Die Läden in Ahrensburg und Bad Oldesloe werden von ehrenamtlichen Helfern weitergeführt. Verein hofft auf EU-Zuschüsse für Förderprojekte.

Ahrensburg/Bad Oldesloe. Couchgarnituren, Betten und Esstische, aber auch Fernseher und Waschmaschinen sind in einer großen Halle im Ahrensburger Gewerbegebiet ausgestellt. Dort verkauft das Sozialkaufhaus auf rund 1000 Quadratmetern Fläche seine Waren. Auf einer Galerie befindet sich die sogenannte Mediathek. Dort können Kunden Bücher, Schallplatten und Musikanlagen erstehen. Herr über das gesamte Areal ist Bodo Völzke. Seit der Eröffnung des Sozialkaufhauses vor etwa sechs Jahren leitet 54-Jährige die Einrichtung. Bisher gehörte sie zur Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Stormarn (BQS). Doch damit ist es seit dem 1. Januar vorbei.

Der Kreis hat beschlossen, die Gesellschaft, die sich um die berufliche Qualifizierung und Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen kümmert, aufzulösen. Damit fällt der Träger der Sozialkaufhäuser in Ahrensburg und Bad Oldesloe weg. "Wir haben uns überlegt, wie es jetzt mit den Kaufhäusern weitergehen soll. Wir haben uns entschlossen, ohne die BQS weiterzumachen", sagt Völzke, der 2004 den Verein zur Integration langzeitarbeitsloser Menschen (Vilm) gegründet hatte. Mit Vilm leitet Völzke nun beide Kaufhäuser. "Für den Betrieb ändert sich nichts, alles soll nahtlos so weiterlaufen wie bisher", sagt Völzke, der zwölf Jahre lang bei der BQS beschäftigt war.

Unterstützung erhält er von Albrecht Iwersen. Der gelernte Volkswirt ist Vorstandsmitglied des Zentrums für interkulturelle Bildung. Hauptgrund für die Gründung von Vilm war, dass die Mitglieder "direkt vor Ort Hilfe leisten" wollten. Völzke: "Wir übernehmen zum Beispiel auch mal kleinere Beträge für dringend fällige Stromrechnungen."

Seit der Auflösung der BQS finanzieren sich die beiden Sozialkaufhäuser ausschließlich über den Verein. "Das ist problematisch", sagt Iwersen. Er hofft auf EU-Zuschüsse. "Wir mussten viel investieren, zum Beispiel in die Einrichtung und den Fuhrpark." Er hofft auf EU-Zuschüsse für Förderprojekte. Iwersen: "Im Vordergrund steht für uns, dass wir ein Lehr- und Lernbetrieb sind. Wir verstehen uns als Sozial- und Bildungseinrichtung." Zu diesem Zweck soll auch ein Seminarraum eingerichtet werden.

Jeweils zehn Ehrenamtler arbeiten regelmäßig in den beiden Standorten in Ahrensburg und Bad Oldesloe. Darüber hinaus gibt es jeweils einen festangestellten Mitarbeiter und Bodo Völzke, der als Leiter für beide Institutionen fungiert. "Die Arbeitszeiten sind sehr unterschiedlich", sagt Völzke. "Einige der Ehrenamtlichen sind jeden Tag hier." Das sei einer der Unterschiede zu früher: "Die Leute, die zu uns kommen, wollen arbeiten." Vorher seien die Ein-Euro-Jobber von der BQS in die Sozialkaufhäuser geschickt worden.

Jedes Teil, das im Sozialkaufhaus angeboten wird, ist eine Spende. Wer Möbel, Elektrogeräte oder auch Kleidung abzugeben hat, kann sich in Ahrensburg oder Oldesloe melden. Die Mitarbeiter holen die Spenden dann ab. Allerdings nur nach eingehender Prüfung. "Wir müssen genau nachsehen, was wir noch verkaufen können", sagt Völzke. "Wenn wir nicht sortieren, bleiben wir am Ende auf Sperrmüll sitzen." Und auch der Sperrmüll ist ein Posten, der bezahlt werden muss. Darum haben die Sozialkaufhäuser schon einen Handel mit der Abfallwirtschaft Südholstein GmbH (AWSH) abgeschlossen, die den Müll zu Sonderkonditionen abholt.

Die Menschen, die sich mit Waren aus den Sozialkaufhäusern einrichten, sind meist Hartz IV-Empfänger oder Geringverdiener. Zum Teil kommen sie mit Gutscheinen vom Jobcenter. Es sind aber auch Studenten, die sich mit Möbeln aus dem Sozialkaufhaus ihre erste Wohnung einrichten möchten. "Früher mussten Kunden nachweisen, dass sie bedürftig sind", erzählt Völzke. Grund dafür waren die Ein-Euro-Jobber, die von der BQS ins Kaufhaus geschickt wurden. Voraussetzung für die Erfüllung eines Ein-Euro-Jobs ist es laut Jobcenter, dass die Tätigkeit im öffentlichen Interesse und wettbewerbsneutral ist.

Völzke und Iwersen sind froh, wenn jetzt auch Leute vorbeikommen, denen etwas mehr Geld zur Verfügung steht. "Manchmal haben wir hier auch antike Stücke, die etwas teurer sind", sagt Völzke. "Wenn jemand sich diese Möbel leisten kann, bedeutet das für uns, dass wir mehr Geld für andere Investitionen in der Kasse haben." Die Spendenbereitschaft ist laut Völzke hoch. "Und auch die Anzahl der Kunden ist jedes Jahr gestiegen." Iwersen ergänzt: "Deshalb brauchen wir dringend mehr Lagerfläche."