Fahrgäste der Nordbahn strandeten am Sonnabend gegen 23 Uhr im Oldesloer Bahnhof. Der ASB Stormarn fuhr sie in der Nacht nach Hause.

Bad Oldesloe. Es waren nicht viele Reisende, die am Sonnabend um 22.42 Uhr in Bad Oldesloe in den Zug nach Neumünster stiegen. Und diese Wenigen dürften ihre Entscheidung kurz darauf bereut haben: Sie saßen fest. Der Zug der privaten Nordbahn hatte einen technischen Defekt. In Sichtweite des Oldesloer Bahnhofs blieb er liegen. Es gab ein Problem mit den Bremsen. Die Heizungen liefen immerhin weiter, niemand musste frieren. Die Nordbahn bedauerte gestern den Zwischenfall. "Wir entschuldigen uns bei unseren Fahrgästen", sagte Pressesprecher Jörg Minga.

Die für den Bahnverkehr zuständige Bundespolizei wurde nach Angaben des Pressesprechers Matthias Menge erst um 0.30 Uhr über das Problem informiert, die Rettungsleitstelle in Stormarn noch später: um 0.39 Uhr. Denn die Nordbahn versuchte zunächst, das Problem selbst zu lösen. Der aus Neumünster kommende, um 23.20 Uhr eintreffende Gegenzug sollte den Triebwagen und die Waggons in den Bahnhof zurückschieben. Doch daraus wurde nichts. "Die Bremsen saßen fest, es war nichts zu machen", so Jörg Minga. "Um 0.01 Uhr wurde die Evakuierung ausgerufen." Mittlerweile waren zwei Züge zu räumen, denn auch der Gegenzug hatte offenbar ein Bremsproblem.

"Wir wurden erst um 0.57 Uhr alarmiert", sagte Folke Achterberg vom Stormarner Arbeitersamariterbund (ASB), der die 3. Betreuungsgruppe leitet. Nachdem die Feuerwehr eine Tür in einem am Bahngleis entlangführenden Zaun geöffnet und Leitern aufgestellt hatte, konnten die 50 Reisenden aus den Waggons klettern zum Bahnhof gehen. Probleme bereiteten dabei laut Achterberg einige alkoholisierte HSV-Fans. "Im Bahnhof konnte uns dann niemand sagen, wie es für die Passagiere weitergeht", sagte der ASB-Gruppenführer. Jörg Minga sagt, die Nordbahn habe mit der Autokraft Kontakt aufgenommen, um einen Bus zu schicken, aber das habe nicht geklappt.

Um 2.22 Uhr war die Bahnstrecke wieder frei, sagt Minga. Die Bundespolizei sagt, das sei schon um 1.37 Uhr der Fall gewesen. Der Sperrung fielen jedenfalls drei weitere Nordbahn-Verbindungen zum Opfer.

Für den Stormarner ASB wurde es eine lange Nacht. "Wir haben auf eigene Faust drei Sprinter organisiert und die Leute nach Hause gefahren", sagte Achterberg. "Einige wollten nach Segeberg, andere nach Neumünster." Er habe zwei junge Frauen an Bord gehabt, die in Flintbek wohnten. "Die konnte ich ja nicht in Neumünster rausschmeißen, die wären ja nie nach Haus gekommen." Also hat er sie bis vor die Haustür gefahren. "Die waren echt dankbar." Um halb sechs, knapp sechs Stunden nach der fahrplanwidrigen Ruhephase bei der Nordbahn, konnte Achterbergs Ruhephase beginnen.