorgehen. Drei Männer bedrohten das Opfer an der Straße Voßberg mit einem Messer. Als das Opfer sich weigerte ihnen Geld zu geben, schnitt einer der Räuber dem Großhansdorfer ins Bein.