Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz leistet in Ahrensburg Wahlkampfhilfe für Torsten Albig, der ebenfalls Regierungschef werden will.

Ahrensburg. Scholz 51, Albig 32: Mit diesem Zwischenstand ging es im Peter-Rantzau-Haus in eine Debatte über gutes Regieren. Die Zahlen sagen, wer da von wem lernen kann. Olaf Scholz, seit Februar 2011 Regierungschef in Hamburg, hat seine SPD in der jüngsten Umfrage auf 51 Prozent gehievt. Torsten Albig, Spitzenkandidat der SPD bei der schleswig-holsteinischen Landtagswahl am 6. Mai, verharrt bei 32 Prozent.

Voll war es am Dienstagabend im Ahrensburger Rantzau-Haus, die Stühle reichten nicht aus. An die 200 Bürger waren gekommen. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hatte den Abend organisiert und etwas pompös "NordForum Ahrensburg" getauft. Das Ziel war trotz dieser Worthülse klar: Torsten Albig soll vom Wahlerfolg des Hamburger Kollegen profitieren, um am 6. Mai ebenfalls den Sprung aus der Opposition in die Regierung zu schaffen. Insgesamt sechsmal werden die Sozialdemokraten mit dem am Dienstag erstmals erprobten Konzept im Land auftreten.

Es besteht aus zwei Halbzeiten. Die erste Hälfte wird von den beiden Matadoren und der Moderatorin Verena Herb bestritten, in der zweiten Hälfte werden fragende Bürger eingewechselt. In Ahrensburg wurde zunächst ausführlich die Scholzsche Erfolgsmethode erläutert. "Man muss nach der Wahl das machen, was man vorher gesagt hat", sagte Hamburgs Bürgermeister - und wiederholte damit einen mittlerweile sattsam bekannten Satz. Albig fand: "Scholz hat auf die große Attitüde verzichtet, mit der Politik oft gemacht wird. Er ist eine Nummer kleiner an die Sache rangegangen. Er will die wichtigen Dinge Punkt für Punkt abarbeiten."

Auch die Zwischenfrage der Moderatorin, wie man Nichtwähler wieder zurück an die Urne holen könnte, führte wieder zur Methode Scholz zurück - zur Einheit des vor und nach der Wahl tätigen Politikers.

Aber es kommt noch etwas hinzu. "Ich habe vor der Wahl Veranstaltungen in allen 17 Hamburger Wahlkreisen gemacht, und ich mache das jetzt weiter. Da können die Bürger mit ihren Sorgen hinkommen." Auch da gelte: "Ich kann nichts versprechen, was ich nicht halten kann. Aber es gibt eine ehrliche Antwort." Und diese ehrliche Antwort ist dann eben manchmal auch ein Nein. Albig hatte da ein Beispiel zur Hand. "Natürlich gibt es jetzt schon eine Bürgerinitiative, die gegen den Ausbau der Stromnetze ist. Aber wir kommen ohne Energie nicht aus, und die Windenergie muss natürlich über starke Netze im Land verteilt werden."

In der Fragerunde zeigte sich, dass im Publikum beileibe nicht nur wahlberechtigte Schleswig-Holsteiner saßen. Auch aus dem benachbarten Hamburg waren einige angereist, um ihrem Bürgermeister auf den Zahn zu fühlen - was nicht so ganz im Sinne der Veranstaltung war. In Hamburg seien Fördermaßnahmen für arbeitslose Jugendliche gestrichen worden, das sei doch ein Skandal, wetterte eine ältere Dame. Scholz spielte seine ganze Routine aus: "Das empfinde ich nicht sehr viel anders als Sie", sagte er. Um dann ausführlich und allgemeinverständlich zu erklären, dass die Bundesregierung das Geld für Ein-Euro-Jobs gekürzt habe und dass Hamburg alles tue, um die Folgen dieses finanziellen Einschnitts abzumildern. "Aber ich kann mit keinem Zaubertrick dieser Welt erreichen, dass das keine Folgen hat."

Dann trat die Juso-Kreisvorsitzende Delara Burckhardt ans Mikrofon. Die Kritik am Wahlprogramm der Nord-SPD werde Torsten Albig ja beim Landesparteitag der Jusos hören, schickte sie voraus. "Er fürchtet sich jetzt schon", platzte Scholz grinsend dazwischen. Burckhardt kam doch noch zu ihrer Frage - die nach der Metropolregion. "Wir haben bald fünf Millionen Einwohner", sagte Scholz. "Wir werden auf die Kraft dieser Region setzen, das Beste könnte dabei herauskommen." Albig pflichtete bei: "Dieses Lied werden wir immer wieder singen."

Möglicherweise bald in einem kleinen norddeutschen Chor aus SPD-Regierungschefs. Scholz und Albig machten jedenfalls einen harmonischen Eindruck. Nach dem gemeinsamen Auftritt im Rantzau-Haus gab es noch ein gemeinsames Essen in einem Ahrensburger Restaurant.