Hamfelde ist lustig - und die Hamfelderin Gesa Dreckmann macht daraus eine Show. Der nächste Auftritt ist am Freitag in Eidelstedt.

Hamfelde. Irgendwann lag bei Hamfelde mal Fleisch im Knick. Das hatte ein Mann dort deponiert, weil er zwischen Schlachter und Party nicht noch mal nach Hause gehen wollte. So praktisch denkt man in Hamfelde. Und es ging ja auch alles gut. Für den Mann, weil das Fleisch die Nacht im Knick unbeschadet überstand. Und für Gesa Dreckmann, die Mann und Fleisch zu Hause absetzte. Sie hatte danach zwar Marinade am Autofenster, aber eine schöne Anekdote für ihr Bühnenprogramm.

Gesa Dreckmann ist Komikerin und kommt aus Hamfelde. Die Witze über ihren Namen hat sie alle schon gehört, die Witze über das Dorfleben aber werden nie ausgehen. "Es passiert ja immer was Neues. Man muss sich nur hinstellen und beobachten", sagt sie. Das hat sie getan, eine Kindheit und eine Jugend lang. Nun ist sie 35 Jahre alt und kann 25 Minuten am Stück lustig sein, bei ihrem nächsten Auftritt sogar fast doppelt so lang. Das wird ihre bislang größte Show.

Wer nun glaubt, sie mache sich über Dörfer und über Dörfler lustig, beachte ihr T-Shirt auf dem Foto zu diesem Text. "I love Dorf" steht darauf - und das ist nicht ironisch gemeint. "Ich will mit den Leuten lachen, nicht über sie", sagt Gesa Dreckmann. Das T-Shirt gefällt ihr so gut, dass sie sogar zwei davon hat, dann kann sie es öfter tragen.

Und genau wie das T-Shirt mag sie Hamfelde. Vielleicht noch ein bisschen mehr sogar, denn schließlich ist sie früher auf Pony Gundi durchs Dorf geritten. Gäbe es kein anderes Argument für Hamfelde, wäre allein dieses ausreichend. Schließlich macht ein Pony alles prima - fragen Sie jedes Mädchen zwischen sechs und 14 Jahren.

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Es muss aber noch weitere Vorzüge geben, denn Gesa Dreckmann hat zwar kein Pony mehr und wohnt inzwischen in Hamburg, fährt aber auch heute noch gern nach Hause zu ihren Eltern. "Ich hab' mich dort immer wohl gefühlt", sagt sie. Noch heute leben viele ihrer Freunde auf dem Land - diese Tatsache ist, neben dem T-Shirt, ein weiterer Beweis dafür, dass Dreckmann sich nicht böse lustig macht über Hamfelde.

Sie bringt eben nur ein bisschen Dorf in die Stadt, nach Hamburg, Köln und Berlin etwa. Die Idee dazu entstand, weil Gesa Dreckmann nicht immer nur eine Figur spielen, sondern auch auf der Bühne mal sie selbst sein wollte. Manchmal imitiert sie auch jemanden, Tooske Ragas zum Beispiel. Die ist ein bisschen bekannt aus dem Fernsehen, als ehemalige Moderatorin der Sendung "Deutschland sucht den Superstar". Gesa Dreckmann ahmt deren niederländischen Dialekt nach. Dialekte kann sie gut, fast so gut wie Dorf.

"Ich habe überlegt: Was ist lustig an mir? Und so eine wie mich gibt es in der Szene noch nicht", sagt Gesa Dreckmann. Besonders an ihr sei eben auch die Kombination Haiti-Hamfelde. Ihre Mutter stammt aus dem Inselstaat. Sie traf Gesa Dreckmanns Vater in Lüneburg. Er war Soldat, sie lernte am Goethe-Institut deutsch. Die beiden verliebten sich, zogen in den Geburtsort des Vaters und zogen dort drei Kinder groß.

Wie das so war, als "Schwatte vom Dorf" ganz generell und spezieller bei Scheunenfesten ("Die eine Hälfte der Besucher kennst du, die andere sind dein Vater und dein Bruder"), erzählt Tochter Gesa seit Anfang vergangenen Jahres. Damals begann sie, regelmäßig aufzutreten. Vorher ließ sie sich zur Schauspielerin ausbilden, küsste Old Shatterhand 72 mal bei den Segeberger Karl-May-Spielen und trat in Werbespots für Bananen und Käse auf.

Aber sie will Comedy machen. "Am Anfang ist es natürlich schwer, davon zu leben. Trotzdem, die Hauptsache ist, dass man mit dem, was man macht, glücklich ist", sagt Gesa Dreckmann. Aber: "Das heißt nicht, dass ich nicht bezahlt werden will!"

Ihr nächster Auftritt in Hamburg ist am Freitag, 27. Januar, im Eidelstedter Bürgerhaus beim Comedy Pokal, einem der größten Kleinkunstwettbewerbe in Deutschland. Und im April wird sie gegen zehn, elf andere Leute lustig sein: beim Jahresfinale der Quatsch-Comedy-Club-Talentschmiede. Der Show, bei der auch Cindy aus Marzahn bekannt wurde.

Bei beiden Auftritten wird das Publikum auf lustig eingestellt sein, das macht es leichter. "Auf Kleinkunstbühnen tritt man manchmal nach jemandem auf, der Mantras gesungen oder Rhönrad geturnt hat. Danach möchte nicht immer jeder Comedy sehen", sagt Dreckmann. Ausgebuht wurde sie aber noch nie, zum Glück, nur manchmal abgelenkt, von einer Frau mit Strohhut und Sonnenbrille etwa, weil die so merkwürdig aussah.

Ihr Lieblingswitz ist übrigens folgender: "Was ist grün und trägt ein Kopftuch? Eine Gürkin". Kurz und präzise sei das.

Hat aber nichts mit Hamfelde zu tun. Dorfbezogen erzählt sie auf der Bühne zum Beispiel, dass man dort eigentlich oft nur ein Wort hört: "mjoah" - die Schreibweise kann abweichen. Oder sie erzählt von Cola-Korn, von dem sie mehr trinken kann als ihr Freund Onoff. Onoff wegen der Art der Beziehung, mal "on", mal "off", das hat aber auch nichts mit Hamfelde zu tun. Mit Hamfelde zu tun hat Gesas Art zu reden: "Vadder", "Kooan", "mjoah". Und mit Gesa zu tun hat, dass Hamfelde jetzt vielleicht ein bisschen berühmt wird, unter anderem als der Ort mit dem Fleisch im Knick.