CDU-Politiker Norbert Brackmann hält Fehmarnbeltquerung für wichtiger als Betreuungsgeld

Ahrensburg. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Brackmann sieht einen Staatsbankrott Griechenlands näher rücken. Die Wahrscheinlichkeit steige langsam auf "über 50 Prozent", sagte der Haushaltspolitiker, der als direkt gewählter Abgeordneter auch den südlichen Teil Stormarns vertritt. Zu einem Austritt aus der Euro-Zone sagte er: "Für die griechische Regierung ist es der entscheidende Punkt auszusteigen, bevor es zum Bürgerkrieg kommt", so der CDU-Politiker. Letztlich könne wohl aber keine Demokratie einen so harten Sparkurs über so viele Jahre durchhalten, wie es nun von Griechenland gefordert sei.

Brackmann äußerte diese Ansichten nicht auf einem internationalen Forum, sondern in Ahrensburg, auf dem gestrigen Mittagsgespräch des CDU-nahen Wirtschaftsrates Deutschland. Brackmann war auf Einladung der Stormarner Sektion des Wirtschaftsrates gekommen, um über die Schuldenkrise und die Haushaltspolitik der EU-Staaten zu referieren. Der Zeitpunkt war passend gewählt, berieten doch zeitgleich die Staats- und Regierungschefs in Brüssel über einen neuen Fiskalpakt. Vorteil des kleineren Rahmens: Brackmann brauchte seine Worte kaum in diplomatische Formeln zu kleiden. Die Rolle der deutschen Spitzenpolitiker in der EU skizzierte er so: "Die Kanzlerin und der Finanzminister sind mittlerweile die bestgehassten Leute." Aber es sei eben notwendig, auf Haushaltsdisziplin zu pochen.

Er sagte auch, dass die hohe Staatsverschuldung ein Problem ist, das alle westlichen Länder betreffe. "Wir Politiker müssen lernen, die Bürger mit weniger Geld glücklich zu machen. Bisher haben wir nicht die Kraft, bei Sozialausgaben zu kürzen", so Brackmann. Er machte auch deutlich, dass Investitionen in die Infrastruktur wie der Bau der Fehmarnbeltquerung aus seiner Sicht eine höhere Priorität haben als etwa das von der CSU durchgesetzte Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder zu Hause erziehen.

In der Diskussion, an der 24 Mitglieder des Wirtschaftsrates teilnahmen, ging es immer wieder um die Frage, wie Griechenland noch geholfen werden könne. "Wir brauchen einen Marshallplan für das Land - so, wie wir ihn nach dem Krieg bekommen haben", sagte die CDU-Ortsverbandsvorsitzende Renate Tangermann.